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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Einauge hier reden: Der fängt langsam an, fürchterlich zu furzen.«
    Harrison rief nach seinem Adjutanten. »Schicken Sie Korporal Withers und vier Soldaten herein, und zwar sofort.«
    Hooch bewunderte es, wie Harrison die Militärdisziplin aufrechterhielt. Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis die Soldaten eingetroffen waren. Korporal Withers salutierte und sagte: »Jawohl, Sir, General Harrison.«
    »Laßt dieses Tier von dreien Eurer Leute hinaus in den Stall schaffen.«
    Korporal Withers gehorchte sofort, nur kurz hielt er inne, um zu sagen: »Jawohl, Sir, General Harrison.«
    General Harrison. Hooch lächelte. Er wußte, daß Harrison lediglich ein Patent als Oberst unter General Wayne im letzten Französischen Krieg gehabt hatte, und selbst damals war er keine Leuchte gewesen. General. Gouverneur. Was für ein pompöser ...
    Doch inzwischen sprach Harrison wieder zu Withers und blickte dabei Hooch an. »Und nun werdet Ihr und der Gefreite Dickey so freundlich sein, Mr. Palmer hier festzunehmen und einzusperren.«
    »Mich festnehmen!« rief Hooch. »Wovon redet Ihr da!«
    »Er trägt mehrere Waffen bei sich, deshalb werdet Ihr ihn gründlich durchsuchen müssen«, sagte Harrison. »Ich empfehle, ihn hier zu entkleiden, bevor Ihr ihn in die Zelle bringt, und ihn auch entkleidet zu lassen. Wir wollen doch nicht, daß dieser gewandte alte Knabe uns noch entkommt.«
    »Weshalb nehmt Ihr mich fest?«
    »Oh, wir haben doch einen Haftbefehl gegen Euch wegen unbezahlter Schulden vorliegen«, sagte Harrison. »Und außerdem seid Ihr beschuldigt worden, Whisky an die Roten zu verkaufen. Da werden wir natürlich Eure gesamte Habe beschlagnahmen müssen – diese verdächtig aussehenden Fässer, die meine Jungs schon den ganzen Tag ins Staket schleppen – und sie verkaufen, um für Eure Schulden aufzukommen. Wenn wir dafür genug bekommen und Ihr die häßlichen Vorwürfe widerlegen könnt, die Roten mit Fusel zu vergiften, nun, dann werden wir Euch auch wieder freilassen.«
    Worauf Harrison aus seinem Office stolzierte. Hooch fluchte und spuckte und machte einige deftige Bemerkungen über Harrisons Frau und seine Mutter, doch der Gefreite Dickey hielt eine Muskete in der Hand. Daher ergab sich Hooch der Entkleidung und Durchsuchung. Schlimmer wurde es allerdings, und da fluchte er auch wieder mächtig, als Withers ihn splitternackt durch das Fort führte, ohne ihm auch nur eine einzige Decke zu geben, und ihn in einem Lagerraum einsperrte. Ein Lagerraum, der noch mit den leeren Fässern der letzten Branntweinlieferung gefüllt war. Zwei Tage lang saß er in diesem verriegelten Lagerraum, bevor sein Prozeß begann, und die erste Zeit bewegten ihn Mordgedanken. O ja, er hatte viele Racheeinfälle. Er dachte daran, die Spitzenvorhänge in Harrisons Haus in Brand zu setzen oder den Schuppen, wo der Whisky gelagert wurde, daran, alle nur erdenklichen Feuer zu entzünden. Denn was nützte es schon, ein Funke zu sein, wenn man seine Fähigkeit nicht dazu einsetzen konnte, um es Leuten heimzuzahlen, die sich erst als Freunde ausgaben und einen dann ins Gefängnis sperrten?
    Doch Hooch legte keine Feuer, weil er kein Narr war. Zum einen wußte er, daß jedes Feuer im Staket sich höchstwahrscheinlich binnen einer halben Stunde über die ganze Befestigungsanlage ausgebreitet hätte. Und da hätte es gut passieren können, daß man in dem allgemeinen Durcheinander zwar Frauen, Kinder, Branntwein und Schießpulver rettete, dabei aber einen gewissen Whiskyhändler vergaß, der in einem Lagerraum eingesperrt war. Hooch war nicht begierig darauf, in einem Feuer zu enden, das er selbst gelegt hatte – so etwas war doch keine richtige Rache! Zum Feuerlegen blieb noch Zeit genug, wenn sich ihm eines Tages eine Schlinge um den Hals legen sollte, doch würde er nicht das Risiko eines Feuertods eingehen, nur um wegen einer Angelegenheit wie dieser Genugtuung zu bekommen.
    Der eigentliche Grund aber, weshalb er kein Feuer legte, war nicht die Furcht, sondern der blanke Geschäftssinn. Harrison war so verfahren, wie er es getan hatte, um Hooch zu zeigen, daß ihm die Art und Weise nicht gefiel, in der Hooch die Branntweinlieferungen verzögert hatte. Harrison zeigte ihm damit, daß der Macht besaß, Hooch dagegen nur Geld. Nun gut, sollte Harrison doch den mächtigen Mann spielen. Hooch wußte auch einige Dinge. Er wußte beispielsweise, daß das Wobbish-Land eines Tages den US-Kongreß in Philadelphia um den Staatsstatus angehen würde.

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