Der rote Prophet
Alvin zusah, wie Ta-Kumsaw den Fluß entlangpaddelte, bis er verschwunden war, meinte er, daß es sich einfach nicht so anfühlte, als hätte Ta-Kumsaw verloren. Als sei es in der Schlacht überhaupt nicht um Ta-Kumsaw gegangen. Es war um den weißen Mann gegangen und darum, ob er dieses Land wert war. Der weiße Mann mochte glauben, daß er gesiegt habe, doch in Wahrheit war er es, der verloren hatte. Denn als Ta-Kumsaw den Wobbish hinunter zum Hio paddelte, den Hio hinunter zum Mizzipy, nahm er das Land mit, den Grüngesang; was der weiße Mann mit soviel Blut und Unehrlichkeit gewonnen hatten, war nicht das lebendige Land des roten Mannes, sondern nur sein Leichnam. Und er würde unter seinen Fingern zu Staub werden.
Aber Alvin war ein weißer Mann und kein Roter, was immer andere auch sagen mochten. Und ob es nun unter seinen Füßen verfaulte oder nicht, dieses Land war alles, was sie hatten.
Und so schritt Alvin am Ufer des Wobbish flußabwärts; er wußte, daß er dort, wo sich der Tippy-Canoe in den größten Strom ergoß, seinen Pa und seine Ma finden würde, die darauf warteten zu erfahren, was mit ihm in jenem Jahr geschehen war, seit er sich aufgemacht hatte, um am Hatrack River eine Lehre als Schmied anzutreten.
19. Heimkehr
Napoleon trug keine Ketten während seiner Rückkehr nach Frankreich. Er schlief in der zweiten Kabine und speiste am Tisch des Gouverneurs La Fayette, der nur zu froh war, ihn dabeizuhaben. In den heißen Nachmittagen der Atlantiküberquerung vertraute La Fayette Napoleon alle seine Revolutionspläne an, ihm, seinem liebsten Freund; und Napoleon machte hilfreiche Vorschläge, wie man die Revolution sehr viel schneller und sehr viel wirkungsvoller vorantreiben könne.
»Das Beste an all diesen traurigen Ereignissen«, sagte La Fayette an dem Tag, als der Ausguck zum ersten Mal die Küste der Bretagne ausmachte, »ist, daß wir jetzt Freunde sind und daß die Revolution ihres Sieges sicher sein kann, weil Ihr nun Teil davon seid. Wenn ich mir vorstelle, daß ich Euch einst mißtraute, weil ich Euch für ein Werkzeug des Königs hielt. Ein Werkzeug Charles'! Doch schon bald wird Frankreich erfahren, welch ein Held Ihr seid, und es wird dem König und Frederic die Schuld für die Einnahme und das Schleifen Detroits geben. Dieses ganze Gebiet ist nun in den Händen von Protestanten und Wilden, während wir dagegen dem Volk Frankreichs ein besseres Leben anbieten können. Ach, Napoleon, in all den Jahren, da ich die Demokratie plante, habe ich mich nach einem Mann gesehnt, wie Ihr einer seid. Alles, was wir dazu brauchten, wir Feuillants, war ein Führer, ein Mann der uns leiten, der Frankreich in die wahre Freiheit führen konnte.« Und La Fayette seufzte und sank noch tiefer in die Kissen seines Sessels.
Napoleon hörte zwar zufrieden zu, zugleich aber war er auch traurig. Denn er hatte geglaubt, daß La Fayette aufgrund irgendeiner inwendigen Kraft gegen seinen Charme immun gewesen sei. Und nun hatte er erfahren, daß es nur ein närrisches Amulett gewesen war, daß La Fayette wie jeder andere gewöhnliche Mensch war, wenn es darum ging, Napoleon Widerstand zu entbieten. Und nun, da dieses Amulett in einem Massengrab vor Detroit lag, zweifellos noch immer an die verfaulenden Knochen des Frederic de Maurepas gekettet, erkannte Napoleon, daß er auf dieser Welt niemals seinesgleichen finden würde. Kein Mensch würde ihm je widerstehen können. Also lauschte er La Fayettes Geplauder mit wehmütiger Sehnsucht nach jenem Mann, für den er La Fayette einst gehalten hatte.
Die Männer an Deck waren emsig und eilten umher, machten zehntausend Geräusche, denn nun liefen sie Land an; Napoleon war endlich wieder zu Hause.
Ta-Kumsaw brauchte den dichten Nebel nicht zu fürchten, der sich an der Mündung des Hio über das Wasser legte und in den Mizzipy ergoß, denn er kannte den Weg, kannte die Strömungen: Nach Westen. Jenes Ufer würde sein Refugium sein, seine Sicherheit, das Ende seines Lebens.
Denn etwas anderes sah er nicht mehr vor sich. Das Land westlich des Mizzipy war das Land seines Bruders, der Ort, an den der weiße Mann nicht kommen würde. Das Land selbst, das Wasser, jedes Lebewesen würde darauf hinarbeiten, jene Weißen abzuhalten, die töricht genug waren zu glauben, daß der rote Mann noch einmal besiegt werden könnte. Doch was das rote Volk jetzt brauchte, war die Gabe des Propheten und nicht die eines Kriegers wie Ta-Kumsaw. Im Osten, unter den gefallenen Roten
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