Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Anlegestelle von Carthage City festmachten. Ja, der Sergeant salutierte ihm sogar! Das war wirklich etwas anderes als die Behandlung, die ihm die U. S. Marshals in Suskwahenny hatte angedeihen lassen, die hatten sich benommen, als wäre er irgendein Dreck, den sie gerade vom Klositz abgekratzt hatten. Hier draußen in diesem neuen Land behandelte man freisinnige Männer wie Hooch noch wie Gentlemen, und das gefiel Hooch. Sollten die Pioniere doch mit ihren zähen, häßlichen Weibern und den drahtigen kleinen Bälgern losziehen, um Bäume zu fällen und Furchen in den Erdboden zu ziehen und Mais und Schweine zu züchten, um ihr karges Leben zu fristen. Das war nichts für Hooch. Er kam später, nachdem die Felder alle wohlbestellt waren und ordentlich aussahen, wenn die Häuser alle in prächtigen Reihen an gewinkelten Straßen standen, dann würde er mit seinem Geld das größte Haus in der Stadt kaufen, und der Bankbesitzer würde vom Gehsteig springen und in den Schlamm ausweichen, um ihm den Weg freizumachen.
    »Wir werden das Boot hier entladen, Mr. Hooch«, sagte der Sergeant.
    »Ich habe eine Inventarliste dabei«, erwiderte Hooch, »also laßt Eure Jungs hier nicht plündern. Obwohl es sein könnte, daß es da ein Faß guten Rye-Whisky geben könnte, das irgendwie nicht mitgezählt worden ist. Ich möchte wetten, daß es niemandem auffallen würde, sollte dieses Faß plötzlich fehlen.«
    »Wir werden so vorsichtig sein wie möglich, Sir«, sagte der Sergeant, doch sein Lächeln war so breit, daß sogar seine Backenzähne zu sehen waren. Und Hooch wußte, daß der Mann schon eine Möglichkeit finden würde, um mindestens die Hälfte dieses Fasses für sich zu behalten. Wenn er dumm sein sollte, würde er sein halbes Faß an die Roten verkaufen. Doch von einem halben Faß Whisky wurde man nicht reich. Nein, wenn dieser Sergeant klug war, würde er dieses halbe Faß Schluck um Schluck mit jenen Offizieren teilen, die ihn am wahrscheinlichsten zu einer Beförderung vorschlagen würden, und wenn er dabeiblieb, würde dieser Sergeant eines Tages nicht mehr draußen irgendwelche Flachboote in Empfang nehmen, nein, dann würde er im Offiziersquartier sitzen, mit einer hübschen Frau im Schlafzimmer und einem guten Stahlschwert an der Hüfte.
    »Gouverneur Harrison möchte Euch sprechen«, sagte der Sergeant.
    »Und ich möchte ihn sprechen«, erwiderte Hooch. »Aber zuerst einmal brauche ich ein Bad und muß mich rasieren und die Kleider wechseln.«
    »Der Gouverneur sagt, Ihr sollt im alten Haus wohnen.«
    »Im alten Haus?« fragte Hooch. Harrison hatte das Amtsgebäude erst vor vier Jahren bauen lassen. Hooch fiel nur ein einziger Grund ein, weshalb Bill schon so bald ein neues Gebäude hätte errichten können. »Ach, hat Gouverneur Bill sich jetzt eine neue Frau besorgt?«
    »Hat er«, bestätigte der Sergeant. »So hübsch, wie man sich nur denken kann, und erst fünfzehn Jahre alt, was meint Ihr dazu! Aber sie stammt aus Manhattan, daher spricht sie nicht sehr viel Englisch. Jedenfalls klingt es nicht nach Englisch, wenn sie den Mund aufmacht.«
    Das war Hooch nur recht. Er sprach sehr gut Holländisch, fast so gut wie Englisch und sehr viel besser als Shaw-Nee. Er würde sich schon bald mit Bill Harrisons Frau anfreunden. Ob Bill Harrison wohl seine Kinder hierher bringen würde, jetzt, da er eine zweite Frau hatte? Hooch wußte nicht mehr genau, wie alt diese Jungen jetzt sein mochten, aber wohl alt genug, um das Pionierleben zu genießen.
    Am Tor des Stakets blieb Hooch stehen. Also das war wirklich nett: Zusammen mit den üblichen Zaubern und Talismanen, mit denen Feinde und Feuersbrünste und ähnliches abgewehrt werden sollten, hatte Gouverneur Bill ein Schild aufhängen lassen, das so breit war wie das Tor. Darauf stand in großen Lettern:
    CARTHAGE CITY

    und darunter in kleineren Buchstaben:
    HAUPTSTADT DES STAATES WOBBISH

    Genau das also, was man vom alten Bill erwartete. In gewisser Weise war dieses Schild wahrscheinlich mächtiger als jeder Zauber. So wußte Hooch als Funke beispielsweise, daß der Zauber gegen das Feuer ihn nicht aufhalten konnte. Er würde es ihm nur schwerer machen, in seiner unmittelbaren Nähe ein Feuer zu entfachen. Doch wenn er irgendwoanders einen guten Brand entfachte, würde dieser Zauber genauso verbrennen wie alles andere. Aber dieses Schild, auf dem Wobbish als Staat und Carthage als seine Hauptstadt bezeichnet wurden, mochte tatsächlich seine eigene Macht haben,

Weitere Kostenlose Bücher