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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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hing er schlaff in den Ketten.
    Mogda wusste aus seiner Erfahrung mit Orks, dass es falsch war, in einer Situation wie dieser persönliche Freundschaften zu zeigen. Folterer nutzten die Schwäche, wenn sie mit Schmerzen nicht weiterkamen.
    »Na, wie gefällt es dir, wenn deine Freunde leiden, nur weil du nicht reden willst?«, höhnte Meister.
    Schwachkopf war mittlerweile mit dem Anzünden der Fackeln fertig. Er konnte sich gar nicht satt sehen am Leiden des jungen Soldaten. Sein Blick wanderte unentwegt hin und her zwischen Finnegan und dem glühenden Eisen. Mogda sah ihm an, dass er nur allzu gerne selbst Hand angelegt hätte.
    »Es sind Menschen«, antwortete Mogda. »Sie sind klein und schwach. Es ist mir egal, was ihr mit ihnen anstellt. Aber ihr solltet darüber nachdenken, was ihr eurem eigenen Volk antut.«
    Die beiden hatten sich daran gewöhnt, von dem Oger eine passende Antwort zu bekommen. Was sie jedoch nicht ertragen konnten, war, wenn er Recht hatte. Um ihm zu zeigen, wie sehr sie diese Zurechtweisungen hassten, hielt Meister die glühende Stange auf Finnegans Bauch. Dessen Reaktion darauf war nur noch ein leises Wimmern. Schwachkopf hingegen sprang umher, klatschte in die Hände und kicherte wie ein kleines Mädchen.
    »Sag mir noch einmal, wie die Frage lautete«, grollte Mogda. »Immer wenn ich in eure Gesichter sehen muss, dreht sich mir der Magen um, und mein Kopf ist wie leergefegt.«
    Meister kam auf Mogda zu und fuchtelte mit dem Brecheisen vor seinem Gesicht herum. Schwachkopf hing an seinem Rockzipfel. Von Zeit zu Zeit zeigte sich sein breites Grinsen hinter dem massigen Körper seines Ausbilders.
    »Lord Sigurt möchte wissen, wer euch nach Turmstein geschickt hat, wie viele ihr seid und was ihr vorhabt«, wiederholte Meister seine Frage.
    Mogda versuchte nachdenklich zu wirken.
    »Drei«, stieß er hervor und ließ den Mund offen stehen, um einen möglichst dümmlichen Eindruck zu machen.
    »Was drei?«, fauchte Meister.
    »Wir sind drei«, erklärte der Oger. »Das wolltest du doch wissen. Kann ich jetzt etwas zu essen haben?«
    Zur Antwort bekam Mogda die Brechstange auf den Oberschenkel.
    »Du kommst dir wohl besonders schlau vor, Oger. Glaub mir, wir haben bis jetzt noch jeden kleingekriegt.«
    Mogda hegte keinen Zweifel, dass in diesen Gewölben schon genug Geständnisse über die Lippen von Schuldigen wie Unschuldigen gekommen waren. Irgendwann war der Punkt erreicht, wo jeder alles zugab. Er nahm sich vor, es den Folterknechten nicht zu leicht zu machen. Für ihn bräuchten sie gröberes Werkzeug als eine plumpe Eisenstange.
    »Dann fang endlich mit deiner Arbeit an und hör auf, die beiden Menschen zu quälen. Oder traust du dich etwa nicht an einen Oger heran? Ich bin gefesselt und unbewaffnet, das sollte als Ansporn doch wohl genügen.«
    Die beiden Folterknechte wirkten verunsichert und enttäuscht zugleich. Meister sah sich suchend um, und sein Blick traf dabei auf das einfältig grinsende Gesicht von Schwachkopf. Zornbebend packte er den Gehilfen am Ohr und zwang ihn in die Knie.
    »Nennst du das Hilfe? Hier sieht es aus wie auf einem Misthaufen. Mach dich nützlich und fang endlich an, sauber zu machen.«
    Schwachkopf verlor keine Zeit und sammelte mit den Händen kleine Holzsplitter vom Boden auf. Mit einem Fußtritt gegen die Schulter und einem weiteren in das Hinterteil seines Untergebenen spornte Meister diesen zu größerer Eile an.
    »Lord Sigurt hat gesagt, wir sollen dich unversehrt lassen. Er hat noch Großes mit dir vor.«
    Mogda schenkte den Worten seines Gegenübers nicht sonderlich viel Glauben. Erst als er sah, dass es Meister peinlich war, so viel verraten zu haben, dachte er darüber nach. Der Folterknecht machte seinem unguten Gefühl Luft, indem er einen Eimer mit Nägeln umstieß und diese auf dem Boden verteilte.
    »Räum das weg, Schwachkopf«, brüllte er und stampfte zurück in den Nebenraum.
    Mogda nutzte den Lichtschein der Fackeln, um Barrasch und Finnegan zu beobachten. Beide waren noch am Leben. Barraschs Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und ruhig. Finnegans Atmung war kurz und flach. Er schien unter Schock zu stehen.
    »He, Junge«, sagte Mogda. Die Anrede Schwachkopf vermied er. Er wollte keine zusätzliche Feindseligkeit bei dem Jungen schüren. Ihre Beziehung war ohnehin nicht die beste.
    »Wenn du nicht willst, dass die Männer dort drüben vorzeitig sterben und euch den Spaß verderben, solltest du ihnen etwas zu trinken

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