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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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rutscht.«
    Noch bevor Mogda ausgesprochen hatte, griff Meister nach der Brechstange und drohte, sie dem Oger über den Schädel zu ziehen. Er wurde durch ein Klopfen an der Kerkertür unterbrochen.
    »Lord Sigurt bittet um Einlass«, ertönte die Stimme eines Wachsoldaten.
    »Ich bitte niemals. Und schon gar nicht, wenn ich in meinen eigenen Kerker gelangen will«, zischte Sigurt die Wache an.
    Man hörte, wie er mit der ledernen Knute auf den Soldaten eindrosch.
    Als Schwachkopf die eiserne Tür öffnete und Lord Sigurt das Kellergewölbe betrat, sah Mogda die blutigen Striemen im Gesicht des Wachpostens. Sigurt war in Begleitung seines Hofmagiers Libriandus und zweier weiterer Wachen.
    »Hat er schon geredet?«, bellte er.
    »Reden tut er ständig, aber den Verrat will er nicht zugeben, Eure Lordschaft«, gestand Meister demütig.
    Sigurt ließ seinen Blick umherschweifen. Natürlich passte ihm die Antwort nicht. Offenbar suchte er nach etwas oder jemanden, an dem er seine Wut auslassen konnte.
    »Was ist das hier?«, brüllte er, »eine Folterkammer oder ein Freudenhaus? Die beiden Männer da scheinen zu schlafen, und der fette Oger sieht aus, als ob er sich prächtig amüsiert.«
    Der Kerkermeister und sein Geselle achteten darauf, gebührenden Abstand zur Lordschaft zu halten, um nicht Bekanntschaft mit der Knute zu machen.
    »Vielleicht sollte ich dich als Hofnarren beschäftigen, Schwachkopf«, brüllte Sigurt den Kerkermeister an.
    »Schwachkopf ist der andere«, unterbrach Mogda Lord Sigurt mit erschöpfter Stimme.
    »Da hast du es! Er hat sogar noch genug Kraft, mich zu verhöhnen. Noch einen Tag in eurer Gesellschaft, dann fordert er womöglich den Thron von mir.«
    Die beiden Wachen hatten sich am Eingang postiert und standen immer stramm. Libriandus hatte sich weiter hineingewagt und betrachtete die verschiedenen Folterwerkzeuge. Vorsichtig näherte er sich Mogda. Sein Blick fiel auf die Daumenschraube am Boden. Unsicher stieß er sie mit dem Fuß an. Seine Augen waren zu Boden gerichtet, und Mogda hatte das Gefühl, dass er sich scheute, ihn anzusehen.
    »Los, holt Wasser und weckt Hauptmann Barrasch und seinen Lakaien auf!«, befahl Sigurt den Folterknechten. »Dann werde ich euch zeigen, wie man eine Befragung durchführt. Und zwar so, dass man Antworten bekommt.«
    Zwei Holzkübel Wasser wurden über Barrasch und Finnegan entleert. Doch zu Lord Sigurts Unmut kamen die beiden nicht zu Bewusstsein. Außer einem leisen Stöhnen und dem Versuch, sich aus den Ketten zu winden, zeigten sie keine Regung.
    »So, nun zu dir, du Unhold«, sagte Sigurt. »Wenn ich noch ein Wort von dir höre, verspreche ich dir, einen der beiden zu töten. Du wirst einfach nicken oder den Kopf schütteln, statt zu reden. Haben wir uns verstanden?«
    Mogda war immer wieder überrascht, wie es bei den Menschen gerade die Verrücktesten schafften, sich andere untertan zu machen. Jetzt war gerade einer von ihnen dabei, die Königswürde zu erlangen. Dennoch durfte man Sigurt nicht unterschätzen. Er war nicht dumm, und er war dazu fähig, seine Drohungen wahr zu machen. Das Leben anderer Menschen hatte für ihn augenscheinlich keinen besonders hohen Stellenwert. Mogda nickte.
    »Gibst du zu, dass Lord Felton dich und die beiden anderen nach Turmstein geschickt hat, um mich zu töten?«
    Mogda schüttelte den Kopf.
    »Du lügst!«, schrie Lord Sigurt, außer sich vor Wut. »Felton steckt mit den Kreaturen Tabals unter einer Decke. Er war es, der bei den Angriffen dieser dunklen Teufel vor den Stadttoren stand. Er war der Einzige, dessen Leben nicht in Gefahr war. Und weißt du, warum?«
    Mogda schüttelte den Kopf.
    »Er hat das alles eingefädelt. Er will sich selbst zum König krönen.«
    Mogda war erstaunt, wie der Lord seine eigenen Machtgelüste auf Felton projizierte. Er konnte nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was er selbst geplant hatte, und dem, was andere ausheckten.
    »Ich frage dich zum letzten Mal: Steckt Felton hinter all dem?«
    Mogda schüttelte den Kopf.
    Statt erneut in Tobsucht zu verfallen, wandte sich Lord Sigurt ab. Er ging geradewegs auf den alten Haublock zu und zog das rostige Beil aus dem Stamm. Fast liebevoll strich er mit den Fingern über die Klinge. Einen Moment später stand er vor Barrasch. Mit der freien Hand packte er ihn an der Schulter und holte zum Schlag aus. Das gedämpfte Geräusch, als die Klinge auf den Stein traf, verhieß nichts Gutes. Von Barrasch selbst hörte man nur ein

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