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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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geben.«
    »Darf nicht«, kam als Antwort.
    »Wer sollte etwas dagegen haben?«
    »Meister.«
    »Dein Meister ist etwas ungestüm. Du solltest selbst Entscheidungen treffen. Wenn du meinst, dass etwas richtig ist, dann tu es einfach.«
    Schwachkopf hörte auf, die Nägel vom Boden zu klauben und hockte sich vor Mogda hin. Sein Gesichtsausdruck verriet dem Oger, dass er über etwas nachdachte – oder etwas zwischen den Zähnen hatte. Allerdings schien der Folterknecht sehr intensiv überlegen zu müssen, denn seine Beißwerkzeuge wollten gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Offensichtlich war er nicht weniger einfältig als der dümmste Ork.
    »Ich sage Lord Sigurt auch, was für ein guter Foltermeister du bist.«
    Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Schwachkopf sprang auf und eilte zu einem Eimer mit Wasser. Er nahm eine Schöpfkelle voll und flößte sie Finnegan ein; danach war Barrasch an der Reihe. Dann eilte er zurück, schnappte sich einen kleinen Hammer und schlug Mogda mit voller Wucht vor das Schienbein.
    »Aua! Was soll das, du Schwachkopf«, brüllte Mogda.
    Der Gehilfe aber hockte schon wieder über seinen verschütteten Nägeln und sammelte sie weiter ein. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht, als er hochschaute.
    »Was ist denn da los?«, schrie Meister von nebenan. »Kann man euch denn keinen Moment alleine lassen?«
    »Nichts, Meister«, erklang die ängstliche Stimme von Schwachkopf.
    »Wir haben uns nur nach deiner Gesellschaft gesehnt«, ergänzte Mogda.
    »Du wirst dir noch wünschen, mir nie begegnet zu sein«, grunzte Meister.
    Voller Stolz präsentierte er zwei halb zusammengeschraubte Holzstücke. Jede Hälfte hatte in der Mitte eine Aussparung. In den Augen des Folterers funkelte pure Bosheit, als er die Stellschrauben enger zusammenzog. Das dämonische Grinsen und das hysterische Lachen von Schwachkopf ließen Mogda ahnen, dass sie sich nun mit ihm beschäftigen würden. Meister schob die Apparatur über Mogdas Daumen. Bereitwillig ließ der Oger die Prozedur über sich ergehen. Gegenwehr hätte nur zu Folge gehabt, dass sie ihm zuerst andere Schmerzen zufügten, um dann doch an ihrem Plan festzuhalten. Gleichgültigkeit verringerte zwar nicht die Schmerzen, aber sie gewährte den Folterern weniger Spaß an ihrer Arbeit.
    »Na, du Ausgeburt Tabals, jetzt werden wir sehen, wie hart du wirklich bist«, drohte Meister.
    Mogda blickte auf die Klemme, die sich um seinen Daumen schloss.
    »Jetzt darfst du die Braut küssen«, sagte er, spitzte die Lippen und schloss die Augen.
    Meister hatte wenig Sinn für den Humor des Ogers. Bevor Mogda die Augen wieder öffnete, zog der Folterknecht die Daumenschraube an. Der Oger spürte, wie sich die Klemme um den Finger spannte. Sein Puls schnellte hoch.
    Meister begann mit der Befragung. Es waren dieselben Fragen, die er schon seit Tagen stellte und die auch Lord Sigurt an ihn gerichtet hatte. Mogda hatte sie bereits alle beantwortet – mehrfach. Doch Keine Auskunft schien ihnen zu gefallen; somit konnte er genauso gut schweigen. Die Daumenschraube wurde weiter zusammengepresst. Mogda spürte, wie das Fleisch um seine Knochen rissig wurde und zu bluten begann.
    »Sag schon, warum Lord Felton euch hier hergeschickt hat. Gib zu, dass ihr Lord Sigurt töten solltet. Stecken noch andere hinter diesem verräterischen Attentat?«
    Mogda achtete gar nicht mehr auf die Worte. Die Schmerzen waren unerträglich. Eine Wunde im Kampf war bereits vergessen, bevor sie zu bluten aufhörte, doch das hier war etwas anderes. Der Schmerz war anhaltender, er traf ins Mark, und hinzu kam die persönliche Erniedrigung. Keiner dieser beiden Wichte wäre je in der Lage gewesen, ihm das anzutun, wenn er nicht angekettet gewesen wäre. Sie waren nicht würdig, ihn zu verletzen. Daher verweigerte er ihnen auch die Genugtuung, laut zu schreien oder zu wimmern. Er ließ die Folter stumm über sich ergehen, in der Hoffnung, es den beiden irgendwann heimzahlen zu können.
    Meister zog die Schrauben abermals an. Mogda spürte, wie der Fingernagel unter dem Druck des Holzes riss und ein Knochen brach. Dann endlich gab der hölzerne Bügel nach und ließ das Gestell bersten. Von Schmerzen betäubt schaute Mogda auf das blutige Gestell vor seinen Füßen.
    »Das hier war nur ein Modell«, sagte Meister. »Ich werde es verbessern.«
    Mogda schluckte, bevor ihm eine passende Antwort einfiel.
    »Das Ding war ein bisschen zu weit. Ich hatte schon Angst, dass es mir vom Finger

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