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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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schmale Gasse zu wählen. Die wenigen Einwohner, die ihnen entgegenkamen, flohen entweder zurück in ihre Häuser oder warfen sich einfach zu Boden. Mogda warf sich mit voller Wucht gegen den Karren und drückte ihn vorwärts. Die Hälfte der sorgsam auf dem Stand aufgereihten Früchte ging über Bord. Wulbart hatte Schwierigkeiten, sich durch das Durcheinander an zermatschtem Obst zu kämpfen, ohne darauf auszurutschen. Gellende Schreie ertönten auf der anderen Seite des Karrens, als Mogda ihn durch die Gasse schob. Von Zeit zu Zeit schlugen Hindernisse gegen die Karrenwand, und es war kaum auszumachen, ob es sich um Bewohner, Feinde oder vielleicht nur Zäune handelte. Jedenfalls gab es nichts und niemanden, der sich dem Gespann erfolgreich entgegenstellte, bis die Gasse schließlich an einem Torbogen endete. Mogda erhöhte das Tempo und stemmte sich gegen die Rückwand des Obststandes. Kreischend verkanteten sich die Radnaben im Mauerwerk und hinterließen tiefe Kerben im Stein. Mogda erhöhte den Druck ein weiteres Mal. Die dünnen Spriegel bogen sich und gaben schließlich nach. Die Vorderachse blockierte, die Ladefläche stellte sich auf und schlug gegen den Torbogen. In einem Regen aus Splittern und Obstresten brach Mogda durch das Tor und gelangte auf einen leeren Marktplatz. In südlicher Richtung lag der Turm, dessen weit auslaufende Treppenstufen hinauf zum halb geöffneten Portal führten.
    Zu spät erkannte Mogda den kleinen Trupp Elfen, der nur auf sie gewartet zu haben schien. Dünne Speere schlugen auf dem Pflaster auf, als sie zu laufen begannen. Mogda packte Wulbart am Kragen und schob sich zwischen ihn und die Angreifer. Wie feine Nadelstiche trafen ihn mehrere Wurfspieße an Schulter und Rücken. Ein weiterer bohrte sich in seine Hand.
    Mogda trieb den Barbaren weiter vor sich her, die Treppenstufen hinauf zum Turm. Keuchend erreichten die beiden das Gebäude und stemmten sich gegen das Portal. Im Inneren angelangt schob Mogda sofort den schweren Riegel vor die Tür, während weitere Geschosse gegen das Holz hämmerten.
    »Ein Kinderspiel«, stöhnte Mogda und verrenkte sich beinahe, um die Pfeile aus seinem Rücken zu ziehen.
    Wulbart ging ihm zur Hand.
    »Gift!«, entfuhr es dem Hünen.
    Misstrauisch begutachtete Mogda eine Pfeilspitze. Pechähnliche Substanz lief zähflüssig vom Schaft herunter und tropfte auf die Steinfliesen.
    »Wollen wir hoffen, dass der Regen den größten Teil abgewaschen hat«, sagte Mogda.
    »Und was, wenn nicht?«, fragte Wulbart unsicher.
    »Dann weckst du mich einfach, wenn alles vorüber ist.«
    Als Mogda sich den letzten Pfeil aus dem Handrücken zog und sich der Halle zuwandte, hoffte er beinahe, das Schlafgift würde seine Wirkung nicht verfehlen.
    Das Innere des Turms erinnerte entfernt an die Haupthöhle im Drachenhorst. Außer einer großzügig angelegten Wendeltreppe aus geschmiedetem Eisen, die zu mehreren gemauerten Plattformen in schwindelerregender Höhe führte, gab es keine weiteren Räume. Die Plattformen waren frei schwebend und wurden nur von jeweils drei gemauerten Rundbögen getragen.
    »Ein beeindruckendes Meisterwerk zwergischer Schmiedekunst«, kommentierte der Barbar.
    »Genau das befürchte ich«, stöhnte Mogda. »Kunst soll man betrachten, nicht darauf herumtrampeln.«
    Bis zur ersten Plattform in rund sechzig Fuß Höhe war kein einziges Fenster zu sehen, was Mogda die Gewissheit gab, dass die Elfen so schnell nicht wieder auftauchen würden. Wulbart eilte hastig voraus, doch als er den ersten Fuß auf die Treppe setzte, zögerte er.
    »Am besten, ich bleibe hinter dir, falls du stecken bleibst«, erklärte der Barbar verlegen.
    Mogda verzog die Mundwinkel, nickte aber zustimmend. Schon nach den ersten Stufen wusste Mogda, dass die Treppe mit Kunst genauso wenig zu tun hatte wie mit Meisterarbeit. Bei jedem Schritt bogen sich die Stufen unter seinem Gewicht durch. Das Geländer gab nach und verzog sich in ovalen Ringen um den Mittelpfeiler.
    »Das ist der Turm vom Hofmagier Libriandus«, sagte Wulbart und hoffte wohl, dem Oger damit Mut zu machen. »Wahrscheinlich hat er die Treppe mit einem Zauber verstärkt.«
    »Wenn nicht, wird er den Rest seines Lebens als der meist gehasste König von Nelbor fristen.«
    Stufe um Stufe arbeiteten sich die beiden voran. Von der Eile, die sie zuvor an den Tag gelegt hatten, war nichts mehr zu spüren. Auf halber Höhe zur ersten Plattform rissen die ersten Verankerungen aus dem Mittelpfeiler und

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