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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Von hier oben hatte man einen beeindruckenden Blick auf die Stadt. Momentan jedoch bot sich den dreien eher der Ausblick in eine Katastrophe. Viele der umliegenden Gebäude standen in Flammen. Die Bewohner Turmsteins waren nur als kleine Punkte zu erkennen, die hektisch durch die Gassen rannten. Einige versuchten, die Brände zu löschen oder zu verhindern, dass sie auf die anliegenden Gebäude übersprangen. Andere wiederum flohen vor den Elfen oder lagen reglos auf dem Straßenpflaster. Zur Gegenwehr entschlossene Stadtwachen waren nirgends zu erkennen.
    Mogda betrachtete den Untergang Turmsteins mit beiläufigem Interesse. Der eigentlich Grund seines Hierseins war ein anderer – der Elf, oder vielmehr das, was jener bei sich trug. Von beidem war allerdings nichts zu sehen.
    »Vielleicht ist er gesprungen«, mutmaßte Wulbart, lehnte sich weit über die Brüstung und starrte in die Tiefe.
    »Gewagter Plan – und wunderbar sinnlos«, erwiderte Mogda missmutig.
    »Nein, warte, er ist noch irgendwo hier oben«, berichtigte sich Wulbart, beugte sich weiter vor und zog sein Schwert.
    Mogda lehnte sich neben dem Menschen über die Brüstung und schaute hinab. Wie Insekten, die vom Licht angezogen werden, stürmten immer mehr dunkle Elfen auf den Turm zu. Sie kamen aus Häusern und dunklen Gassen, und ganze Gruppen rannten auf den breiten Prachtstraßen Turmsteins herbei. Doch statt das Innere des Turmes zu betreten, kletterten sie an der Außenwand hinauf.
    Für einen kurzen Moment legte sich ein dunkler Schatten über die aufgehende Sonne. Mogda wirbelte herum. Sein Gefühl trog ihn nicht. Die schwarze Silhouette kreiste auf halber Höhe zwischen ihnen und der Stadtmauer. Es war einer der schwarzen Drachen, und wie es schien, war die letzte Zeit auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. In einem Flügel prangte ein großes Loch, und eine verletzte Klaue hielt der Drache dicht an den Leib gepresst. Seine Flugfähigkeiten waren eingeschränkt, aber immerhin war es ein Drache; körperlich nicht ganz auf der Höhe vielleicht, dafür aber groß und zornig. Immer wieder streifte er den Turm und riss dabei etliche Elfen mit sich. Einige stürzten einfach in die Tiefe, andere zermalmte der Drache mit seiner gesunden Klaue oder fraß sie noch im Flug. Jetzt war sich auch Mogda sicher, dass der Elf hier war. Kurz entschlossen packte er Libriandus und hielt ihn am ausgestreckten Arm über die Brüstung. Mittlerweile war nicht nur die Seele aus dem königlichen Körper gewichen, sondern auch jegliche Farbe. Libriandus war vollkommen verkrampft, biss sich auf die Lippen und kniff die Augen zusammen.
    »Mach die Augen auf!«, knurrte Mogda. »Sieh nach, ob der Elf auf dem Dach ist.«
    Blinzelnd warf der Magier einen Blick auf die Kuppel und nickte hektisch.
    »Ja, ja, er steht dort oben und hält die Arme ausgebreitet, als ob er fliegen will. Hol mich bitte wieder rein.«
    »Nichts da. Du wirst ihn zu uns herunterholen«
    Mit diesen Worten schob Mogda den Zauberer auf das kuppelförmige Dach. Unbeholfen kletterte Libriandus hinauf und robbte auf allen vieren über die Schindeln.
    Immer noch stürmten weitere Feinde heran. Es waren Hunderte, die es auf den Turm des Magiers abgesehen hatten. Mogda fragte sich, wie ihnen die Flucht gelingen sollte, selbst falls sie in den Besitz des Steins gelangen würden.
    Der Drache zog weiter seine Kreise um den Turm. Er streifte zwei Dächer naher Gebäude und ließ die Trümmer auf die elfischen Heerscharen niederprasseln. Dann schraubte er sich senkrecht in den Himmel, fiel über den Rücken ab und begann einen Sturzflug. Kurz vor Erreichen des Bodens breitete er seine Flügel aus und spie einen Säureregen quer über den Platz vor dem Magierturm. Die Elfen stoben auseinander und flohen in den rettenden Schatten von Mauern und Hauseingängen. Sie warfen ihre Speere und feuerten dem schwarzen Ungetüm Salven von Pfeilen hinterher. Ein weiterer Odem traf die dreißig Fuß hohe Statue König Wigolds am Fundament des Turms und brachte sie kurze Zeit später zum Einsturz. Der Kopf wurde vom Rumpf getrennte und rollte polternd über den Platz.
    »Vorsicht, hinter dir«, hörte Mogda eine Stimme vom Dach, die nicht ihm zu gelten schien. »Du widerwärtige Ausgeburt der Tiefe des Meeres. Lass ihn sofort los, du aargh ...«
    Aus dem Augenwinkel sah Mogda eine Gestalt vom Dach in die Tiefe stürzen. Er hechtet zur Balustrade, schaute hinab und verfolgte den Sturz von Sigurts Körper, wie er mit

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