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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Mogda gewesen sein, doch von ihm und den beiden Soldaten war nichts mehr zu sehen. Langsam bewegte sich Mogda zurück.
    »Wulbart«, rief er. »Wulbart?«
    Der Barbar antwortete nicht. Plötzlich entdeckte der Oger die schemenhafte Gestalt eines Soldaten. Er stand wie angewurzelt da und starrte nach unten.
    »Wo ist Wulbart?«, rief Mogda ihm zu.
    Der Soldat reagierte nicht. Dann sah Mogda die beiden Körper am Boden liegen. Sie waren bereits zur Hälfte im Morast versunken. Unzählige Arme ragten aus dem Schlamm und versuchten, die beiden hilflosen Männer fester zu packen. Wulbart lag auf dem Bauch. Das Gesicht in den Schlamm gedrückt versuchte er verzweifelt, sich aus der Umklammerung zu befreien. Der Soldat neben ihm lag auf dem Rücken. In kurzen Abständen stach die Klinge eines Krummsäbels von unten durch seine Brust.
    Mogda stürmte vor und trat nach den Armen, die Wulbart umklammern wollten. Doch so sehr er sich auch bemühte, sie wollten einfach nicht von ihrem Opfer ablassen. Die Gliedmaßen der Elfen waren so biegsam, dass ihre Knochen nur schwer brachen. Mogda zog sein Schwert und rammte es tief neben dem Barbaren in die Erde. Immer wieder zog er es aus dem Schlamm, um es sofort danach wieder an einer anderen Stelle zu versenken. Er beugte sich weit über den Griff, um die Klinge möglichst tief in den Boden bohren zu können.
    »Hack sie ab!«, rief er dem unter Schock stehenden Soldaten zu.
    Doch bevor dieser aus seiner Starre erwacht war, zogen sich die Arme von selbst zurück. Mit einer Hand packte Mogda Wulbart am Schopf und zog ihn aus dem Schlamm. Keuchend richtete sich der Barbar auf. Schnell hatte er sich wieder gefangen und dankte Mogda mit einem erschöpften Nicken.
    »Du bist wirklich eine große Hilfe«, brummte Mogda, keineswegs unfreundlich. »Kannst du aufstehen?«
    »Geht schon wieder, danke«, stammelte Wulbart.
    Der überlebende Soldat hatte mittlerweile seine lähmende Angst überwunden und die Chance genutzt, um Reißaus zu nehmen. Mogda und Wulbart machten sich gemeinsam auf in die Tunnel. Der Lagerplatz am Kreuzgang war verlassen. Die Ausrüstung lag verstreut umher, die Hälfte der Fackeln war aus den Halterungen an der Wand gerissen worden und lag schwelend auf der klammen Erde. Im Boden klafften drei fußgroße Trichter, die sich langsam wieder schlossen. Kampflärm drang durch den Tunnel, der zu dem Geheimgang führte. Wulbart wollte den Männern des Kapitäns sofort zu Hilfe eilen, doch Mogda hielt ihn zurück.
    »Morrodaks Leute müssen zunächst ohne uns auskommen. Cindiel braucht unsere Hilfe dringender.«
    Wulbart nickte zustimmend und folgte Mogda weiter. Der leicht abschüssige Gang führte weiter bis zu den Kerkern. Durch diesen Tunnel waren im Laufe der Jahre zahllose Krieger in die Arena gezogen. Der Tunnel bedeutete Freiheit oder Tod, egal in welche Richtung man ihm folgte.
    Die Zahl der dunklen Elfen, die es in dieses Gewölbe verschlagen hatte, konnte man nur an den verräterischen Trichtern im Boden erkennen, und Mogda zählte wenigstens zwei Dutzend. Es stank nach Seetang und Algen. Normalerweise verströmten die Meister diesen ekelhaften Geruch, doch der Oger war sich sicher, dass er hier von deren neuen Sklaven stammte.
    Die schwere Tür zum Kerker stand offen, genau wie die gegenüberliegende Pforte, die zu den Gefängniszellen führte. Mogda hatte die beiden Elfen in einen der Käfige gebracht, in denen sie zuvor von den Soldaten gefangen gehalten worden waren. Er hatte nicht zulassen können, sie frei herumlaufen zu lassen. Das Gefängnis bot genügend Schutz, wenn man von der Möglichkeit absah, dass Feinde aus der Erde gekrochen kommen könnten.
    Mogda trat gegen den geöffneten Türflügel, um einen Blick auf die Käfige werfen zu können. Der Gefängnistrakt war in zwei hintereinander liegende, breite Flure eingeteilt. In jedem dieser Räume standen ein Dutzend Käfige, die bei Bedarf auf einen Karren gestellt und durch das ›Prangertor‹ gezogen wurden. Dahinter lag ein freier Platz, wo die aufgebrachte Menge den Beschuldigten mit Essen bewerfen konnte, während er hilflos in seinem Käfig hockte und die Schmach über sich ergehen lassen musste; eine Vorstellung, die einen Oger nicht unbedingt das Fürchten lehrte – eher im Gegenteil.
    In den Fluren war niemand zu sehen. Die Elfen waren in der letzten Zelle des hinteren Trakts untergebracht. Mogda zwängte sich durch die zu kleine Türöffnung und schlich in gebückter Haltung an der Reihe leerer

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