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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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passieren könnte. Die hochgewachsenen Stämme der Bäume standen um ihn herum wie grüne Säulen. Efeu, Moose und Flechten hatten sich an ihnen festgesetzt und kämpften um jeden Lichtstrahl. Die unteren Äste der Bäume hingen immer noch so hoch, dass Mogda sie trotz seiner Größe nicht erreichen konnte.
    Erschrocken blieb Mogda vor dem zweigeteilten Stamm einer alten Buche stehen. Er war schon einmal hier gewesen. Zwischen all den hochgewachsenen kahlen Stämmen stach dieser heraus wie ein Oger im Königreich der Zwerge. Wütend und enttäuscht nahm Mogda einen Stein und warf damit nach der Buche. Als wolle sie ihn verhöhnen, flog der Stein genau zwischen den Stämmen hindurch und verschwand im dichten Gewirr der Farne.
    Mogda stutzte. Der Stein, der Baum . An irgendetwas erinnerte ihn das alles. Er kannte den Baum. Er war schon einmal hier gewesen, doch war die Erinnerung blass – zu blass, um noch kaum vergangen zu sein.
    Mogda hob einen zweiten Stein auf und schleuderte ihn hinter dem anderen her. Jetzt fügten sich die Bilder in ihm zusammen. In seiner Vision war er hier vorbeigekommen. Sein Traum hatte ihn genau durch die aufrecht stehende Astgabel geführt. Nicht weit dahinter musste sich die Lichtung mit dem Tümpel, dem Baum Mystraloon und dem Wanderer befinden.
    Erneut überprüfte Mogda die Richtung, aus der er gekommen sein musste, und dachte darüber nach, wohin ihn die Vision geführt hatte. Schritt für Schritt folgte er genau dem Weg, den er zuvor in seinem Tagtraum zurückgelegt hatte. Er hatte Angst, den Wanderer nicht zu finden, wenn er den Weg verlassen würde.
    Sehr bald jedoch musste er feststellen, dass sich Traum und Wirklichkeit voneinander unterschieden. Offenbar war sein Körper in der Vision um einiges schlanker gewesen, denn schon beim Durchschreiten des geteilten Baumstammes blieb er stecken.
    »Das ist lächerlich, Tabal«, stöhnte er. »Du hättest mich ebenso gut fliegen lassen können. Warum machst du es mir so schwer? Ich gebe ja zu, vielleicht den einen oder anderen Zentner zugenommen zu haben. Doch das meiste davon sind Muskeln – gut, dann eben Bauchmuskeln.«
    Ein tiefer Atemzug und ein paar tänzelnde Schritte auf den Zehenspitzen ließen ihn weiterkommen.
    »Geht doch«, murmelte er.
    Die meisten anderen Völker sprachen regelmäßig mit ihren Göttern, doch Oger waren da anders. Das mochte daran liegen, dass Oger ohnehin nur wenig sprachen. Mogda sprach gewöhnlich nicht mit Tabal, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Was sollte man schon einem Gott erzählen, der ohnehin alles wusste? Er hätte um etwas bitten können, doch die Vergangenheit hatte ihm gezeigt, dass Tabal seinem Volk nie etwas gab, um das man ihn bat. Oger nahmen sich, was sie brauchten. Momentan redete er nur zu Tabal, um sich die Zeit zu vertreiben. Wobei er nicht wusste, wie er reagieren würde, falls es eine Antwort gab.
    Ein grünes Gestrüpp mit herzförmigen Blättern weckte seine Aufmerksamkeit. Dahinter lag ein Weiher.
    Das dumpfe Geräusch, mit dem die rote Eichel Mogda am Kopf traf, war kaum zu hören. Dennoch musste sich Mogda zusammenreißen, nicht verärgert loszubrüllen. Grimmig schaute er in die Richtung, aus der die Frucht angeflogen gekommen war. Kruzmak hockte keine zehn Schritt von ihm entfernt hinter einem Baumstamm. Mit einer deutlichen Geste bedeutete der Kriegsoger Mogda, sich still zu verhalten. Mogda schlich zu ihm und kniete sich neben ihm auf den Boden.
    Kruzmak griff vorsichtig in den Strauch vor ihnen und bog einige Äste beiseite. Durch den Busch hindurch sah Mogda das Bild aus seiner Vision. Nahe einem kleinen Tümpel stand der Baum Mystraloon. Nicht seine Größe war es, die ihn als den Baum auswies. Kaum zwanzig Fuß hoch, war er eher einer der Zwerge in diesem Wald. Es waren sein Wuchs, die uralten, freigelegten Wurzeln, der verdrehte Stamm und die rissige Borke, die ihn als den ältesten Baum des Waldes kenntlich machten. Aus einer seiner tiefen Höhlen quoll strahlend weißes Licht. In dieser von Krankheit zerfressenen Spalte mussten die beiden Steine liegen. Keine fünfzig Schritt entfernt von Mogda.
    Als einziges Hindernis zwischen ihm und den Steinen stand ein junger Mann am Weiher. Barfuß und nur mit einem Leinengewand bekleidet, schien er zu einer merkwürdig aussehenden Pflanze zu sprechen. Der Mann kehrte Mogda den Rücken zu, doch der Oger wusste dennoch mit Gewissheit, dass es Elliah war. Und der war unbewaffnet.
    Mogda zog vorsichtig das

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