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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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einem geeigneten Platz zum Ausruhen. Obwohl das Licht der Sonne der Abenddämmerung glich, brannte es auf der Haut. Doch die breiten Baumkronen der Eichen spendeten erholsamen Schatten. Rund um die massigen Stämme errichteten die Oger ihre Lager und versuchten, trotz knurrender Mägen neue Kraft zu schöpfen. Kein Lüftchen bewegte die Äste der Bäume, und auch die kümmerlichen Gräser am Waldboden standen wie erstarrt. Mogda trat mit der Ferse in den ausgedörrten Boden. Die Erde war trocken und staubig. Das Moos, das den Waldboden bedeckte, war brüchig. Trudelnd fiel das Blatt einer Eiche vor Mogdas Füße. Er hob es auf und zerdrückte es knirschend zwischen den Fingern.
    »Kein Leben«, murmelte er.
    Der Wald sah aus wie jeder andere. Die Bäume waren grün, der Boden bedeckt mit kleinen Flechten, und Moose klammerten sich an die Stämme der uralten Bäume.
    Offenbar spürte Rator Mogdas Unsicherheit.
    »Du denken, Rast sein Fehler?«
    »Nein«, erwiderte Mogda langsam. »Es ist nur so ruhig hier. Der Wald wirkt tot, irgendwie vertrocknet.«
    »Vielleicht Falle von Elfen. Rator schicken Späher für erkunden Wald.«
    »Es sind nicht die Elfen«, sagte Mogda. »In meiner Vision gab es keine Elfen mehr. Ich schätze, sie haben sich ins Wasser zurückgezogen und warten, bis alles vorüber ist.«
    Rator schaute sich um und rümpfte die Nase.
    »Elfen nicht in Traum, weil Oger alle getötet. Mann ohne Schuhe wird wissen, dass Rator kommt zurück. Er nicht wird sein allein. Rator schicken Späher, kann riechen Falle. Elfen hier in Wald.«
    Mogda war immer wieder erstaunt über Rators Sicht der Dinge. Für ihn schien alles furchtbar einfach und logisch zu sein. Er nannte den Wanderer nie beim Namen, er sagte immer nur ›Mann ohne Schuhe‹. Das ließ den Gedanken, dieses Wesen könne tatsächlich unsterblich sein, unmöglich erscheinen. Die Möglichkeit, dass Elliah kein Heer benötigte, um zu siegen, existierte für ihn nicht.
    Der Kriegsoger wandte sich wieder ab und rief Kruzmak und Hagmu zu sich. Gemeinsam stellten sie einen Trupp zusammen, der um das Lager herum patrouillieren und die anderen vor Elfenangriffen warnen sollte.
    Mogda suchte sich wie die anderen einen Platz zum Ausruhen. Unerwartet schnell überkam ihn eine bleierne Müdigkeit, und er schlief ein.
    »Gnunt hat gefnunden.«
    Mogda schreckte hoch. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Die Sonne stand immer noch am selben Fleck.
    »Gnunt gefnunden. Fnüchte von Baum«, wiederholte der andere Oger und lächelte stolz.
    Mogda brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Trotz all der dunklen Visionen und des bevorstehenden Kampfs mit einem Gott hatte ihn kein Alp geplagt. Er hatte vom Essen geträumt. Ein wärmendes Feuer, ein aufgespießtes Schwein und der wohlige Geruch von triefendem Fett, das zischend in die Flammen troff, hatten seinen Schlaf begleitet. Umso enttäuschender war das Erwachen. Vor ihm hockte Gnunt mit seinem schmutzigen Gesicht und der verkrusteten Platzwunde an der Stirn. In der offenen Hand hielt er ein paar kleine rote Was-auch-immer-Beeren.
    »Was ist das?«, stammelt Mogda.
    Gnunt kam mit seiner Hand näher.
    »Fnüchte fallen von Baum«, erklärte Gnunt. »Vieneicht können essen.«
    Mogda betrachtete die kleinen runden Dinger genauer. Sie sahen aus wie Eicheln, nur waren sie blutrot.
    Mogda schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. »Und selbst wenn sie essbar sind, sie reichen sie nicht aus, um unseren Hunger zu stillen. Ich würde sie lieber wegwerfen. Vielleicht sind sie giftig.«
    Gnunt warf noch einen enttäuschten Blick auf die Eicheln und ließ sie dann in Mogdas Schoß fallen. Der bullige Oger schien Mogda mehr denn je als Freund und Vertrauten anzusehen. Vielleicht war es die gemeinsame Erfahrung, anders zu sein als der Rest ihrer Sippe. Unfreiwillig wanderten Mogdas Gedanken zu Matscha, dem Halboger, der Rator und ihn vor einigen Jahren an die Meister verraten hatte. Schnell versuchte er den Gedanken zu verdrängen, und die Rückkehr des Spähtrupps stellte eine willkommene Ablenkung dar.
    Wie gewohnt erstattete der Trupp Rator und Hagmu Meldung. Kopfschüttelnde Gesten und achselzuckende Schultern bewiesen Mogda, dass sie auf keinerlei Elfen gestoßen waren. Viel mehr als das Verschwinden der Feinde schien Hagmu jedoch zu erzürnen, dass sie kein Wild erlegen konnten, um den Hunger ihrer Kameraden zu stillen.
    Wutentbrannt stürmte Hagmu los und trieb die Klinge seiner Barbarenaxt drei Fuß

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