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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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eine Idee.«
    Hier hatten die beiden jedoch Pech. Anstelle des Mädchens vom Morgen bediente diesmal eine eher unfreundliche ältere Frau in dem Café, und von zu vermietenden Wohnungen wusste sie nichts. Lilians Optimismus war trotzdem nicht zu brechen. Wie der Bahnhofswärter geraten hatte, hielten sie sich westwärts, als sie jetzt eine Straße nach der anderen nach Mietwohnungen absuchten. Sie verließen das Universitätsviertel. Im Westteil der Stadt wohnten eher Handwerker und Arbeiter als Studenten und Dozenten. Die ersten beiden Wohnungen, die zu vermieten waren, lagen über einer Tischlerei und einer Bäckerei. Lilian lief beim Duft des frischen Brotes das Wasser im Mund zusammen. Allerdings waren die Vermieter nicht sehr erbaut davon, an ein junges Paar zu vermieten, das keine Arbeit, dafür aber hochfliegende Träume hatte.
    »Student sind Sie? Und wie wollen Sie die Miete zahlen?«
    Letztere war für Lilians Verhältnisse ziemlich hoch. Ernüchtert zogen sie weiter und näherten sich dabei immer mehr dem Hafenviertel, in dem weniger adrette Häuser standen. Schließlich entdeckte Lilian ein Schild an der Tür eines schmierig wirkenden Pubs; darüber lag die Wohnung. Eigentlich handelte es sich eher um ein großes Zimmer mit Kochnische und Toilette auf dem Flur.
    »Am Abend ist es manchmal ein bisschen laut«, gab der Vermieter zu. »Und die Möbel ... na ja ... Ich musste die letzten Mieter rausschmeißen. Ziemliches Pack ...«
    Die Möbel waren verdreckt, mit klebrigen Flüssigkeiten beschmiert, und im Waschbecken stand noch das schmutzige Geschirr der letzten Bewohner. Es wirkte schon recht lebendig. Ben verzog angeekelt den Mund, als er die Fliegenmaden darauf sah.
    »Es ist ein Rattenloch!«, bemerkte er, als der Vermieter sich mit der Bemerkung »Sehen Sie es sich in Ruhe an, aber lassen Sie nichts mitgehen!« zurück in seinen Pub begab. Dabei gab es nichts, was sich zu stehlen lohnte.
    »Dafür ist es billig!«, meinte Lilian. Das war es tatsächlich; von ihrem Geld würden sie hier monatelang leben können. »Gut, es ist ein bisschen Halbwelt, aber irgendwie passt es auch. Du bist schließlich ein Poet, ein Künstler ...«
    »Du meinst, es regnet auch noch rein?« Ben dachte an das Bild von Spitzweg.
    Lilian lachte. »Komm, es hat Atmosphäre! Das muss dich doch inspirieren!«
    »Es ist ein Rattenloch«, wiederholte Ben.
    »Wenn wir gründlich putzen und ein paar andere Möbel kaufen, ist es gar nicht so schlimm! Los, Ben, was anderes finden wir nicht. Wir sagen gleich zu. Schließlich müssen wir heute noch ein Bett kaufen ...«
    Die fleckige Matratze und das baufällige Bettgestell konnte sich selbst Lilian nicht schönreden.
    Ein paar Stunden später hatten sie das Zimmer notdürftig gereinigt und Boden und Wände auf Bens dringenden Wunsch mit reichlich Schädlingsvertilgungspulver behandelt. In einem von ihrem neuen Vermieter empfohlenen Laden erstanden sie ein gebrauchtes, aber fein gedrechseltes Bett, das sicher schon bessere Tage gesehen hatte, und schließlich wiederholten sie ihre Hochzeitsnacht im eigenen Heim. In der Wirtschaft unter ihnen ging es dabei hoch her. »Ein bisschen laut« war eine ziemliche Untertreibung. Hier ein Kind aufzuziehen – die Bemerkung der Vermieterin in der Princess Street ging beiden nicht aus dem Kopf – erschien völlig undenkbar.
    Lilian und Ben kamen überein, es auf keinen Fall darauf ankommen zu lassen, ließen in der Nacht aber nichts unversucht, der Sache näherzukommen ...
     
    »Die Frage ist nicht, ob wir sie finden können. Die Frage ist, ob wir sie finden wollen«, bemerkte George Greenwood.
    Auch ohne hochnotpeinliche Vernehmungen sämtlicher Zugpassagiere war es ihm und den Lamberts nicht schwergefallen, Lilians und Bens Spur aufzunehmen und bis zur Fähre nach Wellington zu verfolgen. Die einzige Schwierigkeit dabei war die erste Etappe ihrer Reise – es dauerte fast zwei Tage, bis Florence Weber sich so weit zur Kooperation bereitfand, dass sich der Transport aus der Biller-Mine ermitteln ließ. In Christchurch erinnerte der Fahrkartenverkäufer sich dann gleich an Ben, von Blenheim aus wurde es noch einfacher.
    Tim Lambert war außer sich, als er von der Übernachtung im Hotel in Blenheim hörte. Elaine trug es gelassen.
    »Liebster, das war doch zu erwarten. Und jetzt also die Nordinsel ... Die Billers sollten das erfahren. Vielleicht können wir uns an einem neutralen Ort treffen?«
     
    Tim Lamberts Büro war nicht gerade ein neutraler

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