Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
vielleicht eine Übernachtung in Wellington, dachte er, ist mein Reichtum aufgebraucht.
    Lilian machte sich weniger Gedanken, sie kramte wie selbstverständlich das von ihr zusammengesparte Vermögen hervor: etwas über dreihundert Dollar. Tim Lambert hatte seine Tochter stets für ihre Arbeit im Büro bezahlt – im Gegensatz zu Florence Biller, die Bens Leistung als Beitrag zum Familienvermögen ansah. Und obwohl Lilian monatlich kleine Vermögen für außergewöhnliches Briefpapier, Parfüms, Gedichtbände und romantische Romane ausgegeben hatte, war noch einiges übrig geblieben. Sie hatte es unter ihrer Matratze gehortet.
    »Meine Mitgift!«, erklärte sie stolz. Ben küsste sie und inspizierte dann gemeinsam mit ihr das saubere Zimmer mit dem breiten Ehebett – und vor allem das Bad, beherrscht von einer riesigen Wanne auf vier Löwenfüßen.
    »Da passen wir beide rein!«, lachte Lilian.
    Ben errötete mal wieder. »Ich weiß nicht, ob ... ist das schicklich?«
    Lilian verdrehte die Augen. »Nichts, was wir hier tun, ist schicklich. Und wir haben uns schon mal ausgezogen. Zwischen hier und Arthur’s Pass ist kein Unterschied – abgesehen davon, dass das Wasser warm ist!«
    Das gemeinsame Planschen im heißen, parfümierten Wasser ließ die letzten Hemmungen der beiden schwinden. Sie wuschen einander die Haare, seiften ihre Körper ein – und diesmal beschwerte sich Lilian auch nicht über die Größe von Bens Geschlechtsteil. Bevor er allerdings Gefahr lief, beim Versuch, sie zu entjungfern, zu ertrinken, stieg sie aus der Wanne und lief zum Bett. Ben trocknete sie beide notdürftig ab, bevor er es noch einmal versuchte.
    Nach einem langen Vorspiel mit Streicheln und Küssen wusste keiner von beiden, wie es richtig weiterging, aber Lilian beschwerte sich sofort, als es unangenehm wurde. Schließlich gelang der Liebesakt, und echte Ekstase trug sie über den kleinen Schmerz hinweg. Ben erhob sich fast triumphierend über ihr. Am Ende lachten und weinten sie beide vor Glück, schmiegten sich aneinander und liebkosten sich erneut.
    »So war es doch richtig, oder?«, flüsterte Lilian, als sie sich endlich voneinander lösten. »Ein bisschen Blut ist wohl normal. Sagten jedenfalls die Mädchen im Internat. Bloß gut, dass wir morgen schon weg sind, bevor das Zimmermädchen kommt, sonst müssten wir bestimmt das Laken bezahlen. Du, ich hab Hunger! Bestellen wir den Zimmerservice?«
    Mit dem spätabendlichen Imbiss und dem opulenten Frühstück am Morgen verprassten sie fast den gesamten Rest von Bens Vermögen, kamen jedoch überein, dafür bei der richtigen Hochzeit zu sparen. Auf der Fähre am nächsten Tag waren sie so glücklich, dass sie nach Wellington hätten fliegen können. Während sämtliche anderen Passagiere seekrank waren, versuchten Lilian und Ben einen Deckspaziergang und lachten sich halb tot über ihr Torkeln auf dem schwankenden Boden.
    Schließlich erreichten sie Wellington und nahmen gleich den Nachtzug Richtung Auckland. Lilian träumte von einem Schlafwagen, aber das hätte ihr Budget nun wirklich gesprengt. Also verschlief sie die erste Nacht der Reise auf ihrem Sitz, eng an Bens Schulter geschmiegt. Ben wagte sich dabei kaum zu rühren. So ganz konnte er noch nicht an das Geschenk glauben, das ihm das Schicksal mit diesem Mädchen gemacht hatte. Während der Zug die halbe Nordinsel durchfuhr, verfasste er im Geiste neue Gedichte.
     
    Nach einem Tag und einer weiteren Nacht auf den Schienen erreichten sie Auckland im ersten Licht der aufgehenden Sonne. Es lohnte sich nicht, für die letzten Nachtstunden noch ein Hotelzimmer zu nehmen. Stattdessen schlug Lilian gleich eine Wohnungssuche vor. Sie erkundigte sich schon am Bahnhof.
    »Guckt euch im Westen um«, riet der freundliche Bahnhofsvorsteher. »Wenn ihr nicht reicher seid, als ihr ausseht.«
    »Wo ist denn die Universität?«, fragte Ben.
    Der Mann gab eine kurze Erklärung, und die beiden strebten zunächst dem Campus zu, fasziniert von der lauen Luft und der Wärme in der subtropischen Stadt.
    »Palmen!«, wunderte sich Lilian. »Und riesige Kauri-Bäume! Alles ist größer als zu Hause!«
    Die Universität, die nur aus wenigen Gebäuden bestand, lag in der Princess Street. Nach den Prachtbauten in Cambridge und Oxford fand Ben sie ein bisschen enttäuschend, aber letztlich kam es ja darauf an, was drinnen los war. Müde und hungrig, aber auch aufgekratzt vom ersten Teilerfolg ihres Abenteuers, streiften die beiden durch die

Weitere Kostenlose Bücher