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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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scharten. Zum Glück war Maaka noch da. Der Verwalter trotzte dem Willen seines Häuptlings und war wie jeden Tag zur Arbeit erschienen. Er hatte auch noch einmal versucht, Gwyneira umzustimmen.
    »Miss Gwyn, im Moment sieht das Wetter gut aus. Aber das kann sich ändern, es ist gerade mal Anfang Oktober. Und die Tiere sind frisch geschoren, die halten einem Wintereinbruch im Hochland keine zwei Wochen stand. Lassen Sie Tonga protestieren, der beruhigt sich auch wieder!«
    »Es geht nicht um Tonga«, wiederholte Gwyneira, »es geht um meine Autorität. Ich halte meine Versprechungen, und ich verlange, dass meinen Anweisungen Folge geleistet wird. Also reitest du jetzt, Maaka, oder soll ich Wilkenson bitten, den Viehtrieb zu führen?«
    Maaka war schulterzuckend gegangen. Und Gwyneira fühlte sich so allein wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie ging zu den Pferden und warf ihnen etwas Heu hin. Die Fütterung musste Gloria übernehmen, hoffentlich tat sie es. Seit ihrer letzten Auseinandersetzung saß das Mädchen nur noch schmollend in ihrem Zimmer. Aber die Pferde lagen ihr doch wohl am Herzen.
    Gwyneira kraulte Princess, die Reitponystute, gedankenverloren unter dem Stirnhaar. Mit ihr hatte alles angefangen. Gwyneira verfluchte sich jetzt noch dafür, dass sie Gloria damals erlaubt hatte, sich als wilde Hummel auf dem Pony ablichten zu lassen. Sie war nach wie vor überzeugt davon, dass dies die Martyns erst auf die fehlende Erziehung des Mädchens zur Dame aufmerksam gemacht hatte. Und dann der zweite Fehler ... Gwyneira erinnerte sich nur zu gut an Glorias Gesichtsausdruck, als sie nach Princess’ Fohlen fragte. Jack hatte ihr das Pferd versprochen. Wie hatte sie es nur Lilian schenken können? Und nun kam bald ein neues Fohlen zur Welt, an dem Gloria bislang nicht den Funken eines Interesses zeigte.
    Gwyneira streichelte das Pferd. »Wahrscheinlich ist alles meine Schuld«, seufzte sie. »An dir liegt es jedenfalls nicht.«
    Sie konnte nicht wissen, dass gerade Princess nur wenige Tage später Anlass für den nächsten Eklat bot.
     
    Die Männer waren zurück, und es regnete wieder. Ein warmer Frühjahrsregen zwar, aber nichtsdestotrotz lästig. Die Farmarbeiter blieben in den Scheunen und spielten Karten. Jack sichtete nach wie vor Charlottes Nachlass, doch Gloria nahm an, dass es ihm dabei ebenso ging wie ihr mit seinen Briefen aus Gallipoli. In einem Stück war es einfach nicht zu ertragen. Wahrscheinlich verbrachte Jack die Zeit in Charlottes Räumen dumpf brütend und tatenlos.
    Gloria selbst versuchte, an einer gewissen Routine festzuhalten. Wenn sie nur drinnen blieb und einen Zeichenblock nach dem anderen mit ihren düsteren Bildern füllte, würde sie verrückt werden. So trainierte sie pflichtschuldig die Hunde und ritt Ceredwen spazieren. Bald würde Princess ihr Fohlen bekommen ...
    Gloria, die gerade auf den Hof ritt, warf einen Blick zu den Pferchen hinüber. Die Reitponystute stand zwischen den Cobs in einem Auslauf, dessen ursprünglicher Grasboden sich längst in grundlosen Morast verwandelt hatte. Den Cobstuten machte das nicht viel aus. Sie standen stoisch herum und hielten ihre dick bepelzten Hinterteile in Regen und Wind. Princess dagegen wirkte unglücklich. Gloria erkannte, dass sie den Rücken durchdrückte und zitterte. Hier musste etwas passieren.
    Gloria nahm sich gleich den ersten Farmarbeiter vor, der ihr in den Ställen in die Arme lief. Frank Wilkenson, anscheinend auf dem Weg zurück vom Abtritt zur Runde der Karten spielenden Männer in der Scheune.
    »Mr. Wilkenson, würden Sie bitte so nett sein, Princess hereinzuholen und ihr etwas Hafer zu geben? Ich decke sie dann gleich ein, das Pferd friert.«
    Wilkenson grinste geringschätzig. »Pferde frieren nicht, Miss Gloria.« Er betonte das »Miss«, als stünde die höfliche Anrede dem Mädchen nicht zu. »Und wir haben kein Futter übrig, es ist rationiert.«
    Gloria rang um Geduld. »Ihre Farmpferde und die Welsh Cobs frieren nicht. Aber Princess hat einen hohen Vollblutanteil. Dünne Haut, seidiges Fell, kaum Fesselbehang. Diese Pferde feuchten durch, wenn es lange genug gießt. Also holen Sie das Pferd bitte herein.«
    Wilkenson lachte. Gloria erkannte erschrocken, dass er offensichtlich getrunken hatte. Auch die anderen Männer, die inzwischen aufmerksam geworden waren und von der Scheune aus zu ihnen hinübersahen, waren nicht mehr nüchtern.
    »Und wenn ich’s mache, Miss Pocahontas? Was springt dann für mich raus? Zeigen

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