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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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lang vor der wenig überzeugenden Statue von Kolumbus stehen. Es war die Größe des Kopfes, dachte Peter, die ihn immer schon gestört hatte. Der Künstler hatte dem Mann im Vergleich zu seinem Körper einfach einen viel zu kleinen Kopf aufgesetzt.
    Anschließend besuchten sie noch einen Spielplatz, wo Andy mit anderen Kindern auf der Nachbildung eines alten Segelschiffs mit Masten und Brücke herumturnte und fröhlich spielte.
    Nach der Rückkehr von der Insel hatte Andy zwei Monate lang in Peters Zimmer geschlafen, bis seine Alpträume endlich aufhörten. Am vierten Juli hatte er seinen Vater als Irren erlebt und den Tod einer alten Frau in den Flammen mit ansehen müssen. Außerdem hatte man ihm vorgemacht, dass er seine Mutter wieder sehen würde.
    Es bereitete Peter noch immer sehr viel Kummer, wie viel Schreckliches sein Sohn in seinem Leben schon hatte erleben müssen. Aber auch diese Wunden waren im Lauf der Zeit verheilt. Daran hatte Connie einen nicht zu unterschätzenden Anteil, indem sie die Lücke ausfüllte, die Andys Mutter durch ihren Tod hinterlassen hatte.
    In den vergangenen Monaten hatten sie fast alle Wochenenden und auch alle Feiertage miteinander verbracht. Connie konnte sich sogar vorstellen, eines Tages nach Boston zu ziehen. Natürlich hatte sie lange Zeit Angst gehabt, dass Peter einen Rückfall erleiden könnte, doch inzwischen erklärte sie seinen Zusammenbruch mit der ständigen Missachtung emotionaler Bedürfnisse.
    Er hatte ihren Vorschlag akzeptiert und sich einem Psychiater anvertraut, mit dem er seitdem einmal pro Woche seine Probleme aufarbeitete. Er hatte dem Arzt sogar seine Visionen und Hannahs Behauptungen über Brigids bösen Einfluss vorgetragen. Als Männer der Wissenschaft einigten sie sich darauf, dass Peter durch Stress, Kummer und unglaubliches Schuldbewusstsein einen psychotischen Schub erlebt hatte und keineswegs ein Opfer übernatürlicher Einflüsse und Vorkommnisse geworden war. Geister und Dämonen entstammten einzig und allein menschlichen Gehirnen.
    Da Peter sich nach dem Verlassen der Insel nie wieder mit solchen Problemen herumgeschlagen hatte, beschloss Connie, den missglückten Anfang ihrer Beziehung ein für alle Mal unter diesem Punkt abzulegen. In ihren Augen war Peter ein völlig neuer Mensch, und dass sie nicht die ganze Geschichte kannte, machte keinen Unterschied. Der Kreis begann sich zu schließen.
    Sie spazierten zur Schiffsanlegestelle, wo das MBTA-Boot bereits auf sie wartete. Dan Merritt begrüßte sie, und dann starteten sie in Richtung Kingdom Head.
    Zum ersten Mal seit jener Nacht kehrte Peter wieder auf die Insel zurück.
    Durch Merritts Fernglas erkannte er zwei blassblaue Erhebungen, die über dem blauen Wasser zu schweben schienen. Die linke war Shepherd’s Island. Wenn die Vergrößerung nur etwas größer gewesen wäre, hätte er vielleicht sogar E. Fane Hatcher hinter den Gitterstäben seines Zellenfensters ausmachen können. Auf Kingdom Head hatte sich die Natur wieder ausgebreitet und forderte trotz des schwarzen Kraters, der geschrumpften Klippe und restlicher Bauspuren unverkennbar ihr Recht. Schlingpflanzen und Gebüsch hatten die trostlosen Überreste längst überwuchert, und Vögel und kleinere Tiere fühlten sich bereits wieder heimisch.
    Dan Merritt hatte Peter vorgeschlagen, ein neues Grabungsteam zusammenzustellen und weitere Untersuchungen an den Überresten von Pulpit’s Point durchzuführen. Da sich die Insel inzwischen in Staatsbesitz befand, hatte er alle Zeit der Welt. Die Steine existierten noch, und vermutlich auch noch manches von dem ungewöhnlich reichhaltigen Schatz. Merritt hatte es in der Hand, ihm großzügige Gelder zu bewilligen.
    Aber Peter hatte das Ansinnen rundweg abgelehnt. Und der heutigen kleinen Pressekonferenz hatte er auch nur zugestimmt, damit die Dinge endlich ein Ende fanden.
    »Ich kann kaum glauben, dass noch etwas übrig sein soll«, sagte Connie.
    Peter legte den Arm um sie, und gemeinsam beobachteten sie, wie die Insel langsam aus dem Dunst emporwuchs.
    »In ihrem letzten Brief haben Jackie und Sparky sich bereits um die Mitarbeit beworben, falls du es dir doch noch anders überlegen solltest.«
    Peter nickte nur. Dann beugte er sich zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss.
    »Ich habe dieses Kapitel abgeschlossen.«
    »Wir alle haben das getan«, flüsterte sie.
    »Und warum flüsterst du?«
    »Damit wir nicht übermütig werden.« Sie drückte seine Hand. »Weißt du, wovon ich nach

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