Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
Vom Netzwerk:
unserer Rückkehr träume?«
    »Wovon?«
    »Von einem Spaziergang durch den Common und den Public Garden, von der Osterpromenade auf der Commonwealth Avenue und anschließend von einem gigantischen Eis mit heißer Schokoladensoße auf dem Harvard Square.«
    »Du bist schamlos.«
    »Wäre ich sonst mit dir zusammen?«
    Er lächelte. »Und dann?«
    »Danach gibt es zu Hause eine Lasagne als Osteressen.«
    »Und dann?«
    »Danach machen wir Feuer und kuscheln uns mit James and the Giant Peach aufs Sofa.« Gestern Abend hatten sie Andy das erste Kapitel vorgelesen.
    »Das würde dir gefallen?«, fragte er.
    »Und wie.« Sie sah ihn an, und sein Herz quoll über.
    »Habe ich dir in den letzten sieben Sekunden schon gesagt, dass ich dich liebe?«
    »Nein.«
    »Ich liebe dich.«
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Das hört sich wunderbar an.«
    »Weißt du, was wir nach dem lieben James tun könnten?«
    »Was denn?«
    »Ein paar Scheite aufs Feuer packen, Andy zu Bett bringen und uns dann die restliche Nacht mit Gymnastik um die Ohren schlagen.«
    »Ich bewundere deine tief romantische Ausdrucksweise.«
    »Und ich deinen zauberhaften Hintern.«
    Wenig später machte das Boot am Anleger von Pulpit’s Point fest. Die Klippe sah aus wie ein kleiner Vesuv. Peter erschauerte. Sie stiegen aus und gingen langsam den Abhang empor, der von einer dicken, schwarzen Ascheschicht bedeckt war.
    Teile des Hangs waren durch die innere Explosion eingestürzt. Viel später hatte Peter erfahren, dass ungefähr fünfzigtausend Liter Benzin und Dieselöl in dieser Nacht in den unterirdischen Katakomben explodiert waren. Peter konnte das Feuer noch förmlich riechen, und er überlegte, wie es dort unten wohl aussah.
    Er überlegte.
    Einige Reporter und Fotografen erwarteten sie oben auf der Klippe, außerdem drei Kamerateams lokaler Fernsehstationen. Eine Frau namens Ginny McDowell von PBS schoss Aufnahmen für eine Dokumentation, und einige Offizielle von Earthwatch drückten ihm stolz grinsend die Hand.
    Anschließend beantwortete Peter fast eine Stunde lang geduldig alle Fragen über die Grabung. Er zählte die Funde auf, die gemacht worden waren, und schloss mit dem Satz, dass genügend Beweismaterial existiert hatte, um seine Überzeugung zu festigen, dass europäische Einwanderer aus dem keltischen Britannien, möglicherweise aus Irland, zwischen dem fünften und sechsten Jahrhundert diese Küste erreicht hatten. Leider hatten sie weder die Artefakte noch die menschlichen Überreste rechtzeitig bergen können, aber Dan Merritt verbürgte sich für deren Existenz.
    Die kurze Berühmtheit stärkte Peters Selbstbewusstsein. CNN und andere Nachrichtensender hatten die Geschichte verbreitet, und die lokalen Stationen hatten ausführlich darüber berichtet. Selbst in der Zeitschrift People war ein Bericht über Amerikas Stonehenge erschienen, und Hollywood hatte wegen Filmrechten angefragt. Fünfzehn Minuten lang hatte Peter im Mittelpunkt gestanden, aber natürlich kannte niemand die ganze Wahrheit.
    Am äußersten Ende der Klippe, den gähnenden Krater vor sich und hinter sich die Skyline von Boston, posierte Peter zum Schluss für einige Fotos.
    Es gab Dinge, die nicht verbrannten. Steine zum Beispiel.
    Auf der anderen Seite des Kraters stand Andy und winkte, während Connie mit dem Teleobjektiv Fotos machte.
    Die große Liebe.
    Während die Kameras klickten, tauchten einige Bilder in Peters Kopf empor. Der Ring der dreizehn Megalithe unter dem düsteren Himmel, Brigid und ihr Baby, Andy beim Graben, Connie unter ihm, ein blutroter Mond und Linda, die aus den Flammen auftauchte.
    Die wieder erstandene Linda. Er allein hatte sie gesehen, nur er wusste Bescheid. Dieses Wissen gehörte ihnen beiden ganz allein.
    Er sah zu Connie hinüber und fragte sich, ob Linda wohl einverstanden wäre.
    »Hey, Dad«, rief Andy von drüben. »Lach doch mal!«
    Connie richtete die Kamera auf ihn. Das letzte Bild. »Bitte lächeln«, formten ihre Lippen.
    Peter sah zu, wie sie die Einstellung überprüfte, und der Moment ging vorbei.
    Aufdringlich, dachte er.
    Wieder richtete sie die Kamera auf ihn, und seine Lippen zogen sich zurück und enthüllten seine Zähne. Sie drückte auf den Auslöser und winkte, dass er zu ihr kommen sollte. Sie klopfte auf ihre Uhr. Zeit zum Aufbruch.
    Aufdringlich. Ständig will sie über mich bestimmen. Sie will mich von hier weglocken.
    Er sah hinunter in den schwarzen Abgrund. Er wusste genau, wohin er schauen

Weitere Kostenlose Bücher