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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Widerspruch verkneifen.
    »Aye, aber ein Schiffskapitän? Nach allem, was uns deine Mutter über seine Seekrankheit erzählt hat? Und ich will dich ja nicht entmutigen, aber es muß buchstäblich Hunderte von James Frasers geben; woher willst du da wissen…«
    »Vielleicht; aber am ersten April hat eine Frau namens Claire Fraser auf dem Sklavenmarkt in Kingston einen Sklaven gekauft.«
    »Sie hat was ?«
    »Ich weiß nicht, wozu«, sagte Brianna bestimmt, »aber ich bin mir sicher, daß sie es mit gutem Grund getan hat.«
    »Na ja, sicher, aber…«
    »In den Papieren war der Name des Sklaven mit ›Temeraire‹ angegeben, und er wurde als einarmig beschrieben. Damit fällt er auf,
nicht wahr? Wie auch immer, ich habe angefangen, alte Zeitungen nach diesem Namen zu durchsuchen, nicht nur von den Westindischen Inseln, sondern aus allen südlichen Kolonien - meine Mutter würde niemals einen Sklaven halten; wenn sie ihn gekauft hatte, dann mußte sie ihn irgendwie freigelassen haben, und manchmal wurden die Bekanntmachungen solcher Freilassungen in den örtlichen Zeitungen abgedruckt. Ich dachte, ich könnte vielleicht herausfinden, wann der Sklave freigesetzt wurde.«
    »Und, hast du?«
    »Nein.« Sie schwieg einen Augenblick. »Ich - ich habe etwas anderes gefunden. Eine… Todesanzeige. Die meiner Eltern.«
    Er wußte zwar, daß sie sie gefunden haben mußte, doch es erschreckte ihn dennoch, es aus ihrem Mund zu hören. Er zog sie fest an sich und legte seine Arme um sie.
    »Wo?« fragte er leise. »Wie?«
    Er hätte es besser wissen sollen. Er hörte ihrer halberstickten Erklärung gar nicht zu; er war zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu verfluchen. Er hätte wissen müssen, daß sie zu stur war, um sich davon abbringen zu lassen. Das einzige, was er mit seiner dickköpfigen Unterschlagung erreicht hatte, war, sie zur Heimlichtuerei zu treiben. Und er hatte dafür bezahlt - mit sorgenvollen Monaten.
    »Aber wir sind rechtzeitig gekommen«, sagte sie. »In der Anzeige stand 1776; wir haben noch Zeit, sie zu finden.« Sie seufzte tief. »Ich bin so froh, daß du da bist. Ich hatte solche Angst, daß du es herausfinden würdest, bevor ich zurückkommen konnte, und ich wußte nicht, was du tun würdest.«
    »Genau das, was ich getan habe... Weißt du«, sagte er in harmlosem Tonfall, »ich habe einen Freund mit einem zweijährigen Kind. Er sagt, er würde nie im Leben Kindesmißbrauch gutheißen - doch bei Gott, er weiß, was die Leute dazu bringt. Im Augenblick denke ich genau dasselbe über Leute, die ihre Ehefrauen schlagen.«
    Das schwere Gewicht auf seiner Brust erzitterte kurz vor Lachen.
    »Was meinst du damit?«
    Er fuhr ihr mit der Hand den Rücken entlang und umfaßte ihre runde Pobacke. Sie trug keine Unterwäsche unter den weiten Kniehosen.
    »Ich meine, daß mir, wäre ich ein Mann dieser Zeit und nicht meiner eigenen, nichts mehr Freude machen würde, als dir meinen Gürtel ungefähr ein dutzendmal über den Hintern zu ziehen.«
    Sie schien das nicht für eine ernstzunehmende Drohung zu halten. Er glaubte sogar, daß sie lachte.

    »Da du aber kein Mann dieser Zeit bist, würdest du es nicht tun? Oder würdest du es tun, aber es würde dir keine Freude machen?«
    »Oh, ich würde es genießen«, versicherte er ihr. »Es gibt nichts, was ich lieber täte, als dich mit einem Stock zu versohlen.«
    Sie lachte tatsächlich.
    In plötzlicher Wut schob er sie von sich und setzte sich auf.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich dachte, du hättest einen anderen gefunden! Deine Briefe während der letzten paar Monate… und dann der letzte. Ich war mir ganz sicher. Deswegen würde ich dich am liebsten schlagen - nicht, weil du mich angelogen hast oder fortgegangen bist, ohne es mir zu sagen -, sondern weil du mich hast glauben lassen, ich hätte dich verloren.«
    Sie schwieg einen Moment lang. Ihre Hand kam aus der Dunkelheit und berührte ganz sanft sein Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Es war nie meine Absicht, daß du das denkst. Ich wollte nur verhindern, daß du es herausfindest - bis es zu spät war.« Sie wandte ihm den Kopf zu, eine Silhouette im schwachen Licht der Straße außen vor ihrem Versteck. »Wie hast du es herausgefunden?«
    »Deine Kisten. Sie sind im College angekommen.«
    »Was? Aber ich habe ihnen doch gesagt, sie sollten sie nicht vor Ende Mai abschicken, wenn du in Schottland sein würdest!«
    »Da wäre ich auch gewesen, wenn mich nicht in letzter Minute diese

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