Der Ruf Der Trommel
Tagung in Oxford festgehalten hätte. Sie sind einen Tag vor meiner Abreise angekommen.«
Licht überflutete sie plötzlich, und es wurde laut, als sich die Tür der Wirtschaft öffnete und ein Knäuel von Gästen auf die Straße spie. Stimmen und Schritte kamen erschreckend nah an ihrem Versteck vorbei. Keiner von ihnen sagte ein Wort, bevor die Geräusche nicht verstummt waren. Als die Stille wieder eingekehrt war, hörte er, wie eine Kastanie durch die Blätter fiel und neben ihm im Laub aufprallte.
Briannas Stimme war seltsam heiser.
»Du hast geglaubt, ich hätte einen anderen… und du bist mir trotzdem gefolgt?«
Er seufzte und wischte sich das feuchte Haar aus dem Gesicht. Seine Wut war genausoschnell verflogen, wie sie gekommen war.
»Ich wäre auch gekommen, wenn du mit dem König von Siam verheiratet wärst. Mensch, Frau!«
Sie war kaum mehr als ein bleicher, verschwommener Fleck in der Dunkelheit; er sah die schnelle Bewegung, mit der sie sich vorbeugte,
um die heruntergefallene Kastanie aufzuheben, und sich dann hinsetzte und damit spielte. Schließlich holte sie ganz tief Luft und atmete langsam wieder aus.
»Du hast von Leuten gesprochen, die ihre Ehefrauen schlagen.«
Er hielt inne. Die Grillen waren wieder verstummt.
»Du hast gesagt, du bist dir sicher. Hast du das ernst gemeint?«
»Ja«, sagte sie leise.
»Damals in Inverness habe ich gesagt…«
»Du hast gesagt, du willst mich ganz - oder gar nicht. Und ich habe gesagt, ich verstehe. Ich bin mir sicher.«
Während ihres Ringkampfes war ihr das Hemd aus der Hose gerutscht, und es umwehte sie locker in der schwachen, heißen Brise. Er griff unter den flatternden Saum und traf auf ihre nackte Haut, die bei seiner Berührung mit Gänsehaut überzog. Er zog sie an sich, ließ seine Hände über ihren nackten Rücken und ihre Schultern gleiten, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, an ihrem Hals, erkundete sie, fragte sie mit seinen Händen - meinte sie es ernst?
Sie legte die Hände auf seine Schultern und legte sich zurück, drängte ihn. Ja, sie meinte es ernst. Er erwiderte wortlos, indem er die Vorderseite ihres Hemdes öffnete und sie auseinanderbreitete. Ihre Brüste waren weiß und nachgiebig.
»Bitte«, sagte sie. Ihre Hand lag auf seinem Hinterkopf und zog ihn an sich. »Bitte!«
»Wenn ich dich jetzt nehme, dann ist es für immer«, flüsterte er.
Sie atmete kaum, sondern verhielt sich völlig reglos und ließ seine Hände wandern, wohin sie wollten.
»Ja«, sagte sie.
Die Kneipentür öffnete sich erneut, und sie schraken auseinander. Er ließ sie los, stand auf und gab ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Dann stand er da, ihre Hand in der seinen, und wartete, bis die Stimmen in der Ferne verklangen.
»Komm mit«, sagte er und bückte sich unter den herabhängenden Zweigen hindurch.
Der Schuppen stand dunkel und still in einiger Entfernung von der Wirtschaft. Sie blieben in der Nähe des Baumes stehen und warteten, doch es kam kein Geräusch von der Rückseite des Gasthauses; alle Fenster in der oberen Etage waren dunkel.
»Ich hoffe, Lizzie ist ins Bett gegangen.«
Er fragte sich dumpf, wer Lizzie war, doch es kümmerte ihn nicht. Auf diese Entfernung konnte er sie deutlich sehen, obwohl ihr die
Nacht jegliche Farbe aus dem Gesicht wusch. Sie sah aus wie ein Harlekin, dachte er; die weißen Wangenflächen von Blätterschatten zerteilt und vom Dunkel ihrer Haare umrahmt, die Augen schwarze Dreiecke über einem ausdrucksvollen Strichmund.
Er nahm ihre Hand in die seine, Handfläche an Handfläche.
»Weißt du, was Handfasting ist?«
»Nicht genau. So etwas wie eine vorläufige Heirat?«
»In etwa. Auf den Inseln und in den entlegeneren Teilen der Highlands, da heiratete man in dieser Zeit per Handschlag und war dann einander für ein Jahr und einen Tag versprochen. Nach Ablauf dieser Frist suchen sie sich einen Priester und heiraten für immer - oder sie gehen ihrer Wege.«
Ihre Hand spannte sich in der seinen an.
»Ich will nichts Kurzfristiges.«
»Ich auch nicht. Aber ich glaube nicht, daß wir so leicht einen Priester finden. Hier gibt es noch keine Kirchen; der nächste Priester ist wahrscheinlich in New Bern.« Er hob ihre ineinander verschränkten Hände hoch. »Ich habe gesagt, ich will dich ganz, und wenn dir nicht genug an mir liegt, um mich zu heiraten…«
Ihre Hand drückte fest zu.
»Doch.«
»Gut.«
Er holte tief Luft und begann.
»Ich, Roger Jeremiah, nehme dich, Brianna Ellen, zu meiner
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