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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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brauchen würden, um zu landen und in ihren Raumanzügen auszusteigen - du weißt, daß es auf dem Mond keine Luft gibt?« Sie hob fragend die Augenbraue hoch, und er nickte so aufmerksam wie ein Schuljunge.
    »Claire hat es mir erzählt«, murmelte er.
    »Die Kamera - die Maschine, die die Bilder gemacht hat - blickte an der Seite des Schiffes heraus, so daß wir den Fuß des Schiffes sehen konnten, der sich in den Staub gegraben hatte und mit Staub bedeckt war, als ob ein Pferd mit dem Huf auftritt. Das Schiff war an einer flachen Stelle gelandet, die mit einem weichen, pudrigen Staub bedeckt war, in dem hier und dort kleine Steine verstreut waren. Dann hat sich die Kamera bewegt - oder vielleicht hat eine andere angefangen, Bilder zu senden -, und man konnte sehen, daß weiter weg Felsenriffs waren. Es ist kahl - keine Pflanzen, kein Wasser, keine Luft -, aber auf eine umheimliche Art irgendwie schön.«
    »Das hört sich wie Schottland an«, sagte er. Sie lachte über seinen Witz, glaubte aber, unter dem Humor seine Sehnsucht nach diesen kahlen Bergen zu hören.
    Um ihn abzulenken, wies sie mit einer Handbewegung zu den Sternen hoch, die inzwischen heller am Samthimmel leuchteten.

    »Die Sterne sind in Wirklichkeit Sonnen, so wie unsere. Sie sehen nur so klein aus, weil sie so weit von uns weg sind. Sie sind so weit weg, daß es viele Jahre dauern kann, bis uns ihr Licht erreicht; manchmal ist ein Stern sogar schon tot, und wir sehen sein Licht immer noch.«
    »Das hat mir Claire vor langer Zeit erzählt«, sagte er leise. Er blieb noch einen Augenblick sitzen, dann stand er auf. Er machte einen entschlossenen Eindruck.
    »Na, dann komm«, sagte er. »Wir wollen uns den Bienenstock holen und nach Hause gehen.«
     
    Die Nacht war so warm, daß wir die lederne Fensterabdeckung nicht festgesteckt, sondern zur Seite gerollt hatten. Gelegentlich taumelte eine Motte oder ein Junikäfer herein, um sich im Wasserkessel zu ertränken oder flammenden Selbstmord in der Feuerstelle zu begehen, doch die kühle, laubduftende Luft, die über uns hinwegspülte, war es wert.
    In der ersten Nacht hatte Ian Brianna höflich das Rollbett überlassen und sich mit Rollo auf einem Strohlager im Kräuterschuppen schlafen gelegt, nachdem er ihr versichert hatte, daß er diese Zurückgezogenheit mochte. Mit der Bettdecke überm Arm hatte er Jamie im Hinausgehen fest auf den Rücken geklopft und ihm in einer erstaunlich erwachsenen Geste der Gratulation, über die ich lächeln mußte, die Schulter gedrückt.
    Jamie hatte ebenfalls gelächelt; eigentlich lächelte er schon seit Tagen ununterbrochen. Im Augenblick lächelte er nicht, sondern sein Gesicht trug einen sanften, nach innen gerichteten Ausdruck. Ein Halbmond schwebte am Himmel, und es kam soviel Licht durch das Fenster, daß ich deutlich sehen konnte, wie er neben mir auf dem Rücken lag.
    Ich war überrascht, daß er noch nicht schlief. Er war weit vor der Morgendämmerung aufgestanden, hatte den Tag mit Brianna auf dem Berg verbracht und war erst lange nach Anbruch der Dunkelheit mit einem Plaid voller rauchbetäubter Bienen zurückgekehrt, die wahrscheinlich sehr verärgert sein würden, wenn sie am Morgen aufwachten und entdeckten, was für einen Streich man ihnen gespielt hatte. Ich nahm mir im Geiste vor, mich von dem Ende des Gartens fernzuhalten, an dem die Reihe der Bienenstöcke stand; frisch umgesiedelte Bienen neigten dazu, zuerst zu stechen und dann erst ihre Fragen zu stellen.
    Jamie gab einen tiefen Seufzer von sich, und ich drehte mich zu ihm
um und schmiegte mich an seinen Körper. Die Nacht war nicht kalt, doch aus Rücksicht auf Briannas Schamgefühl trug er ein Hemd im Bett.
    »Kannst du nicht schlafen?« fragte ich leise. »Stört dich das Mondlicht?«
    »Nein.« Doch er blickte zum Mond hinaus; er schwebte hoch über dem Bergkamm, noch nicht voll, aber dennoch von einem leuchtenden Weiß, das den Himmel überflutete.
    »Wenn es nicht der Mond ist, ist es etwas anderes.« Ich rieb ihm sanft über den Bauch und legte meine Finger um seinen breiten Rippenbogen.
    Er seufzte erneut und drückte meine Hand.
    »Oh, es ist nur törichtes Bedauern, Sassenach.« Er wandte seinen Kopf zum Rollbett, wo sich Briannas dunkles Haar in einer mondglänzenden Masse über das Kissen ergoß. »Ich bin nur traurig, daß wir sie verlieren müssen.«
    »Mm.« Ich ließ meine Hand flach auf seiner Brust ruhen. Ich hatte gewußt, daß es kommen würde - nicht nur die Erkenntnis,

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