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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sondern auch der Abschied selbst -, doch ich hatte nicht davon sprechen und den vorübergehenden Zauber brechen wollen, der uns drei so eng aneinanderband.
    »Man kann ein Kind nicht wirklich verlieren«, sagte ich leise und zeichnete mit meinem Finger die kleine, glatte Einbuchtung auf seiner Brust nach.
    »Sie muß zurückgehen, Sassenach - das weißt du genausogut wie ich.« Er machte eine ungeduldige Bewegung, zog sich aber nicht zurück. »Sieh sie dir an. Hier wirkt sie doch wie Louis’ Kamel, oder nicht?«
    Trotz meines eigenen Bedauerns lächelte ich bei dem Gedanken. Louis von Frankreich unterhielt eine umfangreiche Menagerie in Versailles, und bei schönem Wetter bewegten die Wärter bestimmte Tiere und führten sie zur Erbauung der verblüfften Spaziergänger in den weitläufigen Gärten herum.
    Eines Tages waren wir in den Gärten spazierengegangen, und als wir um eine Ecke bogen, war das zweihöckerige Kamel auf dem Weg auf uns zugekommen, prachtvoll und stattlich, mit einem Zaumzeug aus Gold und Silber, und es hatte in stiller Verachtung über der Menge der gaffenden Zuschauer gethront - auffallend, exotisch, und völlig deplaziert zwischen den stilisierten, weißen Statuen.
    »Ja«, sagte ich so widerstrebend, daß es mir in der Seele wehtat. »Ja, natürlich muß sie zurückgehen. Sie gehört dorthin.«

    »Das weiß ich wohl.« Er legte seine Hand über die meine, hielt aber das Gesicht abgewandt und sah Brianna an. »Es sollte mich nicht schmerzen - aber es tut es trotzdem.«
    »Mich auch.« Ich legte meine Stirn an seine Schulter und atmete seinen sauberen Männergeruch ein. »Aber es stimmt - was ich gesagt habe. Man kann ein Kind nicht wirklich verlieren. Erinnerst du - erinnerst du dich noch an Faith?«
    Meine Stimme zitterte leicht; wir hatten jahrelang nicht von unserer ersten Tochter gesprochen, die in Frankreich tot geboren worden war.
    Sein Arm legte sich um mich und zog mich zu ihm.
    »Natürlich«, sagte er leise. »Glaubst du, ich würde das jemals vergessen?«
    »Nein.« Tränen liefen mir über das Gesicht, doch ich weinte nicht wirklich; es waren nur meine Gefühle, die überströmten. »Das ist es, was ich meine. Ich habe es dir nie erzählt - als wir Jared in Paris besucht haben -, da bin ich zum Hôpital des Anges gegangen; ich habe dort ihr Grab besucht. Ich - ich habe ihr eine rosa Tulpe gebracht.«
    Er schwieg einen Moment lang.
    »Ich habe Veilchen für sie mitgenommen«, sagte er so leise, daß ich ihn fast nicht gehört hätte.
    Ich war einen Augenblick lang völlig still und vergaß die Tränen.
    »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    »Du mir auch nicht.« Er fuhr mit den Fingern an meinen Rückenwirbeln entlang und strich sanft auf und ab über meinen Rücken.
    »Ich hatte Angst, du würdest…« Meine Stimme verstummte. Ich hatte Angst gehabt, daß er sich schuldig fühlen, sich sorgen würde, daß ich ihm ihren Verlust vorwerfen könnte - wie schon einmal. Damals waren wir gerade erst wieder vereint; ich wollte unsere zarte Verbindung nicht gefährden.
    »Ich auch.«
    »Es tut mir leid, daß du sie nie gesehen hast«, sagte ich schließlich und spürte seinen Seufzer. Er drehte sich zu mir um und legte die Arme um mich. Seine Lippen streiften meine Stirn.
    »Es spielt keine Rolle, oder? Aye, es stimmt, was du sagst, Sassenach. Es hat sie gegeben - und wir werden sie immer haben. Und Brianna. Auch wenn - wenn sie geht - wird sie trotzdem noch bei uns sein.«
    »Ja. Es spielt keine Rolle, was geschieht; keine Rolle, wohin ein Kind geht - wie weit weg oder für wie lange. Selbst wenn es für immer ist. Man verliert es nicht. Das ist unmöglich.«

    Er antwortete nicht, sondern legte seine Arme fester um mich und seufzte noch einmal. Der Wind regte sich mit dem Geräusch von Engelsflügeln über uns in der Luft, und wir schliefen langsam zusammen ein, während uns das Mondlicht in seinen zeitlosen Frieden tauchte.

43
    Whisky in the Jar
    Ich konnte Ronnie Sinclair nicht leiden. Ich hatte ihn noch nie leiden können . Mir paßte weder sein einigermaßen gutaussehendes Gesicht noch sein verschlagenes Lächeln noch die Art, wie sein Blick den meinen traf: so direkt, so offen und ehrlich, daß man wußte , daß er etwas verbergen mußte, selbst wenn es gar nicht stimmte. Vor allem paßte es mir nicht, wie er meine Tochter ansah.
    Ich räusperte mich laut, und er fuhr zusammen. Er bedachte mich mit einem scharfzahnigen Lächeln und drehte müßig einen Faßreifen zwischen seinen

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