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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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hörte sie, wie sich die vertrauten ungleichmäßigen Schritte der Dienerin den Flur entlang entfernten.
    In der Tat fühlte sie sich nun allmählich weit besser. Das Elixier tat seine Wirkung. Ihr Blut beruhigte sich bereits wieder, und ihre aufgeregte Stimmung veränderte sich und ging in Erregung und Vorfreude über. Nur noch wenige Augenblicke …
    Eva starrte in den Kelch und neigte ihn in Richtung Fenster, um das Mondlicht auf der schwankenden Oberfläche des Weines zu betrachten. Sie durchbohrte das Abbild des Mondes im Kelch, indem sie einen Finger hineintauchte, der sich daraufhin mit dem Saft der Sangiovese-Weinreben blutrot färbte. Als sie den Finger wieder hob, fielen einige Tropfen von der Fingerspitze auf ihre Brüste, die aus dem offen stehenden Mieder quollen. Langsam rann der blutrote Rebensaft zwischen ihren Rundungen hinab. Mit zwei Fingern fing sie die Tropfen auf und rieb sie in einem leichten Kreis über ihre Brustwarze.
    Dort, wo
er
sie berührt hatte. Ein lustvoller Schauer lief ihr über die Haut, und ihre Brustwarze wurde zu einer harten Perle.
Hmm.
    Träge kippte ihr Kopf zur Seite, und ihr Blick fiel auf den Nachttisch. Dort stand eine Schale mit Leinentüchern bereit. Für später – wenn all dies hier zu Ende sein würde.
    Durch halb gesenkte Wimpern hindurch registrierte sie weitere Vorbereitungen. Zwei zu Seilen verdrehte Seidenschals waren am Kopfende ihres Bettes festgebunden, einer an jedem Bettpfosten. Ihr Blick streifte die Stricke, flüchtig und ein wenig beschämt bei ihrem Anblick. Weil sie sie brauchte. Die Überdecke war abgezogen worden und lag sauber gefaltet neben dem Bett, so dass nur noch Kissen und Laken aus Batist auf der Matratze lagen.
    Sie nahm einen weiteren tiefen Schluck. Und dann traf der Kelch mit einem dumpfen Schlag auf das Fach im Wandschrank. Und ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen war, fand sie sich am Fuße des Bettes stehend wieder. Ihre
Maman
hatte es in der Anderwelt auf einer Antiquitätenversteigerung für sie gefunden, und als Eva und Odette vor drei Monaten durch das Portal hierhergekommen waren, war es abgebaut und mit hierhergebracht worden. Kurz nachdem ihre Mutter gestorben war. Niemand wusste, woher das Bett stammte, doch es war höchstwahrscheinlich von Handwerkern vom Volk der Satyrn angefertigt worden. Ihre Mutter hatte erzählt, sein Besitzer hätte seine Geheimnisse nicht verstanden, doch Eva würde sie verstehen.
    Es war schön und imposant, gefertigt aus lackiertem Olivenholz. Kopf- und Fußende waren mit kunstvollen stilisierten Weinreben und mythischen Figuren versehen. Diese verbargen einige verblüffende Funktionen, die Eva über die Jahre von selbst herausgefunden hatte. Sie ging um den großen Lederkoffer herum, der am Fuße des Bettes stand und so hoch wie die Matratze reichte.
    Mit ihren Fingern fuhr sie das Geländer am Fußende entlang, fand die Einkerbung darunter, die sie suchte, und drückte. Ein leises
Klick
erklang, und das Geländer begann sich zu drehen. Ein glatter Zylinder, etwa fünfzehn Zentimeter lang und etwa drei Zentimeter dick, glitt aus seiner Verankerung in einer Darstellung aus Reben, Ranken, Blättern, Trieben und Traubenbündeln am Fußende. Das Geländer drehte sich halb herum und rastete dann mit einem weiteren Klick ein. Nun stand der Zylinder aufrecht im Geländer verankert und neigte sich von dort etwas nach oben und leicht vom nächsten Bettpfosten weg. Er stellte einen auf Hochglanz polierten Phallus aus makellosem Olivenholz dar, und er war bewusst hier plaziert worden – für ganz genau den Gebrauch, den sie heute Nacht davon machen würde.
    Du wirst mich bald brauchen, zwischen deinen Schenkeln.
    Ein kurzes qualvolles Seufzen entwich Eva. Eine sinnliche Vereinigung mit dem Mann aus Fleisch und Blut im Hain wäre ein zu großes Risiko gewesen. Doch sie hatte ihn begehrt. Und sie konnte ihn immer noch haben. Hier. Heute Nacht. Sozusagen.
    Konzentriert starrte sie auf einen leeren Platz direkt neben dem Bett und begann, den Beschwörungszauber zu murmeln. Jenen, den
Maman
ihr beigebracht hatte, um ihre Qualen in diesen Nächten zu lindern. Ihre Mutter hatte sie den Zauber gelehrt, doch nur Eva war in der Lage, ihn anzuwenden. Ihre Mutter war eine Fee gewesen, doch von ihrem Blut war nur wenig an ihren Nachwuchs übergegangen. Nein, Evas anderer Elternteil hatte einen weit größeren Einfluss darauf, was sie war.
    Der Klang ihrer Worte breitete sich im Raum aus, und die Luft vor ihr fing

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