Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis

unparteiisch das Wohl aller Ruul im Auge haben, aber es war ein offenes Geheimnis, dass auch dies nur Augenwischerei war in einem Gremium, das die karis-esarro fest in ihrem Griff hatten.
    Kerrelak war angewidert von so viel Heuchelei, so viel Hochmut, so viel unverdienter Arroganz. Aber ob es ihm gefiel oder nicht. Derzeit hing sein Leben von eben diesem korrupten System ab.
    Kerrelak sah zum höchsten Platz des Amphitheaters auf, wo der Kriegsmeister thronte. Orros sah mit unverhohlener Verachtung auf ihn herab. Kein Wunder, dass sein Ältester und sein Patriarch so aussahen, als wäre es ihnen lieber, sie würden ihn gar nicht kennen.
    »Gebieter«, antwortete er und legte gerade so viel Demut und Respekt in seine Stimme, um keinen Affront auszulösen. Auch wenn es schwerfiel.
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
    »Ich wüsste nicht, was ich diesem erlauchten Gremium sonst zu sagen hätte.« Bei dem Wort erlaucht stieg ihm Galle in den Hals. Nur mit äußerster Anstrengung drängte er den Brechreiz wieder zurück in den Magen. »Außer, dass ich erfreut bin, dass der Kampf nun endlich begonnen hat.«
    »Der Kampf hat begonnen. Das ist wahr«, nickte der Trottel in dem Versuch, weise zu wirken. »Aber eigentlich haben wir dich herzitiert, um dein Versagen zu erörtern.«
    »Ich habe nicht versagt«, begehrte Kerrelak auf. Seine Stimme prallte hallend von den Wänden ab und erzeugte ein Echo, das seine Aussage noch unterstrich.
    Sein Ausbruch rief Unruhe auf den oberen Rängen hervor. Der Älteste des karis-Stammes durchbohrte ihn mit wütenden Blicken. Aber einige der Patriarchen und Ältesten auf den unteren Plätzen schenkten ihm anerkennende Blicke. Es kam nicht oft vor, dass jemand einem Kriegsmeister widersprach. Nur der Patriarch der noro-Familie wirkte ein wenig verzweifelt und schüttelte leicht den Kopf. Kerrelak beschloss, den Feigling zu ignorieren. Wenn er Repressalien der karis befürchtete, so sollte er sich doch unter einem Stein verstecken. Kerrelak aber war ein Krieger, und wenn sein Tod beschlossene Sache war, spielte es keine Rolle mehr, was er sagte oder tat.
    »Ruhe!«, donnerte Orros' Stimme. Schlagartig wurde es still.
    Orros' Aufmerksamkeit konzentrierte sich wieder auf Kerrelak. »Du bist also tatsächlich der Meinung, deine Mission wäre ein Erfolg gewesen?« Er schnaubte halb belustigt, halb wütend auf.
    »Diese Halle hat dir einen einfachen Auftrag erteilt. Einfach, aber von großer Bedeutung. Und ehrenhaft für jemanden von deiner niedrigen Herkunft, wie ich hinzufügen möchte.«
    Kerrelak verengte vor Wut die Augen bei dieser beabsichtigten Beleidigung. Sein Patriarch sank hingegen noch tiefer in seinen Sitz. Kerrelak knirschte vor Frustration mit den Zähnen. Der Patriarch war wohl schon zu lange Politiker. Er hatte vergessen, was es hieß, ein Krieger zu sein.
    »Alles, was wir wollten«, fuhr der Kriegsmeister fort, »war, dass du die Asalti unterjochst und die Bevölkerung umwandelst, um uns auf unserer Kriegsflotte zu dienen. Das war alles. Ein schwaches und erbärmliches Volk solltest du uns dienstbar machen. Nichts weiter.
    Aber du hast nicht nur zugelassen, dass eine Gruppe nestral`avac auf einem von dir kontrollierten Planeten gelandet ist. Sie haben es auch noch geschafft, eine Umwandlungsfabrik zu zerstören und ein Gefangenenlager zu besetzen und gegen alles zu verteidigen, das du gegen sie aufgeboten hast. Welche Entschuldigung hast du dafür?«
    »Keine Entschuldigung.«
    Orros lehnte sich überrascht zurück. »Keine? Das ist wenigstens erfrischend neu. Aber macht dein Versagen nicht ungeschehen.«
    »Ich habe nicht versagt«, wiederholte Kerrelak.
    »Kerrelak …«
    »Der Auftrag wurde erfüllt«, unterbrach er den Kriegsmeister. Heftiges Murmeln brach aus. Aufgeregt unter den Patriarchen. Wütend und fassungslos unter den Ältesten.
    »Der Auftrag wurde erfüllt«, betonte Kerrelak erneut. »Die Asalti wurden in kürzester Zeit, bis auf wenige Ausnahmen, besiegt und zusammengetrieben. Die umgewandelten Körper wurden innerhalb der vorgegebenen Zeit der Flotte zur Eingliederung übergeben.«
    »Bis auf wenige Ausnahmen sagst du? Aber diese wenigen Ausnahmen haben Widerstand geleistet. Sie haben sogar die nestral`avac bei der Eroberung, Besetzung und Verteidigung eines unserer Lager unterstützt. Und das nennst du eine erfüllte Mission? Dabei will ich noch nicht einmal erwähnen, dass die Überlebenden auf unseren eigenen Transportern fliehen konnten.«
    »Wie