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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie wissen vielleicht nicht Bescheid über das in London übliche Vorgehen bei Kriminalfällen; ich muß Ihnen mitteilen, daß augenblicklich ich mit der Sache beauftragt bin, und ich muß Sie bitten, wenn Sie irgendwelche Aufklärungen über dieses Verbrechen geben können, dies sofort zu tun.«
    »Mit dem allergrößten Vergnügen«, sagte Angel herzlich. »Zunächst mal ist Jimmy - «
    »Den vollständigen Namen, bitte.« Der Inspektor tauchte die Feder ein.
    »Hab’ keine blasse Ahnung«, sagte der andere achtlos. »Alle Welt kennt Jimmy. Er war die erfolgreichste Lockente des alten Reale. Hatte auch das Benehmen und das Gefieder dazu und sah so lebendig aus, daß die andern kleinen Enten alle angeflogen kamen und sich um ihn scharten; erst viel später entdeckten sie dann, daß der schöne Vogel, der sie angelockt hatte, nur aus bemaltem Holz und Federn war. Peng! Peng! ging die Flinte des alten Reale los, und es gab viele Tage lang Entenbraten.«
    Knurrend warf Inspektor Boyden die Feder hin.
    »Ich fürchte«, sagte er verzweifelt, »Ihr Geheimnis wird sich in meinen Bericht nicht einfügen lassen. Wenn Sie irgendeine bestimmte Auskunft zu geben haben, werde ich sie gern entgegennehmen.«
    Etwas später, in Scotland Yard, unterhielt sich Angel mit dem Kommissar.
    »Wie läßt sich denn mit Boyden arbeiten?« erkundigte sich der Vorgesetzte.
    »Ausgezeichnet - ein gutmütiger, entgegenkommender Mensch, und von einem Eifer wie nur die allerwenigsten«, sagte Angel in seiner trockenen Art.
    »Ich werde ihm die Bearbeitung des Falles überlassen«, bemerkte der Chef.
    »Sie könnten keinen besseren finden«, erwiderte Angel.
    Dann ging er nach Hause in seine Wohnung auf der Jermyn Street, um sich zum Essen umzuziehen.
    In tadelloser Abendkleidung betrat Mr. Angel den wunderbaren Speisesaal des Restaurants Heinz und wählte einen Tisch mit dem Ausblick auf Piccadilly.
    Der andere Herr am Tisch blickte auf und nickte.
    »Hallo, Angel!« sagte er leichthin.
    »Hallo, Jimmy!« grüßte der Detektiv zurück.
    Er griff nach der Karte und wählte mit umständlicher Sorgfalt seine Speisen. Eine halbe Flasche Beaujolais vervollständigte die Bestellung.
    »Lächerlich, daß man hier sieben und einen halben Schilling für ‘ne kleine Flasche Wein zahlen muß, die einem jedes anständige Geschäft für weniger als einen Shilling verkauft.«
    »Man muß hier eben die luxuriöse Ausstattung mitbezahlen«, sagte der andere stillvergnügt. Und dann, nach einer ganz kurzen Pause: »Was wollen Sie?«
    »Nicht Sie, Jimmy«, erwiderte der liebenswürdige Angel, »obwohl mein junger Freund Boyden, Polizeiinspektor und ausstudierter Jurist obendrein, Sie demnächst suchen wird.«
    Bedächtig nahm sich Jimmy einen Zahnstocher und befreite ihn von seiner Seidenpapierhülse.
    »Natürlich«, sagte er ruhig; »ich habe aber nichts damit zu tun - mit dem Mord, meine ich. Ich war im Hause.«
    »Das weiß ich alles«, sagte Angel; »ich hab’ Ihre albernen Zigaretten gesehen. Ich dachte mir schon, daß Sie bei dem Mord nicht die Hand im Spiel hatten. Sie sind ein Eigentumsverbrecher, kein Personen Verbrecher.«
    »Womit Sie vermutlich die nette Unterscheidung zwischen Verbrechen gegen das Eigentum und Verbrechen gegen die Person machen wollen«, sagte der andere.
    »Ganz recht.«
    »Nun?« fragte Jimmy.
    »Eigentlich wollte ich Sie wegen des Verses sprechen«, sagte Angel und rührte in seiner Suppe.
    Jimmy lachte laut.
    »Sie sind ein ganz gescheiter Teufel, Angel«, sagte er bewundernd; »und nicht mal so’n ganz kleiner.«
    Er versank in Schweigen, und seine gefurchte Stirn sprach Bände.
    »Denken Sie nur recht scharf nach«, neckte Angel.
    »Ich denke schon nach«, sagte Jimmy langsam. »Ich habe mit Bleistift geschrieben, weil kein Löschblatt da war. Machte aber nur eine Niederschrift, genau nach dem Diktat des Alten, und… «
    »Sie haben einen Block benutzt«, sagte Angel zuvorkommend, »und nur das oberste Blatt abgerissen. Und Sie drückten beim Schreiben ziemlich stark auf, so daß alles auf dem nächsten Blatt lesbar eingeprägt war.«
    Jimmy sah ärgerlich aus.
    »Ich bin doch ein rechter Esel!« meinte er, und dann war er wieder still.
    »Und der Vers?« fragte Angel. »Sind Sie daraus klug geworden?«
    »Nein« - Jimmy schüttelte den Kopf -, »Sie?«
    »Nicht die Bohne«, gestand Angel offenherzig.
    Während die nächsten drei Gänge serviert wurden, sprach keiner ein Wort. Als der Kaffee auf dem Tisch stand, brach

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