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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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machte sich aus Jimmys Armen los; dann erhob sie sich ein wenig unsicher.
    »Ja«, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln, »ich glaube, ich bin wieder ganz in Ordnung.«
    »Was ist hier drunter?« fragte Angel und zeigte auf den Boden.
    »Eine alte Werkstatt, eine Art Lagerraum«, erwiderte sie überrascht.
    »Was ist drin?« Der Ernst in Angels Stimme ließ sich nicht verkennen.
    »Alte Möbel.«
    »Matratzen?«
    »Ja, ich glaube auch Matratzen und Farbtöpfe und allerlei Gerümpel. Warum fragen Sie?«
    »Jimmy«, sagte Angel rasch, »riechen Sie nichts?«
    Jimmy schnupperte.
    »Ja«, sagte er hastig. »Schnell, die Fenster!«
    Eilig durchsuchten sie das Zimmer. Aus einer Ecke zog Jimmy einen verrosteten Kavalleriesäbel hervor.
    »Das ist das Wahre«, meinte Angel und machte sich daran, die soliden Fensterläden aufzubrechen, aber das Holz gab nicht nach, und als sie den Säbel als Hebel ansetzten, zerbrach die Klinge.
    »Im Schrank liegt eine alte Axt«, rief das Mädchen, die verborgene Gefahr ahnend.
    Mit einem Freudenschrei zerrte Angel eine altertümliche Streitaxt hervor und ging von neuem auf die Fensterläden los. Bei jedem Hieb flog das Holz in großen Splittern, aber so schnell er auch arbeitete - etwas anderes war noch schneller. Angel hatte sich über den Benzingeruch nicht getäuscht, und jetzt drang Rauch in einer kleinen Wolke unter der Tür hervor und in winzigen Spiralen durch die Dielenritzen. Erschöpft hielt Angel inne. Jimmy nahm die Axt und schlug mit aller Kraft drauflos; nach einem gewaltigen Hieb auf den Fensterladen zeigte sich ein schmaler Streifen Tageslicht. Das Zimmer war jetzt unerträglich heiß, nun ergriff Angel die Axt von neuem und hackte auf das eichene Hindernis ein, das sie vom Leben trennte.
    »Wird es uns gelingen?« fragte das Mädchen ruhig.
    »Ja, ich glaube«, sagte Jimmy fest.
    »Ich werde die heutige Nacht nicht bedauern«, stammelte sie.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Jimmy mit leiser Stimme, »wie es auch ausgehen mag. Es ist sehr gut, ein einziges Mal im Leben zu lieben. Und sei es auch am Rande des Grabes.«
    Ihre Lippen zitterten, und sie versuchte zu sprechen.
    Angel hatte harte Arbeit mit dem Fenster, er wandte ihnen den Rücken zu. Jimmy beugte sich nieder und küßte das Mädchen auf die Lippen.
    Das Fenster war frei! Angel drehte sich um, glänzend vor Schweiß und Triumph. »Jetzt ‘raus, schnell wie der Teufel!« rief er.
    Angel hatte bei seinen Nachforschungen in dem kleineren Zimmer vorher einen Strick gefunden, den er jetzt dem Mädchen um die Taille schlang. »Wenn Sie unten sind, laufen Sie, was Sie können, aus dem Ruch«, wies er sie an. Eine Minute später fühlte sie sich frei in der Luft schweben in einer wirbelnden Rauchwolke, die sie blendete und fast erstickte. Als sie Boden unter den Füßen fühlte, knüpfte sie nur rasch den Strick los, dann lief sie davon und fiel erschöpft auf einer Grasböschung nieder. In ein paar Minuten waren die beiden Männer neben ihr. Schweigend betrachteten sie alle drei die Feuersbrunst - da fiel Kathleen plötzlich etwas ein.
    »Das Buch, das Buch!« rief sie.
    »Es ist unter meinem Hemd«, sagte der schamlose Angel.

13
    Scotland Yard hat einen Grundsatz: Hütet euch vor Zuschauern! Deswegen hat die Polizei auch eine peinliche Vorliebe - für mitternächtliche Verhaftungen. Wenn man es nicht gerade austrompetet oder wenn der Fall nicht wichtig genug für die Abendblätter ist, so ruft ein plötzliches Verschwinden aus der Gesellschaft weiter keine großen Erklärungen hervor, und die Aus rede, man sei ins Ausland gereist, wird meist ruhig hingenommen.
    Im Gespräch mit seinem weisen Chef empfing Angel einige ausgezeichnete Ratschläge.
    »Wenn Sie ihn verhaften müssen, tun Sie es in aller Stille. Wenn er, wie Sie vermuten, sich in seinem Hause verbarrikadiert oder in seinem großartigen Gewölbe Zuflucht sucht, lassen Sie ihn in Ruhe. Wir wollen kein Aufsehen und wir wollen keine Zeitungssensationen. Wenn Sie die Realesche Sache ins Lot bringen können, ohne Spedding gleich zu verhaften, tun Sie es unter allen Umständen. Wir werden ihn schon kriegen im - hm - wie sagen Sie doch immer, Angel? - Ach ja, im üblichen Geschäftsverlauf.«
    »Sehr wohl, Herr Kommissar«, sagte Angel, durchaus nicht abgeneigt, den Plan auszuführen.
    »Wie ich diesen Menschenschlag kenne«, fuhr der Polizeikommissar fort und strich dabei über seinen grauen Bart, »wird er gar nichts tun. Er wird sein tägliches Leben

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