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Der Safe mit dem Rätselschloß.

Der Safe mit dem Rätselschloß.

Titel: Der Safe mit dem Rätselschloß. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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solange hier verborgen waren.« Er schlug sich an die Brust. »Als mir der Auftrag des alten Reale anvertraut wurde, glaubte ich, die Erben seien ganz gewöhnliche Alltagsnarren, die mir Tag für Tag die Ergebnisse ihrer Nachforschungen zu meinem Vorteil mitteilen würden. Auf Sie hatte ich dabei nicht sehr gezählt, denn Frauen sind von Natur verschwiegen und mißtrauisch, aber ich hatte mich auf die beiden Verbrecher verlassen. Meine Erfahrungen mit der Verbrecherwelt - recht ausgedehnte Erfahrungen - verleiteten mich zu der Annahme, daß ich mit diesen Herren keine Schwierigkeiten haben würde.« Er spitzte den Mund. »Ich hatte nicht mit meinem Jimmy gerechnet«, sagte er kurz. Er sah die Augen des Mädchens aufleuchten. »Ja«, fuhr er fort, »Jimmy ist kein gewöhnlicher Mensch, und Angel ist ein leuchtendes Beispiel für unpassende Namen. Einmal hab’ ich Jimmy beinah schon gehabt. Hat er Ihnen erzählt, wie er zu dem roten Kuvert gekommen ist? Ich seh’ schon, er hat’s nicht erzählt. Na, jedenfalls hatte ich ihn beinahe. Am nächsten Morgen suchte ich nach seiner Leiche und fand nichts. Später am Tag erhielt ich eine Ansichtskarte von ihm, die ganz besonders frivol und gemein war.« Er hielt inne, als erwartete er eine Äußerung von ihr.
    »Ihre Bekenntnisse haben wenig Interesse für mich«, sagte das junge Mädchen ruhig. »Mein einziges Bestreben ist es, mich von Ihrer Gegenwart zu befreien.«
    »Dazu komme ich gleich«, erwiderte der Anwalt. »Ich bin vorhin sehr unhöflich gegen Sie gewesen, aber ich war sehr beschäftigt, und außerdem wollte ich Ihnen eine zarte Einführung in die veränderte Lage der Dinge geben. Weit davon entfernt, unhöflich zu sein, möchte ich mich jetzt vielmehr als ganz besonders nett erweisen.«
    Trotz ihrer äußerlichen Ruhe zitterte sie bei dem aalglatten Ton, den der Rechtsanwalt jetzt anschlug.
    »Ich bin in folgender Lage«, fuhr er fort; »wir haben da eine enorme Summe, die von Rechts wegen Ihnen gehört. Das Gesetz und die Neigung Ihres Mitbewerbers - Connor wollen wir aus dem Spiel lassen, denn er zählt nicht -sprechen Ihnen das Geld zu. Es trifft sich sehr unglücklich, daß auch ich, der ich nicht den geringsten Anspruch darauf habe, dieses Geld begehre, und die endgültige Frage spitzt sich nun darauf zu: Soll es Spedding sein oder Kathleen Kent? Ich sage: Spedding. Und die Umstände sind für mich, denn ich habe Sie hier - entschuldigen Sie die Wendung ins Tragische - so ziemlich in meiner Gewalt. Ob ich die zwei Millionen, Ihre zwei Millionen, ohne Störung an mich nehmen werde, hängt ganz von Ihnen ab.«
    Wieder hielt er inne, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten. Das junge Mädchen gab keine Antwort, aber er konnte das Entsetzen in ihren Augen sehen.
    »Hätte ich auf Ihre Dienste verzichten können oder hätte ich Grips genug gehabt, um von selber auf die einfache Lösung dieses verwünschten Rätsels zu kommen, so würde ich Sie nicht im geringsten behelligt haben; aber wie die Dinge nun liegen - muß ich Sie zum Schweigen bringen.«
    Er hatte seine Worte mit äußerster Kälte vorgebracht, und Kathleen überkam ein Schwindel, als ihr klar wurde, was hinter diesen Worten steckte.
    »Ich kann Sie zum Schweigen bringen, indem ich Sie töte«, sagte er einfach, »oder indem ich Sie heirate. Wüßte ich einen wirksamen Weg, der es mir ermöglichte, Sie auf zwei Tage absolut verschwinden zu lassen - ich würde ihn gern einschlagen. Aber Sie sind eine Frau, und das hieße, zu viel erwarten. Nun, was ziehen Sie vor?«
    Sie wich bis an das verschlossene Fenster zurück, die Augen fest auf den Mann gerichtet.
    »Sie denken zweifellos an den Chauffeur«, sagte er liebenswürdig, »aber auf den können Sie nicht rechnen. Währen Ihre Ohren scharf, so hätten Sie das Auto vor einer halben Stunde zurückfahren hören - der Chauffeur erwartet unsere Rückkehr eine halbe Meile von hier. Wenn ich allein komme, wird er zweifellos überrascht sein, aber wissen wird er nichts. Können Sie sich das Bild nicht vorstellen: Er fährt mich weg, und ich, neben ihm, drehe mich um und winke lächelnd, abschiednehmend einer nicht vorhandenen Frau zu, die für den Chauffeur unsichtbar wäre. Stellen Sie sich vor, wie sein unbehagliches Gefühl bei diesem feinen Zug schwinden würde. Zwei Tage später befände er sich mit mir auf hoher See, ohne die leiseste Ahnung von dem Mord; und auf hoher See geschehen seltsame Dinge. Sag, Kathleen, soll es Heirat sein -?«
    »Tod!«

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