Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich gehörte er zu einer Spezialeinheit der NSA. »Ich bin sicher, daß unser Wild sich noch in Chicago befindet, und hier werden wir es erlegen.« Die Kamera zeigte den Jäger in ganzer Figur, Stagecake tätschelte den Hals eines Schäferhundes.
    »Hier sehen Sie die Geheimwaffe des Kommandos vier«, sagte der Moderator, »eine verblüffende, außergewöhnliche Waffe, fürwahr, aber glauben Sie wirklich, das Wild mit Jagdhunden aufspüren zu können?«
    »Nun, es sind die besten Spürhunde der Welt«, antwortete Stagecake, »unübertrefflich, sobald sie einmal Witterung aufgenommen haben. Ich habe einen mitgebracht, damit die Chicagoer nicht zu sehr erschrecken, wenn sie ihnen in den Straßen begegnen. Natürlich verfügen wir auch über moderne Technik. Und wir rechnen mit der Hilfe aller Freunde von GAME-GAME. Mir geht es um den Sieg, nicht um das Geld.
    Ich bin bereit, ein paar Millionen Dollar für gute Hinweise abzugeben.«
    Dann wurde die Technik vorgestellt. Es war nichts dabei, was Timothy verblüfft hätte, sonst hätte man es auch kaum in Video vorgestellt; erstaunlich war nur, daß ein Privatmann über ein derartiges Suchmobil verfügen sollte. Da gab es einen Computer, der in der Sekunde tausend Gesichter mit den gespeicherten Bildern des Timothy Truckle vergleichen und angeblich jede Maskierung durchschauen würde, automatische Silhouetten- und Masseanalysatoren, die alle Leute unter einem Meter sechzig herausspürten, auch wenn sie sich mit automatischen Prothesen künstlich vergrößerten; sie waren mit Infrarotwandlern gekoppelt, die nur getäuscht werden konnten, wenn die Prothetikmaske das Wärmestrahlenbild seines zwergenhaften Wuchses verdeckte und das Imago eines Normalwüchsigen aussendete, womit wie Stagecake erklärte, bei einem Wild dieser Qualität allerdings zu rechnen sei. Er rechne auch nicht damit, Truckle mit Stimm-Identicat-Sensoren oder EEG-Identicatoren zu entdecken, die könnten zwar noch eine Stimme aus Zehntausenden und die spezifischen Hirnströme aus Hunderten von Menschen herausfiltern, aber Truckle würde sicher Sprachwandler und Schutzhelm benutzen.
    Timothy grunzte verächtlich. Die wußten doch nur zu gut, daß ihn die Nachricht unverhofft getroffen hatte, zu einem Zeitpunkt, da er von seiner Wohnung und damit von allen Hilfsmitteln abgeschnitten war. Aber selbst die NSA durfte nicht über Dutzende solcher Suchmobile verfügen, und er hatte nicht vor, sich draußen herumzutreiben. Während die Jagd im Chaos von Jefferson übertragen wurde, überlegte er, was ihm wirklich gefährlich werden konnte. Solange er nicht in den Bereich eines Suchmobils kam, so gut wie nichts. Er war erst vor kurzem zur Untersuchung gewesen und konnte sicher sein, daß er in keiner Weise markiert war; nirgends in seinem Körper steckte eine Sonde, die nun von außen aktiviert werden konnte, er war auch nicht biotonisch markiert, dazu hatte es bei dieser überstürzten Aktion keine Gelegenheit mehr gegeben; er hatte in den letzten Tagen nichts zu sich genommen, was er nicht schon lange vorher eingekauft hatte. Was, außer den Bildern und den Körperdaten, war überhaupt von ihm gespeichert? Das Stimm-Identicat, seine Gehirnströme, der Hauttonus – und die Urinzusammensetzung! Von der Möglichkeit der automatischen Urinkontrolle in öffentlichen Toiletten hatte Stagecake nicht gesprochen; davon wußte fast niemand etwas. Und sein Herzschrittmacher? Vielleicht war die NSA längst auf die Idee gekommen, alle derartigen Geräte mit einer spezifischen Modulation kennzeichnen zu lassen? Timothy holte aus den Überresten des »Monofly« Kupfernetz und wickelte es sich um die Brust.
    Warum hatten die Hunde seine Spur nicht vom Appartement zum Penthaus verfolgt? Offensichtlich waren sie nicht so unübertrefflich. Halt, er war ja nicht gegangen, er war geschwebt! Sicher ist sicher, dachte Timothy. Er preßte die Zwiebeln und Knoblauchzehen aus, mischte den Saft mit Öl, das er aus dem »Monofly« und der Klimaanlage zapfte, vergewisserte sich, daß niemand vor der Tür stand, holte den Fahrstuhl, wischte ihn sorgfältig mit der stinkenden Brühe aus und bestrich dann die Tür des Penthauses. Als er zurückkam, schaltete das Video gerade nach Denver, wo Timothy Truckle angeblich soeben gesehen worden war.
    Eine erregte Menge raste durch die Straßen. Timothy erkannte an der Perspektive der schnell wechselnden Szenen, daß man die Kameras der Staatlichen Straßenüberwachung auf den Videokanal

Weitere Kostenlose Bücher