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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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einen, der der Versuchung von zehn Millionen Dollar widerstehen würde?«
    Coats überlegte, dann sah er Timothy hilflos an. »Aber ich kann Sie doch unmöglich so hier liegenlassen!«
    »Ich brauche nur Verbandzeug und Medikamente. Wollen Sie mir wirklich helfen, obwohl Sie wissen –?«
    Coats nickte heftig. Timothy diktierte ihm, was er haben wollte. »Und eine Flasche Whisky«, schloß er. »Bitte beeilen Sie sich. Und – kommen Sie allein!«
    »Ich würde Sie nie verraten«, versicherte Coats. »Nicht einmal für hundert Millionen.« Coats fuhr den Stuhl ins Bad und verband Timothys Bein.
    »Damit können Sie unmöglich hier bleiben«, sagte er. »Ich werde Sie heute nacht in meine Wohnung schaffen, Mister Truckle. Nicht nur, weil Sie Pflege brauchen, ein Jäger durchsucht alle leerstehenden Räume des ›Nebraska‹, und ich kann ihm nicht verwehren, das Penthaus zu betreten, er hat sich eine Genehmigung von Miss Magginthy besorgt.«
    »Danke, Buster«, sagte Timothy gerührt, »aber –«
    »Kein Aber, Tiny!«
    »Sie müssen an Ihre Familie denken«, sagte Timothy. »Erklären Sie dem Jäger, daß zur Zeit niemand das Penthaus betreten kann, weil man vergessen hat, die Identicatsicherung zu löschen, er müsse sich bis nach den Feiertagen gedulden, Sie hätten schon einen Termin mit Grandmas Leuten vereinbart. Wollen Sie mir wirklich helfen, Buster?« Timothy sah ihm in die Augen.
    Coats wandte den Blick nicht ab. »So gut ich nur kann.«
    »Dann fahren Sie bitte heute abend in den Centralpark.«
    Coats staunte nicht schlecht, als er Timothy im Sessel sitzend vorfand; der Medikamentenstoß hatte gewirkt, die Schmerzen waren jetzt auch ohne Blocker erträglich, das Fieber gesunken, der Kopf klar.
    »Ich hatte zuerst die falsche Nachtigall aufgenommen.« Coats lächelte verlegen. »Ich habe ja keine Erfahrung mit so etwas. Sagen Sie, Tiny«, er blickte Timothy unsicher an, »hat das was mit dem UNDERGROUND zu tun?«
    »Besser, Sie wissen so wenig wie möglich. Aber Sie haben noch den richtigen Vogel erwischt?«
    »Ja, und die Nummer herausgefiltert, so, wie Sie es mir erklärt hatten, dann habe ich die Nummer von einer öffentlichen Sprechstelle aus angerufen, doch da war niemand, dem ich ausrichten konnte, man solle Sie abholen, nur eine automatische Ansage. Hören Sie selbst, ich habe es mitgeschnitten.« Coats legte den Recorder auf den Tisch.
    »Der Herr sei mit dir! Hier spricht die Seelsorge der einsamen Herzen. Unsere kleine Andacht beginnt heute mit einem alten Spiritual –« Timothy hörte mit geschlossenen Augen zu, seine Finger trommelten den Takt auf der Tischplatte mit.
    »Noch einmal von vorne«, sagte er plötzlich, »und geben Sie mir bitte etwas zum Schreiben.« Coats sah verständnislos zu, wie Timothy jetzt Punkte und Striche notierte.
    »Das sind sogenannte Morsezeichen«, erklärte Timothy lächelnd, »eine uralte Nachrichtentechnik. Machen Sie mir bitte einen Kaffee?« Er war völlig in Gedanken versunken, als Coats zurückkam.
    »Ich war in Ihrem Appartement«, sagte Coats. »Ich gab vor, daß ich die Leitungen überprüfen müsse, es seien Störungen im Haus aufgetreten. In Ihr Mausoleum durfte ich nicht blicken, es scheint völlig zerstört zu sein. Küche und Bad sind unversehrt, auch das Schlafzimmer, aber die übrigen Räume sehen verheerend aus. Die schöne Wohnung!«
    »Haben Sie gesehen, ob Schneewittchen noch im Schlafzimmer war? Sie kennen doch meine Sonic? Eine pulsierende Goldfadenkugel.«
    »Ich glaube, sie stand neben dem Bett«, sagte Coats.
    »Haben Sie mein Identicat überprüft?«
    »Ja, natürlich.« Coats legte es auf den Tisch. »Ich fürchte, Sie haben recht, und es ist gesperrt. Arzneiautomat und Restaumat reagierten überhaupt nicht, in der Metro begann die Automatik zu leuchten, aber dann schnappte die Sperre ein ; ein Glück, daß ich es vom Nebendurchgang versucht hatte, sonst hätte ich schön in der Falle gesessen.« Er blickte Timothy an. »Ich verstehe das nicht, Tiny, verliert man denn als Wild seine Bürgerrechte ?«
    »Ich bin eben ein ganz besonderes Wild«, erwiderte Timothy. Er trank Kaffee und grübelte, Coats störte ihn nicht.
    »Ich habe noch eine Bitte«, sagte Timothy schließlich, »meine letzte: Können Sie mir morgen einen Krankenstuhl besorgen? Einen automatischen Rollstuhl? – Und ein paar alte Sachen von Ihnen, Jacke, Hose, Schuhe.«
    »Was wollen Sie denn damit?« rief Coats. »Doch nicht etwa das Haus verlassen? In diesem

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