Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
Tür mit Panzerglas in ihrem Zimmer und tritt mit aller Kraft dagegen. Im Metall ertönt ein dumpfer Knall. Sie weicht zurück, dreht sich um und tritt wieder zu, weicht zurück und tritt immer wieder zu. Die massive Tür vibriert nur schwach, aber das dumpfe Geräusch ihrer Tritte dringt durch die Betonwände. Sie tritt und tritt, bis sie schließlich erregte Stimmen, schnelle Schritte und das Surren elektrischer Schlösser im Flur hört.
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Die Lampen an der Decke gehen aus. Saga liegt mit offenen Augen auf der Seite.
Großer Gott, was soll ich nur tun, denkt sie, und in ihr lodert die Angst.
Füße, Fußgelenke und Knie tun ihr nach den Tritten gegen die Tür noch immer weh.
Sie weiß nicht, ob sie Bernie Larsson hätte retten können, wenn sie eingegriffen hätte, vielleicht wäre es ihr gelungen, vielleicht hätte Jurek sie nicht aufhalten können.
Aber dabei hätte sie sich selbst mit Sicherheit in Lebensgefahr gebracht und darüber hinaus jede Chance zunichtegemacht, Felicia zu retten.
Also ist sie in ihr Zimmer gegangen und hat gegen die Tür getreten, aber das war nichts als ein lächerlicher Akt der Verzweiflung.
Mit aller Kraft hat sie gegen die Tür getreten und gehofft, die Wärter würden sich fragen, woher das Geräusch kommt, und endlich einen Blick auf die Überwachungsmonitore werfen.
Aber es passierte nichts. Sie hörten Sagas Tritte nicht. Sie hätte härter zutreten müssen.
Die Zeit, bis die Stimmen und Schritte endlich näher kamen, war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen.
Sie liegt auf dem Bett und versucht zu glauben, dass die Pfleger rechtzeitig gekommen sind, dass Bernie jetzt auf der Intensivstation liegt, dass sein Zustand stabil ist.
Wie die Sache ausgegangen ist, hängt davon ab, wie fest die Schlinge die inneren Halsarterien zugedrückt hat.
Sie denkt, dass Jurek Walter die Schlinge vielleicht zu locker geknüpft hat, obwohl sie weiß, dass das nicht stimmt.
Seit der Rückkehr in ihr Zimmer hat sie auf dem Bett gelegen und gefroren. Von dem Abendessen, das die junge Frau mit den Piercings ihr gebracht hat, hat sie nur die grünen Erbsen und zwei Bissen Kartoffelpüree vom Fischauflauf gegessen.
Saga liegt in der Dunkelheit und denkt an Bernies Gesicht, als er mit einem vollkommen hilflosen Ausdruck in den Augen stumm den Kopf schüttelte. Jurek Walter bewegte sich wie ein Schatten. Er führte seine Hinrichtung vollkommen emotionslos durch, tat lediglich, was er tun musste, trat den Stuhl fort und ging anschließend ohne erkennbare Eile in sein Zimmer.
Saga schaltet die Bettlampe ein und setzt sich auf die Bettkante. Sie richtet den Blick auf die Kamera an der Decke, das schwarze Auge, und wartet.
Joona hatte wie immer Recht, denkt sie, während sie die dunkle Linse der Kamera anstarrt. Er hat geglaubt, es könnte eine winzige Chance dafür geben, dass Jurek den Kontakt zu ihr sucht.
Tatsächlich unterhält er sich auf einer so persönlichen Ebene mit ihr, dass selbst Joona erstaunt sein dürfte.
Saga denkt, dass sie gegen seine Regel verstoßen hat, nichts über ihre Eltern oder ihre Familie zu erzählen. Sie hofft inständig, dass die Kollegen, die alles abhören, nicht glauben, sie hätte die Situation nicht mehr im Griff, und redet sich ein, es sei ein Versuch gewesen, das Gespräch zu vertiefen. Redet sich ein, ihr sei bewusst gewesen, was sie da tat, als sie dem Serienmörder Jurek Walter von einer der düstersten Phasen ihres Lebens erzählte.
Sie hat keine Sekunde vergessen, was Jurek Walter getan hat, sich aber bisher nicht von ihm bedroht gefühlt. Meinem Auftrag hat das wahrscheinlich eher genutzt, denkt sie. Im Grunde hatte sie sich mehr vor Bernie Larsson gefürchtet. Bis Jurek Walter ihn mit dem Kabel erhängt hat.
Saga massiert mit der Hand ihren Nacken und starrt weiter in das Kameraauge. So muss sie jetzt schon mehr als eine Stunde gesessen haben.
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Anders Rönn sitzt in seinem Büro und versucht, die Ereignisse des Tages im Stationsbuch zusammenzufassen.
Warum passiert das alles ausgerechnet jetzt?
Jeden Monat geht das Personal am gleichen Tag den Arzneimittelvorrat und anderes Verbrauchsmaterial durch.
Das Ganze dauert gerade einmal vierzig Minuten.
Er selbst, My und Leif standen vor dem Medikamentenkühlschrank, als sie plötzlich das Geräusch hörten.
Durch die Wände hallten dumpfe Schläge. My ließ daraufhin die Inventurliste fallen und lief zur Überwachungszentrale. Anders folgte ihr. My stand vor dem großen Monitor und schrie
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