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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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angsterfüllten Augen zu Jurek auf.
    »Wie bitte? Was zum Teufel …«
    »Binde das Kabel außen an der Klinke fest, wirf es über die Tür und ziehe den Plastikstuhl dorthin«, weist Jurek Walter ihn an.
    »Ich will das nicht, ich will nicht«, flüstert Bernie Larsson mit zitternden Lippen. »Wir können nicht länger zulassen, dass du lebst«, erklärt Jurek ruhig.
    »Aber … verdammt, ich habe doch nur einen Witz gemacht, ich kapier doch, dass ich nicht mitkommen darf … Ich weiß ja, dass das euer Ding ist … ganz allein euer Ding …«

133
    Nathan Pollock und Corinne Meilleroux springen auf, als sich die Situation im Aufenthaltsraum zuspitzt.
    Ihnen ist klar geworden, dass Jurek Walter beschlossen hat, Bernie Larsson hinzurichten, sie können nur hoffen, dass Saga nicht vergisst, dass sie keine polizeilichen Aufgaben oder Befugnisse hat.
    »Sie kann nichts tun«, flüstert Corinne.
    Aus den großen Lautsprechern dringt lautes Rauschen. Johan Jönson justiert die Lautstärke und kratzt sich gestresst am Kopf.
    »Bestraft mich stattdessen«, wimmert Bernie. »Ich habe es verdient, bestraft zu werden …«
    »Ich könnte ihm beide Beine brechen«, schlägt Saga vor.
    Corinne schlingt die Arme um sich und versucht, ruhig zu atmen.
    »Tu nichts«, flüstert Pollock in Richtung Lautsprecher. »Du musst dich auf das Wachpersonal verlassen, du bist nur eine Patientin.«
    »Warum greift denn niemand ein?«, fragt Johan Jönson. »Die Wärter müssen doch verdammt nochmal sehen, was da vorgeht?«
    »Wenn sie eingreift, bringt Jurek sie auf der Stelle um«, flüstert Corinne, deren französischer Akzent durch den Stress ausgeprägter ist als sonst.
    »Tu nichts«, sagt Pollock flehend. »Tu nichts.«

134
    Sagas Herz pocht wie wild. Als sie vom Laufband heruntersteigt, ist sie völlig durcheinander. Es ist nicht ihre Aufgabe, andere Patienten zu schützen. Sie weiß, dass sie nicht aus ihrer Rolle als schizoide Patientin fallen darf.
    »Ich breche ihm die Beine an den Kniescheiben«, versucht sie vorzuschlagen. »Ich breche ihm die Arme und Finger und …«
    »Es ist besser, wenn er einfach stirbt«, entscheidet Jurek.
    »Komm«, sagt sie schnell zu Bernie Larsson. Hier sieht uns die Kamera nicht …«
    »Scheiße, Schneewittchen«, schluchzt Bernie und nähert sich ihr.
    Sie packt sein Handgelenk, reißt ihn näher an sich heran und bricht ihm den kleinen Finger. Er schreit, fällt auf die Knie und hält die Hand fest an den Bauch gepresst.
    »Gib mir den nächsten Finger«, sagt sie.
    »Ihr spinnt doch«, heult Bernie Larsson. »Ich rufe um Hilfe … keine Skelettsklaven kommen her …«
    »Sei still«, sagt Jurek.
    Er geht zum Laufband, macht das Kabel los, zieht es von der Leiste in der Wand ab und reißt den Stecker mit solcher Kraft heraus, dass Betonstaub auf den Boden wirbelt.
    »Her mit dem nächsten Finger«, versucht Saga es noch einmal.
    »Halt dich jetzt einfach fern«, sagt Jurek Walter und sieht ihr in die Augen.
    Saga stützt sich mit einer Hand an der Wand ab und bleibt stehen, als Bernie Jurek Walter folgt.
    Die Situation erscheint ihr völlig absurd, als sie beobachtet, wie Jurek Walter das Kabel an der Klinke zum Aufenthaltsraum festbindet und anschließend über die Tür wirft.
    Am liebsten würde sie laut schreien.
    Als Bernie Larsson auf den Plastikstuhl steigt und sich die Schlinge um den Hals legt, sieht er sie flehend an.
    Er versucht, mit Jurek Walter zu sprechen, lächelt und wiederholt irgendetwas.
    Sie ist wie gelähmt und denkt, dass das Personal sie sicher bald sehen wird, aber es tauchen keine Wärter auf. Jurek ist so lange in dieser Abteilung gewesen, dass er den Tagesablauf im Schlaf beherrscht. Deshalb weiß er möglicherweise, dass sie ausgerechnet in diesem Moment eine Kaffeepause machen oder gerade Schichtwechsel ist.
    Saga bewegt sich langsam auf ihr eigenes Zimmer zu. Sie weiß nicht, was sie tun soll, begreift nicht, warum niemand kommt.
    Jurek sagt etwas zu Bernie Larsson, wartet einen Moment und wiederholt anschließend seine Worte, aber Bernie schüttelt nur den Kopf, und ihm treten Tränen in die Augen.
    Saga entfernt sich weiter mit pochendem Herzen. Die ganze Situation kommt ihr immer unwirklicher vor.
    Jurek tritt den Stuhl weg, kehrt in den Aufenthaltsraum zurück und geht in sein Zimmer.
    Dreißig Zentimeter über dem Boden zappeln Bernie Larssons Beine, und er versucht, sich am Kabel hochzuziehen, hat aber nicht die nötige Kraft dazu.
    Saga geht zu der

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