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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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nie wieder daran gedacht, aber eines Abends hörte ich sie schnell miteinander tuscheln und dann sind sie einfach abgehauen … ich ließ mich hinunterrollen, und plötzlich stand ein Vorarbeiter vor mir. Er packte mich am Arm und schrie mich an … Sie wissen schon, dass er mit meinen Eltern sprechen würde und so weiter … Und daraufhin bekam ich natürlich eine Heidenangst und meinte, ich hätte nicht gewusst, dass es verboten sei, die Jungen hätten gesagt, wir dürften dort spielen … und er fragte mich nach den Jungen, und ich zeigte ihm ihr Haus …«
    Reidar zündet an dem brennenden Docht eine zweite Kerze an. Ihr Licht fällt flackernd auf Wände und Decke. Wachsgeruch breitet sich in der Küche aus.
    »Ich bin den Zwillingen danach nie mehr begegnet«, sagt Reidar und verlässt die Küche, um Mikael zu wecken.

172
    Saga steht vor dem Küchentisch, trinkt den schwarzen Kaffee und betrachtet die Kerze und die beiden Spiegelbilder im doppelt verglasten Fenster.
    Joona war furchtbar mitgenommen, denkt sie. Er hörte es gar nicht, als sie ihm von Jurek Walters Tod erzählte, sondern wiederholte stattdessen nur immer wieder, Jurek sei unterwegs, um sich Mikael zurückzuholen.
    Saga dreht ihren müden Körper und spürt das Gewicht der Glock 17 an der Seite, entfernt sich von den Fenstern und lauscht in das große Haus hinein.
    Plötzlich erregt etwas ihre Aufmerksamkeit.
    Sie macht ein paar Schritte auf die Türöffnung zu, bleibt stehen und meint, ein schwaches metallisches Scharren, ein Kratzen zu hören.
    Es könnte alles Mögliche sein, ein loses Fensterblech, das sich im Wind bewegt, ein Zweig, der über eine Glasscheibe streicht.
    Sie wartet einen Moment, kehrt dann zum Tisch zurück und trinkt einen Schluck Kaffee, schaut auf die Uhr, zieht ihr Telefon aus der Tasche und wählt Åhlens Handynummer.
    »Nils Åhlén, Gerichtsmedizin«, meldet er sich nach ein paar Klingelzeichen.
    »Hier spricht Saga Bauer«, sagt sie.
    »Guten Morgen, guten Morgen.«
    Auf einmal bewegt sich kalte Luft um Sagas Beine. Sie stellt sich mit dem Rücken zur Wand.
    »Hast du dir die Leiche aus dem Söderled-Tunnel schon angesehen?«, fragte sie und sieht die Flamme der Kerze flackern.
    »Ja, ich bin gerade dabei, sie haben mich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt, damit ich mich um eine Leiche kümmere …«
    Sie sieht die Kerze ein weiteres Mal flackern und hört Åhléns nasale Stimme zwischen den gekachelten Wänden im Obduktionssaal des Karolinska-Instituts widerhallen.
    »Es handelt sich um einen Körper mit schwersten Verbrennungen, großflächig aufgeplatzt und verkohlt, von der Hitze stark geschrumpft. Der Kopf fehlt, genau wie beide …«
    »Hast du ihn schon identifizieren können?«
    »Ich bin erst eine Viertelstunde hier, und die genaue Identität werde ich sicher erst in ein paar Tagen feststellen können.«
    »Ja, schon gut, aber ich frage mich …«
    »Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur so viel sagen«, fährt Åhlén fort. »Es handelt sich um einen Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, und er hat …«
    »Dann ist der Tote also nicht Jurek Walter?«
    »Jurek Walter? Nein, das hier … Habt ihr etwa gedacht, dieser Mann wäre Jurek?«
    Aus der oberen Etage dringt das Geräusch schneller Schritte an ihr Ohr. Saga blickt auf und sieht, dass die Küchenlampe erzittert und einen schwankenden Schatten an die Decke wirft. Sie zieht ihre Pistole aus dem Schulterhalfter und spricht gleichzeitig leise ins Telefon:
    »Ich bin bei Reidar Frost – du musst dafür sorgen, dass so schnell wie möglich Krankenwagen und Polizei hier sind, ich brauche Verstärkung.«

173
    Reidar geht durch die stillen Zimmer in der oberen Etage. Mit der linken Hand schützt er die Kerzenflamme vor dem Luftzug. Ihr Licht flackert über Wände und Möbel und vervielfältigt sich in den Reihen schwarzer Fenster.
    Er glaubt, hinter sich Schritte zu hören, bleibt stehen und dreht sich um, sieht aber nur die glänzenden Ledermöbel und den großen Bücherschrank mit seinen Vitrinentüren.
    Die Türöffnung zu dem Salon, den er gerade durchquert hat, ist nur ein schwarzes Rechteck. Es lässt sich unmöglich erkennen, ob sich dort jemand aufhält. Er macht einen Schritt nach vorn, und im nächsten Moment blitzt in der Dunkelheit etwas auf und verschwindet genauso schnell wieder.
    Reidar dreht sich um, sieht seine Kerze in den Fenstern aufleuchten und geht weiter. Über seine Finger läuft heißes Wachs.
    Der Fußboden knarrt

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