Der Sandner und die Ringgeister
aufgerissenem Maul, auf einem dürren Ast stehend. Der Sandner hat’s im Müll entsorgt und der aufgelösten Sanne erklärt, der Breitwieser hätte es tot im Wald gefunden. Wär halt ein altes Wiesel gewesen. Geheult hat sie zum Steinerweichen. Partout begraben hat sie es wollen. Von Holzwolle hat er besser nichts gesagt darauf. Ganz Eltern, haben Corina und er den Container durchwühlt und sind mit ihr, samt Viech in der Plastiktüte, Richtung Isarauen. Nah beim Osram-Gebäude ist heute das Grab des unbekannten Wiesels zu bestaunen.
Der Breitwieser schaut auf den Boden.
Die Frau Albin hebt schulmäßig die Hand.
»Ich war das, mit dem Spruch«, bekennt sie.
Der Sandner nickt.
»Sie kommen hier hereinspaziert, selbstgefällig sand Sie wohl gar ned?«, schießt ihn die Imhofer an. »Keine Ahnung ham Sie, was daherin los ist, aber sich aufmandeln.«
»Dann erzählts mir gefälligst, was los ist«, blafft er zurück.
Der Breitwieser erhebt sich.
»Auf den Schmarrn hätt ich mich gar ned einlassen sollen«, brummt er. »Ich geh jetzt ins Bett, lasst mir mei Ruh.«
Nah am Sandner vorbei geht er zur Tür, ohne aufzublicken.
»Johann«, mahnt die Imhofer, »der Herr Sandner ist bestimmt ned zum Steine schmeißen dahergekommen. Verstehen will er es, also bleib da.«
Sie wirft ihm einen langen Blick zu und lässt sich mit einer anmutigen Bewegung auf dem Teppich nieder.
Wenn es eine Hex gibt, die ihr Geschäft versteht, dann die Imhoferin. Geglaubt hat er, dass sie den ganzen Tag aus dem Fenster starrt und allenfalls mit ihrer Katz redet. Zum Rezipient hat sie ihn grad degradiert, die hauptkommissarischen Schulterstücke heruntergerissen.
Der Breitwieser bleibt unschlüssig im Türrahmen stehen.
»Dann erklärts es ihm halt, wenn er gar so begriffsstutzig ist«, grummelt er.
»Wissens, des weiß ein jeder hier herin, dass der Lehnharter sauft wie ein Loch«, beginnt die Rindsbacher.
Beifälliges Murmeln vom Nachbarschaftskreis.
»Wurscht ist es, wenn einer sauft, solang er seine Mitmenschen nicht behelligt. Da gibt’s größere Sünden. Es ist aber so, dass der Lehnharter angefangen hat, seine Frau zu drangsalieren. Die Irmi könnte ein Lied davon erzählen, was sie jeden Abend hören muss. Dreinschlagen tut er und beschimpft sie, der Dreckhammel, der ausgschamte.«
»Ich hab mit ihr gesprochen«, ergänzt der Lechner. »Die Irmi auch. Und? Versprochen hätte er es ihr, dass es sich ändert. Der reißt bloß das Maul auf, damit die Luft scheppert.«
»Reden hab ich wollen mit dem Lehnharter, von Mann zu Mann«, meldet sich der Breitwieser. »Einen alten Deppen hat er mich geheißen, der nixige Haderlump, und mein Maul sollt ich halten, sonst würd er mich zammfallen lassen.«
»Warum hams mir nix gsagt?«, fragt der Sandner.
»Wir ham uns dann halt amal zammgehockt«, sagt die Imhofer. »Sie ham wir nicht informiert, weil Sie halt bei der Polizei sind. Und was im Haus los ist, kümmert Sie eh ned so, oder?«
Der Sandner sagt nix. Weil es an der Wahrheit kratzt.
»Des geht doch ned, wie der die Frau zammhaut«, empört sich der Herr Albin, »und da ham wir uns gedacht, machen wir ihm a bisserl Angst. Spüren soll er, wie des ist. Begreifen soll er des.«
»Glauben Sie, dass einer wie der Lehnharter etwas begreift, wenns ihm einen Gockel vor die Tür schmeißen?« Der Sandner schüttelt den Kopf. »Und wie hätt des weitergehen sollen?«
»Da wird uns schon etwas einfallen, dass er es kapiert.« Der Lechner hat offenbar neuen Kampfesmut geschöpft.
»Des hat euch doch gefallen, den Lehnharter zu drangsalieren«, stellt der Sandner fest, »Spaß hat des gemacht. Macht habts gehabt, alle Neune. Schauts euch an. Kommts daher, wie die schwarzen Geister. Seids denn ihr die Besseren, wenn ihr einen piesackt? Sofort hört des auf!«
»Des hört erst auf, wenn der Lehnharter aufhört, oder Sie verhaften uns alle«, sagt die Imhofer.
»Bei dem wird’s scho no schnackln. So a Hintafotz, a gschtinkata«, knurrt der Breitwieser.
»Wenn i euch garantier, dass er sei Frau in Ruh lässt, hörts ihr auf.« Die Karte wollte der Sandner eigentlich nicht spielen. Die Hose ist herunten. Blanker Arsch. Jeder sieht, dass er keinen Trumpf mehr einstecken hat.
»Des können Sie nie und nimmer garantieren.« Höhnisches Lachen von der Rindsbacher.
»Himmelherrgott, seids doch vernünftig. Glaubts ihr, ich schau da zu?«
»Dann nehmens uns halt gleich mit.« Die Rindsbacher streckt ihm theatralisch die Handgelenke
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