Der Sandner und die Ringgeister
Beteiligten zusammen.
»Du bist die Karin Auerhammer«, schärft er der Wiesner ein, »neununddreißig. Du kannst keine Kinder bekommen. Du weißt, dass dein Mann einen Sohn hat und er den Toten finanziell unterstützt hat, damit der den Vater gibt. Deine Stiftung ist in Gefahr, wenn der Dennis oder die Janine die Wahrheit gesagt hätten.«
»Du bist der Rainer Fendt«, erfährt der Aschenbrenner, »fünfunddreißig. Das Kind, das du aufziehst, ist von deinem Spezl Auerhammer, dem du Bauaufträge zuschanzt. Er bezahlt bestimmt dafür. Wenn der Dennis die Wahrheit gesagt hätte, wäre es aus mit der Pracht. Politisch und gesellschaftlich, und das Kind käm weg. Du bist in der Stiftung engagiert. Die Janine ist aus deinem Haus verschwunden.«
Als Nächster kommt der Hartinger dran, der den van Leyden mimt. Du bist Gisela Fendt, du bist Paula Giese, du bist, du bist, du bist ... immer weiter.
Alle um den Toten gruppiert. Reglos stehen sie da und starren auf den Hansi. Perfekte Leiche, kaum dass man die Atmung wahrnimmt. Totenstarre. Da hilft ihm sein einschlägiges Praktikum.
Der Sandner wandert um das Grüppchen herum und betrachtet es. Da und dort nimmt er einen etwas zurück oder schiebt nach vorn. Dann schaut er zur Eva. Sie wartet ein paar Minuten, bevor sie ihn weiter instruiert.
»Frag sie, was ihnen durch den Kopf geht, was ihnen einfällt. Wie es ihnen geht, wenn sie auf die Leiche blicken.«
Der Sandner geht zurück und besieht sich das Ensemble. Er fängt an zu schwitzen.
»Herr Auerhammer?«, fragt er den Kare.
Der schnauft durch, runzelt angestrengt die Stirn. Schwerstarbeit. Die Stille paart sich mit Anspannung.
»Der arme Bub«, murmelt er schließlich. »Eine Schweinerei. Das ist alles zum Kotzen, aber ich kann’s nicht ändern. Was ist da bloß passiert, das will ich schon wissen, das krieg ich raus. Die Polizei – die kannst in der Pfeife rauchen.«
»Frau Auerhammer?«
»Warum ist der wiedergekommen? Ich hab gewusst, dass es einen Knall geben wird. Handeln muss man, bevor alles zusammenbricht.«
»Herr van Leyden?«
»Scheiße, Scheiße, nichts als Probleme.«
»Herr Fendt?«
»Ich muss da jetzt weggehen. Mein Gott, worauf hab ich mich da eingelassen. Das wird alles zu viel.«
»Frau Fendt?«
Die blonde Polizistin schweigt. Lange denkt sie nach, bevor sie spricht. Sie hat die Augen geschlossen, die Mundwinkel zucken.
»Mei, Gott sei Dank.«
»Wie bitte?«
»Na, Gott sei Dank liegt der da und sagt nix mehr. Schluss aus vorbei.«
Der Sandner starrt sie an.
Ihre Lippen bewegen sich kaum merklich.
»Das fühlt sich ned gut an, ihn anzuschauen, da krieg i Herzklopfen. Aber irgendwie bin i erleichtert.« Schüttelfrost scheint sie zu packen.
Endlos lange sagt niemand mehr etwas.
»Die anderen«, wird der Sandner ermahnt.
»Ja, Herr Sobotnik?«
»Ich, äh, weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Die arme Sau. Hab ihn ja gemocht. Ich würde scho gern wissen wollen, wer und warum.«
Herr Fetzner ... Frau Fetzner ... Frau Giese ... reihum geht die Fragerunde weiter.
Nachdem niemand mehr das Bedürfnis hat, etwas beizutragen, entlässt sie die Fuchs aus ihren Rollen. Sie sollen sich schütteln, bewegen und sich gegenseitig abstreifen. Schimpansenballett.
»Gruselig«, kommentiert der Hansi, »aber schon geil.«
Aufgedreht wirken sie jetzt, die Lautstärke erhöht sich, vereinzeltes Lachen perlt durch den Raum.
Die Eva erläutert noch einmal den hypothetischen Charakter und beendet die Übung. Ob das jetzt eine ermittlungstechnische Relevanz habe, wolle sie nicht beurteilen.
Eineinhalb Stunden hat es gedauert.
Der Sandner wundert sich, wohin die Zeit verschwunden ist. Draußen auf dem Gang gesellt er sich zur Fuchs.
»Vergiss nicht, es ist nur eine Hypothese«, sagt sie.
Er steckt die Hände in die Taschen.
»Jaja«, murmelt er.
»Sandner, ich muss dir noch was sagen.«
Der Sandner ist nicht sicher, ob er es hören mag.
»Zum Fall?«, vergewissert er sich.
»Natürlich. Wenn der Auerhammer die Janine nach der Weihnachtsfeier missbraucht hat, ist er nicht der Vater vom Kevin.«
»Was?«
Der Sandner glotzt, als tät sie japanisch auf ihn einreden.
»Ja, weil die Janine mir das schon mindestens zwei Wochen früher gesagt hat. Ich war nämlich zur Feier eingeladen, aber im Urlaub auf Jamaika. Und erzählt hat sie mir das vorher, da bin ich sicher.«
»Ja spinn i! Warum hast du mir das ned gleich gesagt?«
»Weil ich erst heut von dir erfahren hab, dass der
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