Der Sandner und die Ringgeister
du fast jeden ein. Das eine Handy ist von dem Burschen. Auf der Mailbox ist ein Anruf von der Trulla und ein Anruf von Ilic nach dem Missgeschick im Hotel. Er fragt, was passiert ist, und tobt wie ein Brüllaff. Dummer Fehler, gar ned gut, wenn man so unbeherrscht ist. Saudumm, eben ein Prolet. Das andere Teil ist vom toten Holländer, was immer da drauf ist. Have fun!« Mit Triumph im Blick schiebt er nach: »Da könntest du schon was mit anfangen, gell?«
»Ich werde es im Präsidium auf den Tisch pfeffern und sagen, ich hab’s von meinem alten Freund Lucky.«
»Da tät Freund Lucky schweigen wie ein Grab. Versiegelte Lippen. Tödliche Krankheiten braucht keiner. Da wirst du dem Ilic nicht am Zeug flicken können. Weil, erstens will niemand gern aus der Isar gezogen werden, mit einem Drum Loch im Schädel, und zweitens sind die Burschen wahrscheinlich ab nach Tirana oder Tunis oder irgendwo in der Weltgschicht umanand. Viel Spaß beim Suchen. Da fällt dir gwies was Besseres ein.«
»War’s das?«
»Ein kleiner Bonus. Von der Sache mit dem Bub auf dem Friedhof weiß niemand etwas – andere Baustelle.«
Baustelle ist gut, denkt der Sandner. Er deutet auf Rambo. »Der Bursch hat keinen Stil.«
»Deswegen bezahl ich ihn«, kriegt er zur Antwort. »Die Leut mit Stil ham immer was zu verlieren.«
Luckys Hand legt sich auf seinen Arm. Er blickt zum Eingang. Zwei Männer in Schwarz. Sie nähern sich zielstrebig ihrem Tisch.
»Da schau her. Dem Ilic sein Capo.«
»Was will der?«, fragt der Sandner.
Bevor der Lucky ihm antworten kann, stehen die beiden vor ihnen.
»Hallo Lucky.«
»Hallo Dragan.«
Rambo erscheint, wie aus dem Nichts, und baut sich bei ihnen auf, die Arme verschränkt.
»Was wollts?«, will der Lucky wissen. »Setzt euch doch her, trinkts was mit uns.«
Dragan mustert den Sandner, schüttelt den Kopf.
»Der Yuran fragt sich, ob du ein Freund bist. Gut für die Gesundheit, so eine Freundschaft.«
Der Lucky lächelt.
»Freilich. Morgen schick ich ihm Rosen. Er sollte mit mir telefonieren, falls es ein Missverständnis gibt. Deswegen müssts euch nicht die Schuhe kaputt latschen, wie die Grattler. Macht er sich Sorgen?«
»Keine Sorgen, das ist nur präsentiv.«
»Präventiv, du Hirnakrobat«, mischt sich Rambo ein, »lern Deutsch.«
Dragans Augen wollen morden. Seine Blicke ziehen blank. Ein Klischee heißt Klischee, weil Wahrheit dranklebt wie Kaugummi.
»Und du?«, wird der Sandner angeraunzt.
»Ich bin bloß ein kleiner Polizist«, sagt er.
Dem Dragan zucken die Mundwinkel. »Hast du eigenen Komiker, Lucky?«
»Der meint das todernst«, sagt der und nippt vom Drink.
Eine Runde Stirnrunzeln nebst ultimativem Anstieren.
»Meinst, du kannst uns verarschen?«
»Das schafft ihr ganz allein«, giftet der Rambo.
Nach Sandners Geschmack dürfte Luckys Personal mundfauler sein. Die beiden treten den Rückmarsch an. Der Wortführer zeigt am Ausgang mit dem Finger Richtung Rambo und nickt wie ein aggressiver Leguan.
»Ahnt der Ilic was?«, will der Sandner wissen.
»Ah woher«, winkt der Lucky ab, »der haut bloß auf den Sack, weil ihm sein Personal abhanden gekommen ist.«
Der Sandner zuckt die Achseln.
»Wenn du meinst, nicht mein Problem.«
Seinem Spruch zum Trotz ist er alarmiert. Probleme gleichen Stubenfliegen. Immer lästig, mal da, mal dort. Mit Mein und Dein nehmen sie es nicht genau.
Er stemmt sich hoch.
Lucky gibt seinem Knecht einen Wink.
Der macht sich unverzüglich auf nach draußen.
»Zur Sicherheit, bevor du gehst, nur präservativ.«
»Passt scho.« Der Sandner winkt ab.
Auf der Straße ist vom Rambo nichts zu sehen. Was der Sandner hört, beschleunigt ihm den Herzschlag. Probleme. Unverkennbares Geräusch. Patsch, patsch. Akustischer Eindruck: Etwas gerade noch Lebendiges wird ordentlich hergetrommelt. Dem Sandner pressiert es nicht mit der visuellen Bestätigung. Ums Hauseck linst er. Bei einem Müllcontainer wird aufgespielt. Dragan und sein Kumpel schlagen den Takt auf dem hingestreckten Rambo.
Oben an den Fenstern glotzen erste Schaulustige.
»Hey!«, schreit der Sandner.
Die beiden unterbrechen ihren Rhythmus.
»Geht dich nix an«, warnt Dragan, »ist persönlich.«
Der Sandner hebt die Hände und zieht die Mundwinkel in die Höhe. Klassische YourPower-Stellung, auf der ganzen Welt zu Hause, bis zu den Stämmen im Regenwald.
»Okay«, meint er, »lasst es gut sein, Burschen.«
Der Dragan grient und tritt dem Liegenden hinterfotzig in den
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