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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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die Handys am Ohr.
    Das macht den Sandner zufrieden. Du brauchst keinen Mechaniker geben, wenn die Maschine rund läuft.
    Einzig vom Hartinger fängt er einen unsicheren Blick auf.
    Der Mensch an sich ist ein Herdentier. Das Hierarchische war praktisch längst verankert, als der Ötzi noch durch die Alpen gekraxelt ist. Durch Beamtenrecht und Beförderungsprozedere hat es den finalen Feinschliff erfahren.
    Heutzutage brauchst du nicht den größten Hirsch daherschleppen, damit ein jeder dir huldigt. Bist du erst im Besitz von Amtsautorität, darfst du dich getrost selbst als kapitaler Hirsch erweisen. Der Seneca hat dazu sinngemäß gemeint, ein Zwerg auf dem Berg bliebe ein Zwerg.
    Der Hartinger fängt unten an, nicht gerade Spucknapf, aber keine Herrenjahre. Ungeschriebene Gesetzmäßigkeiten sind im Präsidium equivalent zu den Strafrechtsparagrafen. Da ist eine Schulung angezeigt, wie für den Opernball-Novizen.
    »Bericht halt von der Landwehrstraße«, ermuntert der Hauptkommissar den jungen Polizisten.
    Der gesellt sich zu den anderen.
    Halb auf Sandners Tisch hockt der Kare, während die Wiesner danebenstehend auf einen Bildschirm schielt.
    Gerade einmal bis zum Anfang der Großwildjagd kommt der Hartinger mit seiner Schilderung.
    »Den van Leyden haben wir schon auf dem Spickzetterl«, funkt ihm der Kare dazwischen, »illegales Glücksspiel und BtmG-Verstoß. Das ganze Programm, regelmäßig wie eine Monatsblutung, auch hier in unserer sauberen Stadt. Ein Kokser und Zocker – aber so oft, wie der europaweit abgegriffen wurde – absolut talentfreies Bürschchen.«
    »Wir sind hier ned von der Abteilung Tandelei und Fang-den-Hut«, stellt der Sandner fest. »Gut, er ist der Manager vom Dennis Weiß, und er hat die Hosen voll. Vielleicht Schulden – und gwies ned bei der Sparkasse Obermenzing. Aber hat er den Burschen erschlagen? Ich wüsste partout nicht, warum. Noch nicht. Oder ist der Dennis wegen einer gemeinsamen Gschicht mit dem van Leyden umgebracht worden, und der fragt sich, komm ich als Nächster dran? Wir nehmen uns den morgen einmal gründlich vor.«
    »Warum nicht gleich?« Hartingers Tatendurst bricht sich Bahn.
    »Weil uns ein paar mehr Informationen nicht schaden täten. Neue Erkenntnisse geben neue Fragen, sonst denkt der van Leyden, unsere CD hat bloß einen Kratzer«, meint der Sandner.
    Gerade als der Hartinger sein Safari-Highlight endlich an die Leute bringen will, schaut der Rückerl bei ihnen herein, eine Aktenmappe in der Hand.
    »Das ist, was wir haben, vom Fundort – und die Aussagen vom Friedhofspersonal und der Alten. Bei den Nachbarn sind wir noch nicht durch, aber das kriegst du dann morgen früh.«
    »Sandra, schau nach, ob wir in unserem Schub noch Fleißbildchen haben«, sagt der Sandner und grient.
    »Tiere oder Fußball?«, kommt es von der Wiesner.
    »Ich nehme eins von dir«, turtelt der Rückerl.
    »Also Tiere«, lässt sich der Kare vernehmen.
    Wahrscheinlich hat der Rückerl die Vernehmungsprotokolle nur wegen der Wiesner höchstpersönlich vorbeigebracht. Etwas Trauriges, Verlorenes spiegelt sein Blick wider. Dieser Köder ist fängig bezüglich so manch verhinderter Lebensretterin.
    Die Wiesner winkt ab.
    »Mich kannst du dir bei deinem Gehalt eh nicht leisten, nicht mal als Foto.«
    Der Sandner schlürft vom Kaffee, reckt sein Kinn zum Rückerl hin. »Wenn er weiter so umtriebig ist, wird er bestimmt bald Polizeipräsident.«
    »Du bist genau der Richtige als Karrierecoach – dann lieber gleich einen pfundigen Banküberfall.«
    Der Kare deutet auf die Akten. »Was Interessantes?«
    Der Rückerl schüttelt stumm den Kopf und schafft sich Platz neben ihm.
    »An was ist eigentlich der Alte gestorben?«, will der Oberkommissar wissen.
    »Beim Kirschenpflücken im eigenen Garten hat es ihn von der Leiter geschmissen.«
    »Ehrlich?«, kommt es ungläubig vom Hartinger.
    Der Rückerl lacht auf. »Weiß ich doch nicht, Hartinger, aber hätte halt so sein sollen, oder? Allerweil gscheiter, als dement im Pflegeheim verrecken.«
    Der Hartinger schluckt und wirft einen katholischen Blick Richtung Decke.
    »Apropos Erdlinger«, sagt der Hauptkommissar, das Schweigen verscheuchend, das es sich gerade im Raum gemütlich machen wollte. »Du könntest noch rausfinden, wer alles auf der Beerdigung war. Ist zwar bestimmt ein Schmarrn, aber vielleicht hat man den Bursch mit Absicht gerade auf dieses Grab ...«
    »Dritte Seite«, unterbricht ihn der Rückerl und wedelt mit dem

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