Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
schöpften sich beide ein Glas voll und schütteten es sich eilig in den Hals. Diesmal war die Tante zuerst dran:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Wer mit Robbenfellen und Elfenbein
und dem Fleisch von den letzten Walen
Geschäfte macht, gehe jämmerlich ein,
denn niemand mehr soll dafür zahlen.«
Und der Neffe fiel augenblicklich ein:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Keine einzige Tierart, ob nützlich, ob nicht,
soll mehr ausgerottet werden.
Sie soll’n leben, wie’s ihrer Natur entspricht
im Meer, in der Luft und auf Erden.«
Nachdem sie beide neuerlich ein Glas hinuntergestürzt hatten, dröhnte der Zauberer:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Und die Jahreszeiten, die warmen und kalten,
durch Smog und Gase gestört,
sollen wieder die alte Ordnung erhalten,
so wie sich’s gehört.«
Und nach kurzem Nachdenken trällerte die Hexe:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Und wer da ein Loch in den Himmel reißt
beim Welt-Profit-Wettrennen,
dem soll es von nun an siedeheiß
die eigene Haut verbrennen.«
Ein weiteres Glas wurde gekippt, diesmal war wieder die Hexe schneller:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Wer Zwietracht schürt zwischen Völkern und Rassen,
um Krieg zu entfachen,
und mit Waffen handelt, zwecks Klimpern der Kassen,
soll Pleite machen.«
Und gleich darauf tönte Irrwitzer mit Stentorstimme:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Das Meer sei lebendig bis auf den Grund!
Die Ölpest soll weichen.
Was im Ozean lebt, das werde gesund,
an den Küsten desgleichen.«
Während sie so drauflos soffen und Verse schmiedeten, fiel es ihnen immer schwerer, das Kichern zu unterdrücken.
Sie malten sich in Gedanken aus, was ihre scheinbar so edlen Wünsche tatsächlich für Unheil in der Welt anrichteten, und es machte ihnen das tollste Vergnügen, die beiden anwesenden Tiere und damit deren Hohen Rat so gründlich hinters Licht zu führen. Jedenfalls glaubten sie ja, das zu tun. Dazu kam aber natürlich noch, daß das alkohöllische Gesöff mehr und mehr auf sie zu wirken begann. Sie waren zwar beide ziemlich ausgepicht und konnten einiges vertragen, aber die Hast, mit der sie trinken mußten, und die teuflische Stärke des Punsches taten das ihre.
Je länger sie herumschwadronierten, desto hochtönender und phrasenhafter wurden ihre Wünsche. Nachdem jeder schon mehr als zehn Gläser in sich hineingeschüttet hatte, begannen sie zu johlen und zu gröhlen.
Eben war wieder Tyrannja an der Reihe:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Der Reichtum, mit dem man hierzuland prahlt,
und den man verdient zu genießen glaubt - hicks!
sei nicht mit der Not andrer Völker bezahlt,
die man durch Zinsen um alles beraubt.«
Und dann ließ sich wieder Irrwitzer hören:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Die gefährlichen Quellen der Energie werden
abgeschafft. - Hups! –
Der Wind und die Sonne, wir nützen sie,
sie liefern uns Kraft.«
Nach dem nächsten Glas schrie die Hexe:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Verkauft soll nur werden, was gut ist und echt
und menschlicher Arbeit entstammt,
doch niemals das Leben, Gewissen und Recht
und niemals Würde und Amt. - Hicks! -«
Und der Zauberer röhrte:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Keine neuen Seuchen sollen entstehen,
nicht natürlich, noch künstlich gemacht - hoppla! -,
und die alten sollen verschwinden, vergehen –
und zwar über Nacht.«
Und abermals stürzte jeder von ihnen ein volles Glas hinunter, und Tyrannja kreischte:
»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Und den Kindern sei Hoffnung und Freude gestiftet,
Vertrau’n in die künftige Welt. - Hups! –
An Seele und Leib sei’n sie unvergiftet,
ihr Wohl gelte mehr als das Geld! - Hicks! -«
Und Irrwitzer zog mit einer neuen Strophe nach und so ging es immer weiter und weiter. Es war eine Art Saufund Dichtwettrennen, bei dem mal der eine, mal der andere um eine Nasenlänge vorne lag, aber keiner konnte den anderen endgültig abhängen.
Dem Raben und dem Kater wurde angst und bang beim Zuhören und Zuschauen. Sie konnten ja nicht nachprüfen, was in Wirklichkeit draußen in der Welt auf diese Wünsche hin geschah. Hatte dieser einzige, bis jetzt noch unhörbare Ton aus dem Neujahrsgeläut tatsächlich seine Wirkung getan? Oder war er vielleicht zu schwach gewesen, um die teuflische Umkehrwirkung des
Weitere Kostenlose Bücher