Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Punsches aufzuheben? Wenn der Zauberer und die Hexe doch recht hatten und von all dem, was sie da wünschten, das genaue Gegenteil eintrat? Dann war bereits die schlimmste Katastrophe für die ganze Welt im Gange, und niemand konnte sie mehr aufhalten.
Jakob Krakel hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt, und Moritz hielt sich mit den Pfoten abwechselnd die Ohren und die Augen zu.
Indessen schienen auch Hexe und Zauberer allmählich zu erlahmen, teils, weil ihnen das Reimen immer schwerer fiel und sie ihr vertragliches Pensum an bösen Taten sowieso schon längst für mehr als erfüllt hielten, teils aber auch, weil sie nach und nach den Spaß an der Sache verloren. Auch sie konnten ja die tatsächlichen Folgen ihres Wunsch-Zaubers nicht mit eigenen Augen beobachten, und Leute ihrer Art empfinden das richtige Vergnügen nur, wenn sie sich am Unglück, das sie hervorrufen, auch ganz direkt weiden können.
Deshalb beschlossen sie jetzt, mit dem Rest des Wunschpunsches etwas für ihre persönliche Unterhaltung zu tun und mehr in der unmittelbaren Umgebung zu zaubern.
Jakob und Moritz blieb fast das Herz stehen vor Schreck, als sie das hörten. Nun gab es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder würde sich jetzt herausstellen, daß Sankt Sylvesters Glockenton nicht gewirkt hatte, dann war sowieso alles aus und vorbei, oder er hatte tatsächlich die Umkehrwirkung des Punsches aufgehoben, dann würden Irrwitzer und Tyrannja das jetzt natürlich merken. Und was dem Kater und dem Raben dann bevorstand, war ja nicht schwer zu erraten. Sie wechselten einen beklommenen Blick.
Aber Irrwitzer und Tyrannja hatten inzwischen schon jeder mehr als dreißig Gläser hinter die Binde gegossen und waren beide bereits sternhagelvoll. Sie konnten sich kaum noch auf ihren Stühlen halten.
»Jetzt paß mal auf, meine liebe - hicks! - liebe Tinte Tati«, lallte der Zauberer. »Jetzt nehm’ wir uns mal unsere ensückenden klein’ Tierleinchen aufs Korn. W. .w. .was häls du davon?«
»Gute Idee, Bülzebebchen«, antwortete die Hexe, »komm doch mal her su mir, Jakob, mein vorlauter Ungl - hicks! - rabe!«
»Aber aber!« krächzte Jakob entsetzt, »ich bitt’ recht schön, Madam, nicht mit mir, nein, ich mag nicht, Hilfe!«
Er versuchte zu fliehen und torkelte im Labor herum, um irgendein Versteck zu finden, aber Tyrannja hatte schon ein volles Glas hinuntergestürzt und brachte nun, nicht ohne Mühe, folgenden Spruch zustande:
»Punschallapinsche, erf... hicks!... füll meine Winsche:
Jakob Krakel soll hicks! - keine Schmerzen mehr haben,
nix Wunden und nix Rheumatismus,
sonnern ’s schönste Gefieder von allen Ra... Raben
un’ den kräftigsten Organismus - hicks!«
Zauberer und Hexe - und ein wenig auch der pessimistische Rabe selbst - hatten erwartet, daß der Ärmste nun vollkommen nackt sein würde, wie ein gerupfter Gockel, und daß er von Schmerzen gekrümmt mehr tot als lebendig niedersinken würde.
Statt dessen spürte Jakob plötzlich, daß ihn ein herrlich warmes, blauschwarz glänzendes Gefieder zierte, schöner, als er je zuvor in seinem Leben eins gehabt hatte. Er plusterte es, richtete sich hoch auf, warf sich in die Brust, breitete erst seinen linken, dann seinen rechten Flügel aus und betrachtete sie mit schiefem Kopf. Beide waren makellos.
»Du dickes Ei!« schnarrte er. »Moritz, siehst du auch, was ich seh’, oder bin ich schon total bekloppt?«
»Ich seh’s«, flüsterte der kleine Kater, »und ich gratuliere von Herzen. Für einen alten Raben siehst du jetzt beinahe elegant aus.«
Jakob schlug kräftig mit den nagelneuen Schwingen und kreischte begeistert: »Hurrraaa! Mir tut überhaupt nix mehr weh! Ich fühl’ mich wie frisch ausgebrütet!«
Irrwitzer und Tyrannja starrten den Raben glasig an. Ihre Hirne waren viel zu benebelt, als daß sie wirklich begriffen, was los war.
»W...wie denn so?« mümmelte die Hexe. »W...was macht denn dieser kicks!... komische Vogel da für dummes Zeug? D... das is’ ja alles ganz falsch.«
»Tanne Tatytata«, kicherte der Zauberer, »da has’ du wohl irngwas koplett vermurkst - hicks! - Du brings ja schon alles durchnander! Bist ja wohl’n bißchen viel zu stümperlich, armes altes Mächen. Jetzt seig ich dir mal, wie sowas - hupp! - sowas ein richtiger Fachmann macht. Also, paß mal gut auf.« Er goß sich ein volles Glas in die Gurgel und brabbelte:
»Punsch aller Wische, erwunsch’ meine Pische:
Dieser Kater sei stattlich wie keiner
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