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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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richtig hier oben, aber so ists nun mal, ich häng an dem Krempel, als wärns meine Gören.
    Er sah Johann aus seinen wässrigen blauen Augen an, lächelte ihm zu, und sein rechtes Auge zuckte heftig. Alles geht so kaputt. Selbst der Spaten. Du kannst weggehen, klar, aber ich frag dich, wo bleibt da die Liebe?
    Johann blickte zu Boden. Da waren die schwarzen Stiefel, erdverkrustet.
    Das Heftchen da in deiner Hand, da kommt selbst der Teufel drin vor. Selbstredend schaffen sie ihn, aber weißt du, wer? Der kleine Sohn, der kleine Sohn, als seine Eltern hilflos sind. Er wies aus dem Fenster auf die kahlen Alleebäume. Das ist schön. Ich mag das Leben, auch wenn alles kaputtgeht. Oder gerade deswegen. Aber das muß man verstehen, verstehst du? Er sah Johann lächelnd an, seine Hände mit den schwarzen Nägeln ruhten auf dem großen flachen Lenkrad, sein Auge zuckte.
    Ja, sagte Johann.
    Bevor man nicht verstanden hat, daß es nicht hält, kann man auch nicht leben. Ich als Gärtner hab das gelernt. Das erfrorene Gras, der zertrampelte Samen. Da mußte ich heulen. Bin ich verrückt?
    Ich weiß nicht. Johann blickte nach vorn auf die Straße. Der Gärtner kicherte.
    Man muß das akzeptieren und verstehen. Man muß es sogar lieben. Auch wenn man drüber weint. Es vergeht alles, und nichts kann man halten. Wenn die Fantastischen Vier sich nicht so liebhätten, wären sie schon niedergemacht von all den Gegnern. Es sind nämlich gar nicht ihre Kräfte, weißt du, man muß sich halt drauf einlassen, alles geht kaputt. So ist das.
    Ich muß es sehen, sagte Johann. Ich kann nichts glauben oder verstehen, was ich nicht sehe.
    Der Meister wird wütend sein, wegen der Saat und dem Spaten, sagte Fritz.
    Am ICC verließ der Gärtner die Stadtautobahn und ließ Johann aussteigen. Es war schon dunkel. Fritz winkte ihm zu und fuhr weiter. Johann sah sich um. Scharen von Menschen pilgerten an ihm vorbei, johlten, grölten, trillerten auf Pfeifen, schnarrten mit Rasseln, die schwarzweiße Prozession war auf dem Weg zur Eissporthalle, wo die Lokalmatadore ein Eishockeyspiel gegen den SC Riessersee zu bestreiten hatten. Fanchöre fluteten durch die Menge. Johann bahnte sich seinen Weg durch die Masse in entgegengesetzter Richtung. Er hatte es jetzt eilig, nach Hause zu kommen.
    Leichte Nebel hingen um die Lichter der Straßenlaternen. Johann hastete zur nächsten U-Bahn . Die Waggons waren voll, und sie hielten endlos lange an allen Stationen, und Johann sah ständig auf die Uhr. Die Zeit verging schnell plötzlich. Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Zug am Gleisdreieck hinauf in die schwarze Nacht schoß. Am Halleschen Tor hielt er unerklärlich lange. Das Kottbusser Tor war leer, und Johann beschleunigte seinen Schritt die Adalbertstraße hinauf. Vor der Roten Rose hockte ein Besoffener. Ein Punk führte seinen Schäferhund spazieren. Johann lief an der Blindenanstalt vorbei und beruhigte seinen Schritt erst vor dem Tor zur Einfahrt der Tischlerei. Sein Herz klopfte, und er mußte husten. Er öffnete die braune Tür des Nebenhauses und ging durch das Treppenhaus. Das Holz der Treppe knarrte. Johann machte Licht. Peters Tür war nicht verschlossen. Johann trat in die Wohnung und machte Licht.
    Das ganze Zimmer war voll blutiger Daunen. Johann hielt sich an der Türzarge fest. Auf dem Bett hockte mit dem Rücken zur Wand zusammengesunken Peter. Der Kopf sah seltsam aus. Die weiße Wand dahinter war rings um den Kopf hellrot, und rote Spritzer glänzten auch im weiteren Umkreis, wie zerplatzte Farbbeutel. Johann stieß sich vonder Wand ab und bewegte sich auf das Bett zu. Johann bemerkte, weswegen der Kopf so seltsam aussah. Unter dem blutverkrusteten Haarwust fehlte der Hinterkopf, und Knochensplitter lagen auf dem Bett neben dem Körper, und eine graue Masse klebte mit dem Blut an der Wand und auf dem Laken.
    Dieser kaputte Schädel, das war ja doch nicht Peter, das mußte sich doch wieder zusammensetzen lassen, Johann wollte etwas sagen, aber sein Mund und seine Kehle waren zu trocken, um Laute zu formen. Peters Gesicht ruhte auf dem zerrissenen Kissen, das er sich vorgehalten hatte auf seinen Schenkeln. Die Explosion hatte die Daunen im ganzen Zimmer verstreut. Es war ganz still in dem Zimmer, auch von draußen drang kein Laut herein, und Peter lag da ganz ruhig. Johann berührte mit zwei Fingern die Stirn und hob den Kopf an. Die Haut war glatt und kalt. Das Haar dicht unter Johanns Gesicht duftete. Die Augen standen offen, zeigten aber

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