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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Sie ließ die Westminster Bridge hinter sich, und marschierte stromabwärts. Etwa eine halbe Stunde lang; bis der Uferwald so dicht war, dass sie kaum noch Ruinen erkennen konnte.
    Er wartete neben dem Pfeiler einer Brückenruine. Sie sah ihn schon von weitem. Es überraschte sie nicht, ihn hier, außerhalb der Ruinen Londons, am Themseufer zu sehen. Fast hatte sie damit gerechnet.
    Dann stand sie vor ihm. Er lehnte im Efeuteppich des alten Brückenpfeilers. Abgemagert, das weiße Langhaar strähnig, die Wangen hohl, die Haut noch bleicher als sonst. Sie wusste, was er ihr zu sagen hatte. Sie las es in seinen Augen: Ihr Rot war dunkler als sonst. Auch nistete ein Ausdruck von Sehnsucht und Trauer darin, den sie sonst selten in diesen alterslosen Augen wahrnahm. Sie las in seinen Augen, dass er sie immer noch liebte. Und sie las darin, dass er sie nicht begleiten würde.
    Sie lauschte in sich. Erleichterung? Bedauern? Beides.
    Schwer, mit ihm zusammen zu sein, ihn abweisen zu müssen.
    Andererseits – sie brauchte ein Schiff.
    »Ich kann dich nicht begleiten, Aruula von den Dreizehn Inseln. Sir Leonard hat es untersagt.«
    »Schade. Aber auf seinen Vater sollte man hören.«
    »Ich bin mehr als doppelt so alt wie du, Aruula.« Rulfan lächelte müde. »Was Leonard mir als mein Vater sagt, höre und vergesse ich, wenn es mir unvernünftig erscheint, und beherzige es, wenn es mir vernünftig erscheint. Aber was Sir Leonard sagt, kann mir nicht gleichgültig sein.«
    Das leuchtete ihr ein. Leonard Gabriel war der Prime von Salisbury; Rulfan gehörte zu dieser Community. Also war Sir Leonard Gabriel nicht allein sein Vater, sondern auch eine Art Häuptling für ihn.
    »Er hat die Entscheidung zusammen mit dem Octaviat von London getroffen. Sie sagen, ich sei noch zu schwach. Sie sagen, mein Körper hätte die Nachwirkungen der Viren, die meinen Geist verwirrt hatten, noch nicht vollständig ausgestanden.« Rulfan zuckte mit den Schultern. »Und sie sagen, es könnte mich das Leben kosten, wenn ich dich begleite.«
    »Sie haben Recht«, sagte Aruula. »Außerdem ist Krieg. Da kann nicht jeder machen, was er will.« Eines allerdings verschwieg Rulfan: Niemand in der Community war einverstanden mit ihrer Reise. Auch ihr Geliebter nicht, Matthew Drax. Die Barbarin von den Dreizehn Inseln jedoch war nicht von der Art, die auf den Rat von Menschen hörte, wenn ihr Herz ihr einen anderen Rat gab. Nicht einmal, wenn diese Menschen Göttersprecher oder Häuptlinge waren, nicht einmal wenn einer dieser Menschen ihr Geliebter war.
    »Es ist ein weiter Weg zu den Dreizehn Inseln, und ich hätte dir gern mein Luftkissenboot geliehen«, sagte der Albino.
    »Doch könntest du die Twilight of the Gods steuern?«
    »Nein. Das könnte ich nicht.«
    Eine Zeitlang sahen sie einander an; bis Aruula den Blick abwandte und stromabwärts spähte. »Ich muss weiter.«
    »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?« Rulfan stieß sich aus dem Efeu über dem Brückengemäuer ab. Er kam einen Schritt näher. »Jeder in der Community ist in großer Sorge wegen deiner Reisepläne. Maddrax am allermeisten. Und zu Recht sind sie in Sorge – was du vorhast, ist gefährlich.«
    »Das Leben ist nun mal gefährlich. Solange, bis sie einen Grabstein über deinem Kopf aufrichten.« Sie lächelte. Gern hätte sie ihn zum Abschied umarmt. Doch sie ließ es bleiben.
    Nicht, dass er die Geste missverstand. »Leb wohl, Rulfan von Salisbury. Und werde bald wieder gesund. Wir brauchen dich.«
    Sie wandte sich ab und stapfte in die Uferböschung hinein.
    Er sah ihr nach, bis er ihr schwarzes Haar und den Schwertknauf über ihrer Schulter nicht mehr vom Geäst des Uferwaldes unterscheiden konnte.
    ***
    Sie lehnte gegen das Turmfenster und beobachtete das Kind und Grao’sil’aana. Der Sil kniete vor dem Strohhaufen, auf dem das Kleine hockte, trocknete seine Tränen und nahm es dann auf seinen Arm. Um das Gemüt des Kindes nicht über Gebühr zu strapazieren, hatte er die Gestalt eines alten männlichen Primärrassenvertreters angenommen. Mittelgroß, grauhaarig, ein wenig fettleibig. (Gehen wir, Veda’lan’tubaris), raunte es in ihrem Kopf.
    Sie schritt an ihm vorbei, verließ das Turmzimmer und stieg die schmale Wendeltreppe hinunter. Eine Frau in schwarzen Fellhosen, geschnürten Stiefeln, einem Lederharnisch und einer Pelzkappe auf dem dunklen Haar. An ihrem Gurt hingen Schwert und Beil. Eine Frau, die wie eine Kriegerin aus den Wäldern des Südostens

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