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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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einen Showdown zu inszenieren, wurde Cruz klar, dass er unbewaffnet war.
    In diesem Moment bekam er auch einen genaueren Blick auf Rosies besten Kumpel in Chi-Town. Bauhaus sah aus, als habe man ihn gerade aus einer Müllpresse gekippt. Seine Kleidung war völlig durcheinander, ein Unding für jemanden, der so eitel und so arrogant war. Seine Augen hatten sich in purpurne Höhlen versenkt. Sein Gesicht besaß die Farbe von Brotteig und war mit fiebrigem Schweiß bedeckt. Cruz roch frische Scheiße.
    Bauhaus saß da und krakeelte. »Du siehst aus wie Scheiße, Kleiner.« Blut quoll ihm zwischen den Zähnen hervor.
    Für dich gilt das wohl doppelt. Cruz verzichtete darauf, das auszusprechen.
    »Du hast wirklich eine Menge Scheiße aufgewirbelt, mein Junge. Du bist tot. Warum musstest du dir gerade mich aussuchen?«
    Hier war die Möglichkeit, ihm Dinge an den Kopf zu werfen, seine Meinung zu sagen, diesem fetten Blutsauger die Qualen ein wenig zurückzuzahlen, die er ausgeteilt hatte. Aber Cruz fand kein einziges passendes Wort. Er konnte nicht einmal sein Mienenspiel für sich reden lassen. Er hob die Sig Sauer ein paar Zentimeter vor der rotgeäderten Nase seines Ex-Bosses.
    Bauhaus hatte bereits die Kontrolle über die meisten motorischen Funktionen unterhalb der Gürtellinie verloren. Aber er konnte immer noch mit seinem fetten Schädel hin und her rollen und nutzlos mit den Armen paddeln. Sein Gestank war schweinisch, animalisch, und sein Blick war das schicksalsergebene Zombiestarren eines Schafes, das dem Vorschlaghammer entgegensieht.
    »Scheiß-Punk.« Ein Zucken riss ihm den Kopf nach links. »Öaaah.« Seine Zunge war grau und angeschwollen.
    Cruz entsicherte die Automatik. Er wollte keine Geheiminformationen, keine Geständnisse. Er sehnte sich nicht nach einem netten Schlusswort, das die Welt im letzten Moment wieder zurechtrücken würde. Er zielte mit der Waffe. Das war alles, was er tun musste.
    »Worauf wartest du?«
    Cruz schluckte. Sein Mund war trocken. Das kam von dem ganzen Dope.
    Dope. Das wars. Genauso sah Bauhaus aus – vollgedröhnt bis zum Stehkragen. Das Blut und die Gehirnzellen gaben gerade reihenweise den Geist auf. Sein Verstand ließ die Rollläden herunter. GESCHLOSSEN – ES TUT UNS LEID, WENN SIE UNS VERPASST HABEN. Sein Kopf würde platzen wie eine Melone bei dem Druck, der sich darin aufstaute.
    Die Kapillaren platzen hinter Bauhaus Augen und verliehen der eigentlich weißen Fläche die rote Färbung, an die sich Cruz von Bauhaus’ Corvette erinnerte. In kurzer Zeit würde sein Lungendruck kollabieren, die Lungen würden sich mit Blut füllen, und Bauhaus würde von innen ertrinken.
    Bauhaus starrte in den Lauf der Automatik. Der glatte, schmierige, hochnäsige Ausdruck, den Cruz so gut kannte, kam wieder zum Vorschein.
    »Du hast nicht den Schneid dazu.« Rosa Schaum erschien auf seinen Lippen. Aus einem Nasenloch hangelte sich ein zäher Tropfen. »Du bist alle. Am Ende. Ausgemustert. Du bist schon tot … du weißt es nur noch nicht.«
    Ein schrecklicher, röchelnder Laut schüttelte ihn kurz. Dann grinste er mit blutigen Zähnen. Als er Cruz ins Gesicht lachte, spritzte der Schaum ihm auf die Brust.
    Cruz schloss die Augen und drückte viermal ab.
     
    Als Emilio das Ding sah, versuchte er sofort, es zu töten. Sein Durchziehen des Abzugs war instinktiv, ein Überlebensreflex. Das Ding am anderen Ende der Waffe musste vom Erdboden ausradiert werden. Vom guten alten Erdboden, zu dem das Kokaingeschäft gehörte, die Drogenabhängigkeit und der Mord als Freizeitvergnügen.
    Das Hohlmantelgeschoss blies ein baseballgroßes Loch in die linke Brust des Dings und trat aus einem großen unschönen Loch wieder aus. Das Nordfenster wurde lautstark demoliert, und ein Regen von Glassplittern fegte in den Raum, gefolgt von dem ebenso scharfen Angriff des Schneesturms.
    Das Ding grunzte. Das Geschoss warf es einen Schritt nach hinten. Es sah Emilio an, als hätte er es gerade mit einem Schneeball aus Scheiße beworfen. Verärgerung glomm in all seinen Augen.
    Emilio übersprang das Stadium des einfachen Schocks, entsicherte und feuerte wieder. Die Schrotladung traf das Ding mit der Gewalt von zehn 38er-Pistolenkugeln aus nächster Nähe. Fetzen von Kleidung und Fleisch regneten wild hinter ihm nieder. Das Haar am Hinterkopf des Dings zuckte, und eine feuchte Masse klatschte an die Wand.
    Emilio konnte durch die Löcher in der Brust sehen, aber es stand immer noch. Er sah die Augen, zu

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