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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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viele davon und an den falschen Stellen. Er sah das in Blut getauchte Klappmesser, dann sah er auch die Rasierklinge.
    Frisches Blut begann aus den Kugellöchern in der Wand zu fließen. Blut tropfte auch vom Rest des Fensters herunter und verschmierte die Glassplitter, die immer noch im Rahmen steckten. Es dampfte in der eisigen Kälte.
    Emilio stieß einen unartikulierten Kriegsschrei aus und feuerte weiter bei jedem Schritt, den das Ding auf ihn zukam. Als das Magazin leer war, ging das Monster ihm an die Kehle.
    Emilio fühlte, wie seine Schultern in einer Ecke festhingen, wie der Ellbogen seiner Abzugshand die Tür zuschlug. Er war sich nicht bewusst gewesen, dass er zurückgewichen war. Er wich vor gar nichts zurück. Er dachte immer noch, dass seine Artillerie ihm den Arsch retten könnte, und zog die Bren Ten, als eine schwarze Klaue sich um seinen Hals legte.
    Er zog den Abzug professionell durch, dann krampfhaft, bis der Schmerz ihn innehalten ließ.
    Es gab keine Möglichkeit, zu sagen, was das für ein Ding war, wie es existieren konnte oder wie es Kugeln absorbieren konnte wie die Haut Salbe. Emilio wusste nicht, was es war. Aber es schien Emilio zu kennen.
    Schmerzen in seiner Kehle. Seine Schuhe berührten nicht mehr den Boden. Er fühlte, wie seine Nackenmuskeln zerquetscht wurden, sah, wie sich dunkle Lachen seines eigenen Blutes zu seinen Füßen ausbreiteten.
    Seine Hand fand die Platinklinge unter seinem Hemd und riss den Spezialverschluss auf. Sein Daumen ließ das Messer aufschnappen, und er begann, die verrottete Brust und den Nacken zu zerschlitzen.
    Wenn er in eines der Augen gespukt hätte, hätte das wahrscheinlich den gleichen Effekt gehabt.
    Das Gesicht, das auf Emilio hinabstarrte, war eine unfertige Konstruktion aus Teilen – Nase, Augen, Mund –, das von einem diagonalen Spalt zerteilt wurde. Darüber blasses Fleisch, mit Leberflecken übersäht. Ein Auge war von einem trüben Grün, das andere Auge türkis und steckte in Mulattenfleisch. Und ein weiteres Auge in der linken Wange war leuchtend blau.
    Emilio konnte nur bis zum Hals des Monsters reichen, wo seine Klinge das graue Auge einer alten Frau durchschnitt. Zynischer Humor durchflutete ihn wie Schleim. Seine Sicht bekam Flecken aus hellem gelben Licht. Er versuchte zu treten, aber er fühlte seine Beine nicht mehr.
    In dem Ankleidespiegel sah er, wie sein Gesicht mit weit hervorquellenden Augen purpurrot anlief. Er sah andere Teile von sich durch die Löcher in dem perforierten Körper des Monsters, das ihn hoch gegen die Wand stemmte.
    Das Klappmesser, das aus der Hand herauswuchs, die seinen Hals umklammert hielt, tastete sich an seine Halsschlagader und begann zuzudrücken. Das Ding setzte jetzt, wo Emilios Stiche und chirurgischen Experimente nachließen, seine eigenen Messer ein. Ein Arm, nur babygroß, schoss aus der Brusthöhle des Dings hervor und umklammerte Emilios Messerhand mit stahlhartem Griff.
    Emilio fühlte, wie er unten aufgeschlitzt wurde.
    Scheißkerle. Die ganze Welt bestand aus Scheißkerlen, die alle nichts anderes wollten, als ihm etwas wegnehmen. Sein ganzes Leben lang. Jeder wollte nur nehmen.
    Der Druck ließ seine Augen heraustreten. Im Spiegel sah er noch, wie ihm Blut aus den Ohren und den Nasenlöchern schoss. Er starb, zwei Sekunden, nachdem seine Augen den Dienst versagt hatten.
    Das Monster löste seinen tödlichen Griff um Emilios Hals und begann zu nehmen und zu nehmen und zu nehmen.
     
    Als Cruz den Abzug seiner automatischen Pistole durchzog, hörte er heftiges Gewehrfeuer von oben. Das ging ihn nichts an. Er hatte nun wirklich genug damit zu tun, nur auf Bauhaus zu schießen.
    Chiquita, wie sie barfuß am Geländer schwankt, gerade außerhalb seiner Reichweite, als sie fällt, und dann ihren Fall noch zu einem eleganten Akt macht, indem sie so tut, als spränge sie von einem Sprungturm.
    Sie fällt, die Arme ausgebreitet. Der ganze Fall ist umso schrecklicher, weil sie während der ganzen Zeit nicht einen Laut von sich gibt, bis sie auf dem Beton aufklatscht.
    Er hetzt zum Geländer, lehnt sich hinüber, folgt ihr mit seinen Blicken wie ein NASA-Satellit bis zum Aufprall. Sein Verstand versucht seine Augen zu zwingen, nicht hinzusehen. Es ist unmöglich sich abzuwenden von dem …
    Aufprall.
    Die Schüsse von oben kommen hektischer, panischer, und hören dann ganz auf. Das Geräusch geht unter in dem Stakkato von Cruz eigenen Schüssen. Die Schüsse erfolgen fast gleichzeitig.
    Chiquitas

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