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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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hatte einfach zugestoßen.
    Fergus versuchte, dem Biss auszuweichen. Er hatte keinen Platz um sich zu bewegen. Er sah, wie sein schläfriger und wütender Liebling sich um sich selbst drehte und dabei seine Windungen entrollte. Fergus war ungefähr fünf Schritte zurückgewichen, als das Gift sein Nervensystem wie eine Dampframme traf. Das war so, wie in seiner Vorstellung eine Überdosis Lust sein musste. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn ihm das in seinem Bett oder seinem vertrauten Bürostuhl passiert wäre, stattdessen stieß er sich den Kopf an dem Metall, als der erste Orgasmus ihm in den Magen fuhr. Aber er hatte jetzt keine Wahl mehr.
    Wenigstens hatte er seinen Liebling gefunden, der zurzeit nicht den Eindruck machte, als wolle er ihm entkommen.
    Fergus zitterte. Der Saft ergriff Besitz von ihm, und seine Augen füllten sich mit Bildern aus seinem Hirn.
    Wahrscheinlich bildete er sich nur ein, dass sein Liebling direkt durch die solide Metallwand des Tunnels kroch. Das war verrückt.

31.
    Na los, du Karnickelficker. Nur noch ein paar Schritte.
    Ein antiker italienischer Waffenschrank ragte am Ende des Ganges auf, der zu Bauhaus’ Sammlung farbsortierter Schlafzimmer führte. Die Leute bezahlten unglaubliche Preise für solche Dinger, nur um sie dann als Bars oder Büffetts zu missbrauchen; als schicke Schnapsschränke. Emilio hatte festgestellt, dass der hier voller Waffen steckte.
    Jetzt hielt er eine Wilson-Arms-Witness-Protection-Schrotflinte mit kurzem Lauf in den Händen, eine stark modifizierte Version der beliebten Remington 870. Diese hier hatte gummierte Griffe und ein belüftetes Gehäuse. Mit seiner freien Hand stützte er Bauhaus, dem er vorher etwas gegen die Kälte hatte anziehen müssen. Bauhaus trug keine Waffen. Auf keinen Fall. Eher würde Emilio bei einer Jesse-Jackson-Wahlveranstaltung einem betrunkenen Nazi eine Maschinenpistole in die Hand drücken. Oder einem Republikaner eine Mittelstreckenrakete.
    Eine Galaxie verbotener Chemikalien spielte einen Selbstmordtango unter Bauhaus Haut. Roter Riese, weißer Zwerg, ausgebrannt. Aber er hatte noch den Gedanken formulieren können, dass Jamaica wahrscheinlich versuchen würde, Cruz zu warnen. Und Emilio brauchte einen Führer, der sich hier auskannte.
    In dem Magazin seiner Waffe steckten zwei Ladungen Magnum-Schrot, abwechselnd mit zwei großkalibrigen Patronen – eine dritte steckte bereits im Lauf-, und damit war das ganze Ding eine ziemlich unangenehme Sache, wenn man am falschen Ende davon stand. Emilio stand nicht auf mickrige Drogen-Dealer-Waffen.
    Er hatte jedes Geschoss geladen und sich vorgestellt, was es Cruz’ Gesicht antun würde. Zuerst dem vom Jamaica, dann dem von Cruz.
    Noch eine Treppenflucht, und er konnte auch auf Bauhaus verzichten. Der war bereits tot, aber zu bedröhnt, um es zu merken.
    Die Kälte drang durch zu ihm und kühlte die Rasierklinge auf seiner Brust. Nachdem die Schrotflinte sie gestoppt hatte, würde das Rasiermesser sie töten. Ganz langsam.
    Emilio leckte sich die Lippen. Die Stille in dem Gebäude war bedrohlich. Sein Herz pochte kampfbereit, angefeuert durch eine doppelte Dosis Crank. In seinem Kopf tobte noch die Demütigung. Die Scham, als Bauhaus’ Wachleute ihn wieder losgebunden hatten. Die wussten, dass er von einer Nutte hereingelegt worden war. Nackt, gefesselt, die eigenen Socken im Mund. Seine Männlichkeit und sein Geld waren ihm genommen worden. Er war beraubt worden, aber sie hatte ihm nicht alles genommen.
    Und es gab nichts, was eine tote Prostituierte noch besitzen konnte.
    Die Wachen waren hereingestürzt, MAC 10 und Ithaka-Halbautomatik im Anschlag. Aber es war niemand mehr da, den sie erschießen konnten.
    Bauhaus tobte und wütete, während er verarztet wurde, dann übergab er sich zweimal über die Anrichte. Emilio mixte ihm einen besonderen Beruhigungscockteil, wobei er geheimnisvolle Pülverchen in einem Glas Perrier auflöste. Die Mischung würde die Effekte der Drogenüberdosis in den Hintergrund drängen, die Jamaica Bauhaus zu schlucken gezwungen hatte. Nach ein paar Minuten und einem weiteren Gang zur Toilettenschüssel erklärte Bauhaus Emilio, er fühle sich gut genug, um auf die Jagd zu gehen.
    Das sagte er ihm jetzt immer noch. Nörglerisch wie ein verzogenes Kind. Nein, ich kann das wirklich.
    Emilio hatte Verstärkung mitgebracht, die im ersten Stock Stellung bezog. Auch sie hatten gewaltige, gut geölte Kanonen. Murrend bezogen sie Posten, und Emilio nahm nur

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