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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich habe schon auf dich gewartet.« Sie lächelte, setzte sich in eine lockende Haltung und dachte daran, dass sie sich erst zum zweiten Mal in diesem Raum aufhielt. Bei ihrem ersten Besuch war sie verhört worden und dann vom Arbeitsraum des Inquisitors in das Schlafzimmer gegangen.
    Er gab ihr keine Antwort. Stattdessen kam er näher. Die Tür hinter sich ließ er offen.
    Mit seinen kleinen Trippelschritten kam er auf das breite Bett zu, auf dem sie hockte. Er konnte nicht schneller gehen oder längere Schritte machen. Das ließ sein Körper kaum zu.
    Als er das Bett erreichte, schaute er auf sie nieder. Das klappte jetzt, trotz seiner geringen Größe. Er war ihr so nah, dass Sabrina sogar den leicht säuerlichen Geruch wahrnahm, den er abgab und den sie so abgrundtief hasste.
    Seine Hand fuhr durch ihr dichtes Haar. »Eine Überraschung«, sagte er dabei, »wirklich eine Überraschung. Damit habe selbst ich nicht gerechnet.« Er sprach mit einer hohen Fistelstimme, die auch nicht zu einem Inquisitor passte.
    »Ja, das meine ich auch«, gab sie mit zittriger Stimme zurück. »Aber dein Henker kam und wollte mich...«
    »Töten, nicht wahr?«
    Sie senkte den Blick und nickte.
    Der Inquisitor atmete stöhnend ein, bevor er sich ebenfalls setzte. Ihm reichte die Bettkante. Er drehte sich danach nach rechts und schaute ihr ins Gesicht.
    »Du bist schön«, sagte er.
    »Danke...«
    »Es ist schade, dass in der Schönheit einer Frau oft so viel Falschheit liegt.«
    Sabrina gefiel die Richtung nicht, in die sich das Gespräch zwischen ihnen bewegte. Sie wurde das bedrückende Gefühl nicht los, dass er etwas ahnte, aber sie war fest entschlossen, weiterhin zu schauspielern.
    Deshalb hob sie die Schultern, bevor sie sagte: »Das mag sein, hoher Herr, aber nicht bei allen.«
    Er nickte ihr zu. Auf seinem Rattengesicht zeigte sich ein kaltes Grinsen. »Bist du dir da sicher?«
    »Ja, sehr.« Sie hatte sich die Antwort sehr genau überlegt und wartete zitternd auf die Reaktion.
    Der Inquisitor sagte nichts. Oder gab die Antwort mit den Händen, die über ihr Kleid strichen und begannen, die Brüste zu kneten. Seine Augen glänzten dabei, durch den schmalen Lippenspalt drang pfeifend der Atem. Er bewegte zusätzlich seinen Mund, und so war ein Schmatzen sehr deutlich zu hören.
    »Gefällt es dir?«, fragte sie und bewegte sich ebenfalls unruhig hin und her. Sie wollte ihm zeigen, wie sehr sie seine Berührungen auch mitrissen.
    Das machte ihn sonst geil, aber er löste urplötzlich seine Hände von ihren Brüsten. »Wer ist er?«
    Sabrina erschrak. »Wer soll wer sein?«
    »Der andere Mann.«
    »Ach so.« Sie lachte auf und presste danach für einen Moment ihre Hand gegen den Mund. »Das will ich dir sagen, und das habe ich auch schon dem Henker gesagt. Es ist mein Bruder gewesen. Ja, so einfach ist das. Mein Bruder.«
    »Oh, das habe ich nicht gewusst.«
    »Ja, ich habe einen Bruder. Er war nur lange verschollen. Er hatte sich in einem fremden Land versteckt, aber jetzt ist er wieder da. Und ich bin froh, ihn wiedergefunden zu haben.« Sie strahlte über das ganze Gesicht und hoffte, dass ihre schauspielerischen Fähigkeiten groß genug waren.
    Der Inquisitor hatte sich alles angehört. Jetzt nahm er zwei ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger und schaute zu wie sie hindurchglitten.
    »Wie heißt er denn?«, erkundigte er sich wie beiläufig.
    »Rene.«
    »Aha. Und er ist Sänger.«
    Sie nickte. »Ich wusste das auch nicht. Aber er hat als Barde sein Leben gelebt, und jetzt will er nur wenige Tage bleiben, um dann wieder auf die Reise zu gehen.«
    »Wohin denn?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Auf eine lange Reise.«
    »Das kann sein, Herr...«
    Er unterbrach sie. »Manche Reisen können sehr, sehr lang sein. Und wo sie enden, herrscht ewige Dunkelheit. Viele sind schon nicht mehr zurückgekommen.«
    »Kann sein.«
    Der Inquisitor grinste erneut so widerlich. »Ich weiß nicht, wo dein Bruder hinwill. Ich weiß nicht mal, ob er ein Sänger ist.«
    »Du kennst ihn ja auch nicht, Herr!«
    Er legte den Kopf schief. »Meinst du?«
    Die gedehnt ausgesprochene Frage ließ wieder das Gefühl der Angst in Sabrina hochsteigen. Sie konnte nicht mehr so ruhig bleiben wie zuvor. Sie bewegte sich auf dem Bett hin und her und war um eine Antwort verlegen, und sie versuchte, dem stechenden Blick des Mannes neben ihr auszuweichen, was ihr nur mühsam gelang.
    Sie ahnte, nein, wusste, dass er Bescheid wusste und es ihm Spaß machte, ihr

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