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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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spielend zu bewältigenden Minimalpensum an täglicher Vorbereitung würde er abends in der Lage sein, dem Detektiv unbequeme Fragen zu stellen und den anderen zu beweisen, daß man sich zumindest im Präsidialsekretariat des Ernstes wie der Gefahr der Lage vollauf bewußt war.
    Er selbst hielt die Chancen des Mörders, wenn es ihn überhaupt gab, für außerordentlich gering. Die zum Schutz des Präsidenten getroffenen Sicherheitsvorkehrungen waren die wirksamsten der Welt, und zu seinen eigenen Aufgaben im Generalserkretariat gehörte es, die präsidiale Sicherungsgruppe über jedes bevorstehende Erscheinen des Präsidenten in der Öffentlichkeit und die hierfür vorgesehene Route zu unterrichten. Daß dieses engmaschige Netz bis ins letzte durchorganisierter Sicherungsmaßnahmen von einem ausländischen Attentäter durchbrochen werden könnte, erschien ihm so gut wie ausgeschlossen.
    Er schloß die Wohnungstür auf und hörte seine Geliebte, die seit kurzem bei ihm zu Hause wohnte, aus dem Schlafzimmer rufen: »Bist du es, cherie?«
    »Ja, Liebling. Natürlich bin ich es. Hast du dich einsam gefühlt?«
    Angetan mit einem durchsichtigen schwarzen Baby-Doll-Nightie, kam sie ihm aus dem Schlafzimmer entgegengelaufen. Das indirekte Licht der Nachttischlampe konturierte die Kurven ihres jungen Frauenkörpers. Wie immer, wenn er seine Geliebte sah, empfand Raoul Saint Clair außerordentliche Genugtuung darüber, daß sie ihm gehörte und so heftig in ihn verliebt war.
    Sie schlang ihre nackten Arme um seinen Hals und küßte ihn lange mit geöffneten Lippen. Er erwiderte ihren Kuß, so gut er konnte, den Attachekoffer und die Abendzeitung noch immer in der Hand.
    »Geh schon ins Bett«, sagte er schließlich, »ich komme gleich.« Er gab ihr einen Klaps aufs Hinterteil, um ihren Abgang zu beschleunigen. Das Mädchen hüpfte ins Schlafzimmer zurück und warf sich auf das Bett, wo sie, die Arme unter dem Nacken verschränkt, die Brüste zu provozierender Modellierung gestrafft, ihre Schenkel spreizte.
    Saint Clair betrat das Schlafzimmer ohne seinen Attachekoffer und betrachtete sie zufrieden.
    Sie erwiderte seinen Blick mit laszivem Grinsen.
    In den vierzehn Tagen ihres Beisammenseins hatte sie begriffen, daß nur ein überdeutliches Ausspielen demonstrativster Reize, gepaart mit der Vorspiegelung krudester Sinnlichkeit, seinen saftlosen Lenden zur Lust verhelfen konnte. Insgeheim haßte ihn Jacqueline noch genauso wie an dem Tag, als sie einander erstmals begegnet waren. Aber sie hatte herausgefunden, wie man ihn dazu bringen konnte, seinen Mangel an Männlichkeit mit seiner Redseligkeit, insbesondere was die Bedeutung seiner Stellung im Elysée-Palast anbetraf, zu kompensieren.
    »Mach schnell«, flüsterte sie. »Ich will dich.« Saint Clair lächelte ehrlich entzückt und zog sich die Schuhe aus, die er sorgfältig ausgerichtet nebeneinander vor den stummen Diener stellte. Als nächstes folgte das Jackett, wobei er den Inhalt der Taschen auf die Nachttischplatte entleerte. Dann kam die Hose an die Reihe, die pedantisch gefaltet und über den hierfür vorgesehenen Arm des stummen Dieners gehängt wurde. Seine dürren langen Beine sahen unter dem Hemd hervor wie zwei dünne weiße Stricknadeln.
    »Was hat dich denn so lange aufgehalten?« fragte Jacqueline. »Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf dich.«
    Saint Clair warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Nichts, worüber du dir das Köpfchen zerbrechen solltest, meine Liebe.«
    »Oh, du bist gemein.« Sie spielte die Schmollende, wandte sich abrupt ab und rollte sich, ihm den Rücken zukehrend, mit hochgezogenen Knien zusammen. Seine Finger zerrten am Knoten seiner Krawatte, während er auf das kastanienbraune Haar hinuntersah, das ihr über die Schultern und die vollen Hüften fiel, über die sich das kurze Nightie hinauf geschoben hatte. Nach weiteren fünf Minuten war er endlich soweit, ins Bett zu steigen, und knöpfte sich den mit seinem Monogramm bestickten seidenen Pyjama zu.
    Er streckte sich neben ihr auf dem Bett aus und ließ seine Hand von der sanften Mulde ihrer Taille über den Hügel ihrer Hüfte wandern und seine Finger nach der schwellenden Rundung ihrer warmen Gesäßbacke tasten. »Was hast du denn?«
    »Nichts.«
    »Ich dachte, du wolltest geliebt werden.«
    »Du sagst mir überhaupt nichts. Ich darf dich ja nicht im Amt anrufen. Ich habe stundenlang hier gelegen und Angst gehabt, daß dir irgend etwas zugestoßen sein könnte. Du bist noch nie so

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