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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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etwas kleineren dritten Koffer füllten die Kleidungsstücke Alexander Duggans: Schuhe, Socken, Unterzeug, Hemden, Krawatten, Taschentücher und drei elegante Anzüge. Im Futter dieses Koffers deponierte er mehrere Bündel Zehnpfundnoten im Gesamtwert von 1000 Pf und, die er nach seiner Rückkehr aus Brüssel von seinem Privatkonto abgehoben hatte.
    Alle drei Koffer wurden vom Schakal sorgfältig abgeschlossen und die Schlüssel an seinem Schlüsselring befestigt. Den taubengrauen Anzug ließ er reinigen und bügeln und hängte ihn dann in den eingebauten Kleiderschrank seiner Wohnung. In der inneren Brusttasche des Anzugs befanden sich sein Paß, sein britischer wie auch sein internationaler Führerschein und seine Brieftasche mit 100 Pf und in bar.
    In das letzte Gepäckstück, eine elegante Reisetasche, packte er Rasierzeug, Pyjama, Handtuch und Waschbeutel sowie seine letzten Erwerbungen - einen leichten Gurt aus feingewebtem Material, eine Zweipfundtüte Gips, mehrere Rollen grober baumwollener Binden, ein halbes Dutzend Rollen Leukoplast, drei Päckchen Watte und eine stumpfe, aber kräftige Schere. Die Reisetasche würde er als Handgepäck bei sich führen, denn bei Zollkontrollen auf den verschiedensten Flughäfen hatte er wiederholt die Erfahrung gemacht, daß Reisetaschen im allgemeinen nicht zu den Gepäckstücken gehören, die sich die Zollbeamten in geöffnetem Zustand vorführen lassen.
    Die Tarnungen als Pastor Jensen und Marty Schulberg stellten lediglich Vorsichtsmaßregeln dar, auf die er wahrscheinlich - so hoffte er wenigstens - nicht zurückgreifen brauchte, es sei denn, daß irgend etwas schiefginge und die Identität Alexander Duggans aufgegeben werden mußte. Die André Martins dagegen war für das Gelingen seines Plans von entscheidender Bedeutung. Falls die anderen beiden nicht gebraucht wurden, konnte der Koffer, nachdem der Auftrag ausgeführt war, mit dem gesamten Inhalt in einer Gepäckaufbewahrung deponiert und dort zurückgelassen werden. Aber selbst dann, so überlegte er, mochte es sein, daß er sich als eine der beiden Personen würde tarnen müssen, um seine Flucht zu sichern. André Martin und das Gewehr konnten ebenfalls aufgegeben werden, sobald der Job erledigt war, da er für sie dann keine Verwendung mehr haben würde.
    Mit den letzten Anschaffungen und dem Packen der Koffer war die Planungs und Vorbereitungsphase abgeschlossen. Jetzt wartete der Schakal nur noch auf das Eintreffen zweier Briefe, die für ihn das Signal zum Aufbruch bedeuteten. Der eine würde ihm die Pariser Telephonnummer bekanntgeben, unter der er sich ständig über den Bereitschaftszustand der den französischen Staatspräsidenten schützenden Sicherungskräfte informieren konnte, der andere die ihm von Herrn Meier in Zürich übermittelte schriftliche Benachrichtigung enthalten, daß 250000 Dollar auf sein dortiges Bankkonto überwiesen worden seien.
    Er verkürzte sich die Wartezeit damit, im Korridor seiner Wohnung einen möglichst glaubwürdig wirkenden hinkenden Gang zu üben. Innerhalb von zwei Tagen lernte er so realistisch zu hinken, daß auch der kritischste Beobachter nicht mehr auf den Gedanken kommen konnte, er habe gar keinen Bein oder Knöchelbruch.
    Der erste der beiden erwarteten Briefe traf am Morgen des 9. August ein. Der in Rom abgestempelte Umschlag enthielt folgende Botschaft: »Ihr Freund kann unter MOLITOR 5901 kontaktiert werden. Melden Sie sich mit den Worten: ›Ici Chacal.‹ Die Antwort wird lauten: ›Ici Valmy.‹ Viel Glück.«
    Der Brief aus Zürich kam erst am 11. August. Der Schakal grinste breit, als er die Bestätigung las, daß er, was auch kommen mochte - vorausgesetzt, er ging bei der Sache nicht drauf -, für den Rest seines Lebens ein reicher Mann sein würde. Und ein noch viel reicherer, wenn seine bevorstehende Mission in Frankreich erfolgreich war. Er bezweifelte nicht, daß er Erfolg haben würde. Nichts war dem Zufall überlassen worden.
    Er verbrachte den restlichen Vormittag jenes Tages am Telephon, um Flüge zu buchen, und legte das Datum seiner Abreise auf den nächsten Tag, den 12. August, fest.
    In dem Kellerraum war nur das schwere, aber kontrollierte Atmen der fünf hinter dem Tisch sitzenden Männer und das rasselnde Keuchen des Gefangenen zu hören, den man auf einen eichenen Stuhl gefesselt hatte. Die einzige Lichtquelle bildete eine einfache Bürotischlampe, aber die Birne war ungewöhnlich stark und hell, was die erstickende Hitze in dem Raum

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