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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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half Vissart beim Aufstehen, während die • Krankenträger der zweiten Ambulanz den betäubten Guerini mit sich fortschleppten.
    Draußen auf dem Treppenhausflur warf der Anführer der sechs einen letzten Blick in den verwüsteten Raum zurück.
    »Ein beachtliches Chaos, hein?« bemerkte der Arzt.
    »Das können die Leute vom örtlichen Polizeirevier in Ordnung bringen«, sagte der Korse und schloß die Tür. »Es ist schließlich deren verdammte Wohnung.« Die Türen der Apartments 22 und 24 standen ebenfalls noch offen, aber die Wohnungen waren unbeschädigt. Er zog beide Türen zu.
    »Keine Nachbarn?« fragte der Arzt.
    »Keine Nachbarn«, sagte der Korse. »Wir haben die ganze Etage gemietet.«
    Hinter dem Arzt führte er den noch immer benommenen Vissart die Treppe hinunter zum wartenden Krankenwagen.
    Zwölf Stunden später lag Kowalsky nach einer raschen Fahrt quer durch Frankreich auf der Pritsche einer Zelle, die sich in den Kasematten einer als Kaserne dienenden alten Befestigung außerhalb von Paris befand.
    Der Raum hatte fleckige, feuchte Wände, die wie in allen Gefängnissen weiß getüncht und stellenweise mit in das Gemäuer geritzten Obszönitäten und Gebeten bedeckt waren. Die Luft in der heißen, engen Zelle war stickig und roch nach Karbol, Schweiß und Urin. Der Pole lag auf dem Rücken auf einer schmalen Eisenpritsche, deren Füße in den Betonfußboden eingelassen waren. Außer der harten Matratze und einer aufgerollten Decke unter dem Kopf gab es kein Bettzeug. Zwei breite Lederriemen banden seine Fußgelenke, je zwei weitere seine Schenkel und Handgelenke an die Pritsche. Ein einzelner Riemen umspannte seinen Brustkorb. Kowalsky war noch immer bewußtlos, atmete jedoch tief und regelmäßig.
    Man hatte ihm das Blut vom Gesicht gewaschen und die Wunden am Ohr und an der Kopfhaut genäht. Ein Pflaster bedeckte die gebrochene Nase, und in dem offenen Mund, durch den der Atem rasselte, waren die Stümpfe zweier ausgeschlagener Schneidezähne zu sehen.
    Unter der dichten Wolle schwarzen Haares, die Brust, Schultern und Bauch bedeckte, zeichneten sich Prellungen und Schürfwunden ab, die von Faustschlägen, Fußtritten und Knüppelhieben herrührten. Das rechte Handgelenk war bandagiert und mit Leukoplast umwickelt.I Der Mann im weißen Kittel beendete seine Untersuchung, richtete sich auf und legte das Stethoskop in seine Tasche zurück. Er drehte sich um und nickte dem Mann zu, der hinter ihm stand und gegen die Tür pochte. Sie wurde geöffnet, und die beiden traten in den Gang hinaus. Die Zellentür schlug zu, und der Aufseher; legte wieder die beiden schweren Stahlriegel vor.
    »Womit haben sie ihn so zugerichtet?« fragte der Arzt, als sie den Gefängniskorridor hinuntergingen.
    »Es waren sechs Mann nötig, um das zu schaffen«, erwiderte Oberst Rolland.
    »Nun, sie haben ganze Arbeit geleistet. Es fehlte nicht viel, und sie hätten ihn umgebracht. Wäre er nicht ein solcher Bulle von einem Kerl, würden sie es geschafft haben.«
    »Es ging nicht anders«, entgegnete der Oberst. »Er hat drei meiner Leute außer Gefecht gesetzt.«
    »Muß ja ein beachtlicher Kampf gewesen sein.«
    »Das war es. Also, was hat er abbekommen?« • ; »Möglicherweise eine Fraktur des rechten Handgelenks - geröntgt werden konnte es ja nicht -, Riß und Platzwunden am linken Ohr und an der Kopfhaut sowie einen Nasenbeinbruch. Verschiedene Schnittwunden und Prellungen, leichte innere Blutungen, die zunehmen und sein Ende bedeuten, aber auch ganz von selbst aufhören können. Was mir Sorge macht, ist sein Kopf. Daß eine Gehirnerschütterung vorliegt, steht außer Zweifel. Ob sie leicht oder schwer ist, läßt sich im Augenblick nicht sagen. Für eine Schädelfraktur gibt es keine Anzeichen, was allerdings nicht das Verdienst Ihrer Leute ist. Aber die Gehirnerschütterung könnte schlimmer werden, wenn er nicht in Ruhe gelassen wird.«
    »Ich muß ihm ein paar Fragen stellen«, sagte der Oberst, angelegentlich die Glut seiner Zigarette betrachtend. Zur Gefängnisklinik des Arztes gelangte man, wenn man den Korridor nach links hinunterging, und die rechter Hand gelegene Treppe führte zum Erdgeschoß hinauf. Die beiden Männer blieben stehen. Der Arzt sah den Chef des Aktionsdienstes mit mühsam beherrschtem Widerwillen an.
    »Dies ist ein Gefängnis«, sagte er sehr ruhig, »für diejenigen, welche sich gegen die Sicherheit des Staates vergangen haben. So weit, so gut. Aber ich bin noch immer der

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