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Der Schatten des Schwans

Der Schatten des Schwans

Titel: Der Schatten des Schwans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Alkoholiker einen ziemlich jämmerlichen Tod erleiden. Offenbar war es so. »Trotzdem. Das hast du gar nicht so schlecht gemacht«, dachte er bei sich. Für den Augenblick wusste er nicht, ob er damit sich selbst oder den armen Maugg meinte.
     
    Die beiden Frauen saßen jetzt in Tanners Schlafzimmer, beide nebeneinander auf seinem französischen Bett. Elisabeth war lange nicht mehr dort gewesen. Würde dieser Kerl sie jetzt vergewaltigen, ausgerechnet hier? Dann überlegte sie sich, ob er es vielleicht auf Sibylle abgesehen haben könnte.
    Thalmann stand in Unterhosen vor Tanners Kleiderschrank. Er hatte bleiche, magere behaarte Beine. Eigentlich ein kümmerlicher Mensch, dachte sich Sibylle. Warum werden zwei Frauen damit nicht fertig? Dann warf sie einen Blick auf Elisabeth, die zart und weich und verhuscht neben ihr hockte. Lieber nicht, sagte sich Sibylle.
    Der Zahnarzt und Dentalchirurg Eberhard Tanner war schlank und ein weniges über 1,80 groß. Seine gepflegten Harris-Tweed-Anzüge hätten Thalmann zwar in den Schultern gepasst, waren aber an den Armen und Beinen zu lang.
    »Ich suche Ihnen Jeans raus«, sagte Elisabeth plötzlich. »Die kann man unten aufschlagen.«
    Schau an, dachte sich Sibylle.
     
    Die Sirenen jaulten markerschütternd, und über dem Aufgang zu den Räumen der Anstaltsleitung flackerte das Notsignal. Polternd stürmte Justizhauptwachtmeister Kaminski in Pecheisens Büro, hinter ihm zwei Mann von der Wache, die Dienstpistolen entsichert. Der Anstaltsleiter stand an seinem Schreibtisch vor dem Telefon und tippte panisch die Nummernkombination der Zentrale ein. Das Telefon tutete. Er ließ den Hörer sinken und starrte hilflos auf Kaminski und die beiden Männer mit ihren Walther P 5.

    »Da is nix«, sagte der Justizhauptwachtmeister und machte auf dem Fuße kehrt. Mit den beiden Wachleuten rannte er zurück ins Treppenhaus. Pecheisen nahm den Hörer wieder ans Ohr. »Notfall. Es ist keine Verbindung möglich«, sagte eine automatische Stimme. O Gott, dachte Pecheisen, mach, dass das alles nicht wahr ist!
     
    Im Gebäude B trieben die Aufseher die Männer vom Pausenraum zurück in den Zellentrakt. Ahmed Rakli, räuberischer Diebstahl und Mordversuch, sechs Jahre, erwischte im Gedränge den Zuhälter Bilic aus Belgrad, Menschenhandel, vier Jahre, und stieß ihn in die Zelle der Tirana-Tiger.
    Auf dem Schreibtisch in der Schreinerei hatte Maugg zu atmen aufgehört. In der Hauptwache verfiel der Notarzt Welsheimer ins Schreien. »Raus! Rein! Raus! Haben hier eigentlich alle den Verstand verloren?«
    Die Tirana-Tiger begannen, dem Zuhälter Bilic die Rippen einzeln einzutreten.
    »Ich werde Ihnen zeigen, wer hier verrückt ist!«, sagte Kaminski, und nahm den Notarzt Welsheimer ins Visier. Er sagte es mit leiser, ruhiger Stimme. Dann hob er den Schlagstock. »Gleich werden Sie’s wissen, Sie Spritzenarsch, Sie studierter!«
     
    Windböen fegten von Westen her. Die Polizeihauptmeister Rösner und Kubitschek schleppten ihre Mäntel und ihre Diensttaschen über den asphaltierten Platz, der zwischen der Wache und den Werkstattgebäuden der Memminger Autobahnpolizei lag. »Das riecht nach Schnee«, sagte Rösner und schnüffelte misstrauisch in die Luft.
    »Ach was«, antwortete Kubitschek. »Es ist ein atlantisches Tief, haben sie im Fernsehen gesagt. Das bringt keinen Schnee.«
    »Jetzt glaubst du schon dem Fernsehen. Es wird wirklich immer schlimmer mit dir.«

    Kubitschek schwieg und machte ein würdevolles Gesicht.
    »Bei dem Pech, das wir haben«, setzte Rösner nach, »kriegen wir heute Abend noch jede Menge Schnee. Und kannst du dir vorstellen, wie blöd wir dann aussehen mit unserem Blecheimer?«
    Der Blecheimer war der Streifenwagen Kempten 4. Das gute Stück hatte 150 000 Kilometer auf der Kardanwelle.
    »Wir holen es ja gerade aus der Inspektion«, sagte Kubitschek. »Wo ist das Problem?«
    »Inspektion«, höhnte Rösner, »dass ich nicht lache!«
     
    Thalmann betrachtete sich im Spiegel. Sibylle sah zu. »Die Jeans sitzen richtig in den Hüften, der Rollkragenpullover ist echter Cashmere, und die Lederjacke eine Armani«, stellte sie fest. »Wenn die Slippers passen, ist es fast perfekt. Sie können sich damit in jedem Hotel sehen lassen.«
    Elisabeth hatte inzwischen einen Vuitton-Koffer mit frischer Unterwäsche, einer zweiten Lederjacke, weiteren Pullovern und Eberhards schönsten Seidenhemden gepackt. Sie stellte fest, dass es ihr nicht im Geringsten Leid tat.
    »Ich

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