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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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diese Blitze, die durch die Gänge zuckten. Ich werde morgen abreisen.« »Lady Berelain«, sagte Perrin verwirrt, »warum erzählt Ihr mir das alles?« Die Art, wie sie das Haar nach hinten warf, erinnerte ihn an eine Stute, die er in Emondsfeld manchmal beschlagen hatte. Die biß auch nur zu gern kräftig zu. »Damit Ihr es dem Lord Drachen mitteilen könnt, natürlich.« Das ergab für ihn auch keinen Sinn. »Das könnt Ihr ihm doch selber sagen«, entgegnete er ziemlich frustriert. »Ich habe keine Zeit, um Botschaften zu überbringen, bevor ich weg muß.« »Ich... glaube nicht, daß er mich sehen möchte.« Jeder Mann würde sie nur zu gern sehen, denn sie war ausgesprochen schön, und das war ihr auch durchaus bewußt. Er glaubte aber, sie habe eigentlich etwas anderes sagen wollen. War sie so verängstigt durch die Geschehnisse in Rands Schlafzimmer an jenem Abend? Oder durch den Angriff und die Art, wie Rand ihn unterbunden hatte? Vielleicht, aber sie war keine Frau, der man so leicht Angst einjagen konnte. Sie musterte ihn jetzt auch ganz kühl und gelassen. »Gebt Eure Botschaft einem Diener. Ich bezweifle, daß ich Rand noch einmal sehen werde. Nicht vor meiner Abreise. Jeder Diener wird ein Schreiben von Euch überbringen.« »Es wäre besser, er erführe es von Euch, einem Freund... « »Gebt es einem Diener. Oder einem der Aiel.« »Ihr erfüllt meinen Wunsch nicht?« fragte sie ungläubig.
    »Nein. Habt Ihr mir nicht zugehört?« Sie warf den Kopf wieder zurück, aber diesmal irgendwie anders, nur, daß er den Unterschied nicht definieren konnte. Sie musterte ihn nachdenklich und murmelte in sich hinein: »Welch außergewöhnliche Augen.« »Was?« Mit einem Mal wurde ihm bewußt, daß er mit nacktem Oberkörper dastand. Ihre intensive Musterung erschien ihm plötzlich wie das Beschauen eines Pferdes vor dem Kauf. Als nächstes würde sie wahrscheinlich seine Fesseln befühlen und sein Gebiß betrachten. Er schnappte sich das für den Morgen bereitgelegte Hemd vom Bett und zog es sich über den Kopf. »Gebt Eure Botschaft einem Diener. Ich will jetzt ins Bett gehen. Ich muß früh aufstehen. Noch vor Sonnenaufgang.« »Wo wollt Ihr morgen hin?« »Nach Hause. Zu den Zwei Flüssen. Es ist schon spät. Wenn Ihr morgen auch aufbrechen wollt, müßt Ihr wohl ebenfalls ein wenig schlafen. Ich weiß jedenfalls, wie müde ich bin.« Er gähnte betont.
    Sie machte immer noch keine Anstalten zu gehen. »Ihr seid Schmied von Beruf? Ich könnte in Mayene einen guten Schmied gebrauchen, um Eisenornamente herzustellen. Ein kurzer Aufenthalt, bevor Ihr zu den Zwei Flüssen zurückkehrt? Ihr würdet Mayene... unterhaltsam finden.« »Ich gehe nach Hause«, sagte er ihr entschlossen, »und Ihr geht jetzt zurück in Eure Gemächer.« Sie zuckte die Achseln ganz kurz, und er sah schnell zur Seite. »Vielleicht ein andermal dann. Ich bekomme am Ende immer, was ich will. Und ich glaube schon, daß ich... « Sie hielt inne und musterte ihn noch einmal von oben bis unten. »... kunstvolle Eisengitter für meine Schlafzimmerfenster haben will.« Sie lächelte so unschuldig, daß in seinem Kopf Alarmglocken zu dröhnen begannen.
    Die Tür öffnete sich wieder, und Faile trat ein. »Perrin, ich ging in die Stadt, um nach dir zu suchen, und dort hörte ich ein Gerücht...« Sie blieb plötzlich stocksteif stehen und sah Berelain mit hartem Blick an.
    Die Erste ignorierte sie. Sie trat ganz nahe an Perrin heran und strich mit der Hand seinen Arm hoch und über seine Schulter. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, sie wolle seinen Kopf herunterziehen und ihn küssen. Sie hob ihm sogar das Gesicht entgegen. Doch dann streichelte sie lediglich seinen Hals ganz kurz und trat wieder zurück. Es war schon vorbei, bevor er sich rühren und sie abwehren konnte. »Denkt daran«, sagte sie leise, als seien sie allein im Zimmer, »ich bekomme immer, was ich will.« Und damit rauschte sie an Faile vorbei aus dem Zimmer.
    Er wartete darauf, daß Faile explodierte, doch sie sah nur die gepackten Satteltaschen auf seinem Bett an und sagte: »Ich sehe, daß du dieses Gerücht bereits kennst. Aber es ist wirklich nur ein Gerücht, Perrin.« »Durch die gelben Augen wird es zu mehr als einem Gerücht.« Sie hätte eigentlich explodieren müssen wie ein Bündel trockenen Reisigs, das man ins Feuer wirft. Warum verhielt sie sich so kühl? »Na gut, das nächste Problem stellt dann Moiraine dar. Wird sie versuchen, dich aufzuhalten?« »Nicht,

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