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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wenn sie es nicht weiß. Aber wenn sie es versucht, gehe ich trotzdem. Ich habe eine Familie und Freunde, Faile. Die überlasse ich nicht den Weißmänteln. Doch ich hoffe, ich kann es vor ihr geheimhalten, bis ich weit weg von hier bin.« Sogar ihr Blick war gelassen und ihre Augen wirkten wie dunkle Seen im Wald. Ihm sträubten sich die Nackenhaare.
    »Aber es hat sicher Wochen gedauert, bis dieses Gerücht Tear erreichte, und es wird wiederum Wochen dauern, zu den Zwei Flüssen zu reiten. Bis dahin sind die Weißmäntel vermutlich wieder weg. Na ja, ich wollte ja, daß du hier weggehst. Also darf ich mich nicht beklagen. Ich will nur, daß du dir darüber klar bist, was dich erwartet.« »Durch die Kurzen Wege wird es keine Wochen dauern«, sagte er zu ihr. »Zwei Tage, vielleicht auch drei.« Zwei Tage. Er glaubte nicht, daß es noch schneller zu bewältigen sei.
    »Du bist genauso verrückt wie Rand al'Thor«, sagte sie ungläubig. Sie ließ sich auf das Fußende seines Bettes fallen und schlug die Beine übereinander. Dann sprach sie in einem Tonfall mit ihm, wie man ein Kind belehrt: »Geh durch die Kurzen Wege, und du kommst hoffnungslos wahnsinnig wieder heraus. Falls du überhaupt wieder herauskommst, und es ist auch viel wahrscheinlicher, daß du drinnen bleibst. Die Wege sind vom Verderben des Dunklen Königs gezeichnet, Perrin. Dort herrscht seit -wie lange ist das schon? - dreihundert oder vierhundert Jahren Dunkelheit. Frage Loial. Er kann es dir sagen. Es waren die Ogier, die sie erbaut haben oder gezüchtet - was auch immer. Nicht einmal sie benützen die Wege. Und selbst, wenn du es schaffst, unbeschadet durchzukommen, weiß das Licht allein, wo du herauskommen wirst.« »Ich bin bereits durch die Kurzen Wege gereist, Faile.« Und das war ein furchterregendes Abenteuer gewesen. »Loial kann mich führen. Er kann die Wegweiser lesen; so sind wir früher schon durchgekommen. Er wird das wieder für mich tun, wenn er weiß, wie wichtig es ist.« Loial wollte auch endlich aus Tear weg. Er schien zu fürchten, seine Mutter wisse, wo er war. Perrin war sicher, daß er helfen würde.
    »Na ja«, sagte sie und rieb sich energisch die Hände. »Na ja. Ich wünschte mir ja Abenteuer, und das ist wohl auch eines. Den Stein von Tear und den Wiedergeborenen Drachen zurücklassen, durch die Kurzen Wege zu gehen, um gegen Weißmäntel zu kämpfen. Ich frage mich, ob wir Thom Merrilin dazu überreden können, mitzukommen. Wenn wir schon keinen Barden mitbringen, dann doch wenigstens einen Gaukler. Er könnte die Geschichte verfassen und die Begleitmusik komponieren, aber natürlich stünden du und ich im Mittelpunkt. Kein Wiedergeborener Drache und keine Aes Sedai, die den ganzen Ruhm einheimsen. Wann reiten wir los? Am Morgen?« Er holte tief Luft, damit seine Stimme ruhiger klang. »Ich gehe allein, Faile. Nur Loial und ich.« »Wir werden ein Packpferd brauchen«, bemerkte sie, als habe er nichts gesagt. »Zwei sogar, glaube ich. In den Wegen ist es dunkel. Wir brauchen Laternen und eine Menge Öl. Deine Leute von den Zwei Flüssen. Bauern? Werden sie gegen die Weißmäntel kämpfen?« »Faile, ich sagte... « »Ich hörte, was du gesagt hast«, fauchte sie. Im flackernden Schatten wirkte sie gefährlich mit ihren schräg stehenden Augen und den hohen Backenknochen. »Ich habe es gehört, und es ist sinnlos. Was ist, wenn diese Bauern nicht kämpfen wollen? Oder nicht wissen, wie? Wer wird es ihnen beibringen? Du? Allein?« »Ich werde tun, was sein muß«, sagte er geduldig.
    »Ohne dich.« Sie sprang so schnell auf, daß er schon glaubte, sie wolle ihm an die Kehle fahren. »Glaubst du etwa, Berelain kommt mit dir? Wird sie dir den Rücken decken? Oder vielleicht hättest du es lieber, wenn sie auf deinem Schoß sitzt und quiekt? Steck dein Hemd in die Hose, du haariger Ochse! Muß es eigentlich hier drinnen so dunkel sein? Berelain gefällt gedämpftes Licht, oder? Sie wird dir bestimmt eine tolle Hilfe gegen die Kinder des Lichts sein!« Perrin öffnete den Mund, um zu protestieren, und dann sagte er etwas ganz anderes, als er auf der Zunge gehabt hatte. »Sie sieht doch ganz kuschelig aus, Berelain. Welcher Mann hätte sie nicht gern auf dem Schoß?« Der Schmerz, der sich auf ihren Gesichtszügen breitmachte, zog ihm die Brust wie mit einem Eisenring zusammen, aber er zwang sich zum Weitersprechen. »Wenn ich zu Hause fertig bin, gehe ich vielleicht mal nach Mayene. Sie hat mich gebeten, zu kommen, na ja,

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