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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Flüssen die Zähne ausbeißen.« »Sie kennen meinen Namen«, sagte Perrin leise. Sein Blick wanderte hoch zu der Axt, die an der Wand hing. Er hatte den Gürtel um die Axt und den Haken geschlungen.
    Oder sah er doch den Hammer an, der unter der Axt an die Wand gelehnt stand? Mat war sich da nicht sicher. »Sie können meine Familie finden. Und warum? Nun, sie haben ihre Gründe, Mat. Genau, wie ich meine habe. Wer kann schon sagen, welche die besseren sind?« »Seng mich, Perrin. Seng mich! Ich will ja g-g... Siehst du? Ich kann es einfach nicht aussprechen. Als wüßte mein Kopf genau, daß ich es tue, wenn ich es ausgesprochen habe. Ich kann es noch nicht einmal in Gedanken ausdrücken!« »Verschiedene Pfade. Wir sind ja auch schon früher auf verschiedene Pfade gelenkt worden.« »Verschiedene Pfade können mich mal!« knurrte Mat. »Ich habe genug von Rand und den Aes Sedai, die mich auf irgendwelche Pfade schubsen. Ich will zur Abwechslung mal dorthin, wo ich will, und tun, was ich will!« Er wandte sich zur Tür, doch Perrins Stimme ließ ihn innehalten.
    »Ich hoffe, dein weiterer Weg wird ein glücklicher sein, Mat. Das Licht möge dir hübsche Mädchen schicken und dumme Kerle, die mit dir würfeln wollen.« »Ach, seng mich, Perrin. Das Licht möge dir auch all das gönnen, was du dir wünscht.« »Ich denke schon, daß ich das schaffe.« Es klang nicht unbedingt glücklich.
    »Richtest du meinem Pa aus, daß es mir gutgeht? Und meiner Mutter? Sie hat sich immer Sorgen gemacht. Und schau mal nach meinen Schwestern. Sie haben mich sonst immer bespitzelt und meiner Mutter alles erzählt, aber ich möchte trotzdem nicht, daß ihnen etwas zustößt.« »Das verspreche ich dir, Mat.« Mat schloß die Tür hinter sich und schlenderte ziellos weiter durch die Gänge. Seine Schwestern Eldrin und Bodewhin waren immer bereit gewesen, heimzurennen und zu schreien: »Mama, Mat ist schon wieder in Schwierigkeiten. Mat stellt wieder Sachen an!« Besonders Bode war so. Jetzt mußten sie mittlerweile sechzehn und siebzehn sein. Dachten vielleicht schon ans Heiraten. Vielleicht hatten sie schon irgendeinen dummen Bauernlümmel im Visier, ob der Bursche das wußte oder nicht. War er wirklich schon so lange weg? Manchmal schien es ihm, als könne das gar nicht sein. Es war ein Gefühl, als habe er erst vor ein oder zwei Wochen Emondsfeld verlassen. Aber es gab auch Zeiten, wo es ihm wie Jahre vorkam und er sich nur dunkel an die Heimat erinnern konnte. Er erinnerte sich schon daran, wie Eldrin und Bode gegrinst hatten, wenn er Prügel bezogen hatte, aber ihre Gesichter waren unscharf, verschwommen. Die Gesichter seiner eigenen Schwestern! Diese verdammten Lücken in seinem Gedächtnis waren wie Lücken in seinem Leben.
    Er sah, daß Berelain auf ihn zukam, und mußte unwillkürlich grinsen. Trotz ihrer Launenhaftigkeit war sie eine prachtvoll gebaute Frau. Dieses enganliegende weiße Seidenkleid war so dünn wie ein Taschentuch, ganz zu schweigen davon, daß es tief genug saß, um eine beträchtliche Menge schönen, blassen Busens zu enthüllen.
    Er verbeugte sich elegant und überhöflich. »Einen schönen guten Abend, Lady Berelain.« Sie wollte schon ohne einen Blick vorbeirauschen, da richtete er sich verärgert auf. »Seid Ihr taub und blind, Frau? Ich bin kein Teppich, über den man einfach wegläuft, und ich habe doch wohl höflich genug gegrüßt. Wenn ich Euch in den Hintern kneife, könnt Ihr mir ruhig eine Ohrfeige versetzen, aber bis dahin erwarte ich Höflichkeit als Antwort auf Höflichkeit!« Die Erste blieb abrupt stehen und sah ihn auf diese Art an, die Frauen so an sich haben. Sie hätte ihm ein Hemd stopfen können oder sein Gewicht abschätzen oder überlegen, wann er das letzte Mal gebadet hatte. Alles konnte in diesem Blick liegen. Dann wandte sie sich ab und murmelte etwas in sich hinein. Alles, was er davon aufschnappen konnte, war: »... zu sehr wie ich.« Er blickte ihr verblüfft nach. Kein Wort zu ihm! Dieses Gesicht, dieser Gang, und dann die Nase so hoch in der Luft, daß man sich schon fragen mußte, ob ihre Füße überhaupt den Boden berührten. Das hatte er nun davon, wenn er mit ihresgleichen sprechen wollte, ob es nun Berelain oder Elayne war. Adlige, für die man ein Stück Dreck war, wenn man nicht ein Schloß besaß und einen Stammbaum bis zurück zu Artur Falkenflügel. Na ja, er kannte eine mollige Küchenhilfe - gerade richtig griffig -, die ihn nicht für ein Stück Dreck hielt.

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