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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Drachen bereits behilflich war, bevor sie auch nur wissen konnte, daß er mehr war als ein weiterer armer Narr, der die Macht benützen kann. Eine Aes Sedai mit besten Verbindungen in höchste Kreise der Weißen Burg, würde ich sagen, denn sonst würde sie ein solches Risiko nicht eingehen. Jemand aus dem Burgrat? Mehr als nur eine, nehme ich an. Wenn das an die Öffentlichkeit käme, würde es das Machtgefüge der Welt erschüttern. Aber warum sollte es Schwierigkeiten geben? Vielleicht ist es das beste, einen alten Gaukler einfach in seinem Unterschlupf in den Quartieren der Dienstboten in Ruhe zu lassen. Nur ein alter Gaukler, der seine Harfe spielt und Geschichten erzählt. Geschichten, die niemandem schaden.« Falls er es geschafft hatte, ihre Beherrschung ein wenig ins Wanken zu bringen, ließ sie sich davon nichts anmerken. »Reine Spekulation ohne Tatsachen dahinter ist immer gefährlich«, konterte sie ruhig. »Ich verwende absichtlich meinen Familiennamen nicht. Das Haus Damodred hatte schon verdientermaßen einen schlechten Ruf, bevor Laman auch noch Avendoraldera fällen mußte und deshalb Thron und Leben verlor. Seit dem Aielkrieg ist der Ruf dann - ebenfalls verdientermaßen - noch schlechter geworden.« Konnte denn nichts diese Frau erschüttern? »Was wünscht Ihr von mir?« fragte er gereizt.
    Sie zuckte mit keiner Wimper. »Elayne und Nynaeve schiffen sich heute nach Tanchico ein. Eine gefährliche Stadt, Tanchico. Euer Wissen und Euer Geschick könnten helfen, ihre Leben zu erhalten.« Also das war es. Sie wollte ihn von Rand trennen, damit der Junge hilflos ihren Manipulationen ausgesetzt war. »Wie Ihr sagtet, ist Tanchico eine gefährliche Stadt, doch das war sie immer. Ich wünsche den jungen Frauen Glück, aber ich habe nicht die geringste Lust, meinen Kopf in ein Schlangennest zu stecken. Ich bin zu alt für so etwas. Ich habe daran gedacht, einen Bauernhof zu erwerben. Ein ruhiges Leben. Und sicher.« »Ich glaube, ein ruhiges Leben würde Euch umbringen.« Es klang ausgesprochen belustigt, wie sie das sagte. Sie zupfte mit kleinen, schmalen Händen die Falten ihres Kleids zurecht. Er hatte den Eindruck, daß sie ein Lächeln unterdrückte. »Tanchico wäre besser für Euch, und Ihr würdet dort nicht sterben, das garantiere ich, und Ihr wißt, daß ich die Wahrheit sage. Beim Ersten Eid.« Er runzelte die Stirn, obwohl er sich alle Mühe gab, keine Miene zu verziehen. Sie hatte es gesagt, und sie konnte nicht lügen, aber woher wollte sie das wissen? Er war sicher, sie konnte die Zukunft nicht vorhersagen. Er hatte auch schon gehört, daß sie dieses Talent zu besitzen abstritt. Aber sie hatte es gesagt. Verseng doch diese Frau! »Warum sollte ich nach Tanchico reisen?« Sie würde bei ihm auf den Titel verzichten müssen.
    »Um Elayne zu beschützen, Morgases Tochter?« »Ich habe Morgase fünfzehn Jahre nicht mehr gesehen. Elayne war noch ein Kind, als ich Caemlyn verließ.« Sie zögerte, aber als sie schließlich weitersprach, klang ihre Stimme unnachgiebig und hart. »Und Euer Grund, Andor zu verlassen? Ich glaube, das war wegen eines Neffen namens Owyn. Einer dieser armen Narren, wie Ihr es ausgedrückt habt, der die Macht benützen kann. Die Roten Schwestern waren angewiesen, ihn nach Tar Valon zu bringen, wie jeden dieser Männer, aber statt dessen unterzogen sie ihn auf der Stelle einer Dämpfung und überließen ihn der... der Gnade seiner Nachbarn.« Thom warf beim Aufstehen seinen Stuhl um und mußte sich dann am Tisch festhalten, weil seine Knie zitterten. Owyn hatte nach der Dämpfung nicht mehr lange gelebt und war von angeblichen Freunden aus seinem Haus getrieben worden, weil sie es nicht ertragen konnten, neben einem Mann zu leben, der die Macht benutzt hatte. Nichts von alledem, was Thom anstellte, konnte Owyn den Lebensmut zurückgeben oder seine junge Frau daran hindern, ihm innerhalb des gleichen Monats ins Grab zu folgen.
    »Warum...?« Er räusperte sich überlaut und versuchte, seine Stimme weniger heiser klingen zu lassen. »Warum erzählt Ihr mir das?« Auf Moiraines Gesicht zeigte sich Sympathie. Und konnte das auch Bedauern sein? Sicher nicht. Nicht bei einer Aes Sedai. Auch die Sympathie mußte bloße Verstellung sein. »Das hätte ich nicht, wenn Ihr willens gewesen wärt, einfach Elayne und Nynaeve zu helfen.« »Warum, seng Euch! Warum?« »Wenn Ihr Elayne und Nynaeve begleitet, werde ich Euch beim nächsten Zusammentreffen die Namen dieser Roten Schwestern

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